Jens Balkenborg
Filmkritiken von Jens Balkenborg
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In einem türkischen Provinzinternat, in dem begabte Kurden unterrichtet werden, kümmert sich Yusuf um seinen kranken, kaum ansprechbaren Freund Memo. In Ferit Karahans kühlem Drama wird die Bildungsinstitution zum Brennglas einer von starken Machtgefällen durchzogenen Gesellschaft.
Emad Aleebrahim Dehkordis entwirft das Porträt zweier unterschiedlicher, innig verbundener Brüder, die auf ihre je eigene Weise mit dem Tod der Mutter umgehen. Das Debüt erzählt von neureichen jungen Erwachsenen Teherans, von Drogen, Liebe und dem Umgang mit Trauer.
Valeria kommt, wie ihre Schwester Christina ein Jahr zuvor, aus der Ukraine nach Israel, um dort eine arrangierte Ehe einzugehen. Michal Viniks Film ist ein Ermächtigungskammerspiel der nervösen Blicke um die Frage: Freiheit oder (vermeintliche) Sicherheit?
Der Sohn der Ukrainerin Irina wird in der tschechischen Kleinstadt, in der die beiden einen Neuanfang wagen, zusammengeschlagen, wie er sagt. Michal Blaško arbeitet sich mit dokumentarisch blassen Bildern an aktuellen Themen ab: Rassismus, Fake News und politischer Instrumentalisierung von Täter-Opfer-Narrativen.
Ein Mädchen mit einem sehr feinen Riecher entdeckt in der Vergangenheit Wahrheiten über ihre Mutter. Léa Mysius' Film bleibt inhaltlich ambivalent und formal in der Schwebe: ein naturalistisches Mutter-Tochter-Drama, ein Zeitreisefilm und zugleich eine Versuchskonstellation zu Themen wie (traditioneller) Familie, lesbischer Liebe und Erinnerung.
Weil die Eismaschine der Eismacherfamilie kaputt geht, beschließt die 10-jährige, eigentlich vorbildliche Lucy, eine Bank auszurauben. Der Film ist eine sympathisch-überdrehte Freundschafts- und Familiengeschichte inklusive »Oceans Eleven«-Kinderheist, auf Augenhöhe umgesetzt für die junge Zielgruppe.
Ein Tag im Leben von Psychotherapeutin Ina, die versucht, es allen recht zu machen: der pubertierenden Tochter, dem Lebenspartner und der egozentrischen Mutter, die ihren 70. feiert. Katharina Wolls Kinodebüt lebt vom Ensemble, zündet aber insgesamt nicht recht und fühlt sich mehr wie ein boulevardesk-verspielter TV-Abend denn wie Kino an.
Der Film folgt einer Clique um Außenseiterin Masha durch das letzte Schuljahr in einem namenlosen ukrainischen Ort. Kateryna Gornostais mäanderndes Langfilmdebüt sucht nicht das laute Drama, sondern taucht voller Liebe in authentische junge Lebenswirklichkeiten ein.
1877 in einem Örtchen im Juragebirge lernt der russische Anarchist Kropotkin eine Uhrfacharbeiterin kennen. Cyril Schäublin erzählt formal eigensinnig von Anarchismus und der ausbrechenden Hektik des Kapitalismus – und bietet ihr mit Gelassenheit in Tableaux vivants künstlerisch Paroli.
Sharaf wird, zur Falschaussage genötigt, wegen Mordes ins Gefängnis gesteckt. Das Gefängnis, in dem Samir Nasrs Film fast ausschließlich spielt, gerät zum Spiegelbild von arabischen Gesellschaften, die unter Diktaturen und Armut leiden. Ein politisch wichtiger Film mit einigen erinnerungswürdigen Vignetten, der an seiner zerstückelten Inszenierung und schemenhaften Figuren leidet.
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Weitere Inhalte zu Jens Balkenborg
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Mit »Never Rarely Sometimes Always« startet ein Film in den Wettbewerb, der diese Sprache ganz famos beherrscht. Sundance-Gewächs Eliza Hittman hat sich mit ihren beiden vorherigen Filmen »It Felt Like Love« und »Beach Rats« den Ruf als eine der aktuell aufregendsten Independent-Regisseurinnen erarbeitet. Und ihr neuer Film gehört ganz sicher zu den großen Favoriten dieses 70. Berlinale-Jahrgangs.
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»Favolacce« ist eine bitterböse Satire ohne klassische dramaturgische Linien und wirklichen empathischen Anker.
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Da wird es auch im Kinosaal kalt! Meterhoher Schnee, der Wind pfeift, die Huskys jaulen. Und die unwirtliche Berglandschaft ist markant und zerfurcht wie das Gesicht von Willem Dafoe.
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»Le sel des larmes« verspricht so vieles. In betörender Schönheit knistern die Schwarz-Weiß-Bilder von Kameramann Renato Berta über die Leinwand, auch inhaltlich flirtet der Film mit dem klassischen französischen Erzählkino. Aber der Ärger überwiegt.
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»One of These Days« ist Gesellschaftsporträt, Satire, Psycho- und Soziagramm. Zutiefst menschliches und zugleich erschreckendes Kino. Ein Highlight der Berlinale bisher.
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Ein guter Auftakt für die »Perspektive Deutsches Kino«, in der in diesem Jahr auch viele Frauengeschichten erzählt werden.
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Hat der deutsche Film Probleme? Fällt gerade nicht so auf. In diesem Herbst drängt eine Reihe kraftvoller Debüts ins Kino, die belegt: Am Nachwuchs fehlt es nicht. Ein Stimmungsbild
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Im Forum gibt es immer Spannendes zu entdecken. Auf der Suche nach neuen Formen, Strömungen, überhaupt nach innovativen Formaten, versammeln sich dort Filme, die ziemlich weit entfernt sind von dem, was der Volksmund »Mainstream« nennt (oder schimpft, je nachdem...)
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Ach ja, Berlin, du geschichtsträchtige Stadt, du Party- und Hedonistentempel. Wie viele Filme haben davon schon erzählt? Vom Mauerfall, von einer neu entstehenden Subkultur, die sich in leerstehenden Fabrikgebäude austobte und die die neue Freiheit, Exzess und Drogen genoss. David Dietls Dokumentation »Berlin Bouncer« erzählt davon zumindest am Rande
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»Öndög« gehört zu den schönsten Filmen in diesem Jahr. Und zu den ruhigsten. Wang Quan'ans 100 Minuten totale Entschleunigung inmitten der mongolischen Steppe sind ein angenehmes Kontrastprogramm zu dem teils eng getakteten Binge-Watch-Marathon des Festivals