Jens Balkenborg

Filmkritiken von Jens Balkenborg

Zwei Männer, die sich seit Kindertagen kennen, und eine Frau, die zwischen ihnen steht, bis es am geliebten Angelplatz zum Showdown kommt. Max Gleschinskis Debüt »Kahlschlag« ist starkes deutsches Indie-Kino, ein Heimatthriller über die Geister der Vergangenheit
Dokumentarfilmerin Evelyn Schels porträtiert die vier Künstlerinnen Marina Abramović, Shirin Neshat, Katharina Sieverding und Sigalit Landau. Der Film erzählt von der Verquickung von Kunst und Biografie und vom Körper als politisch-künstlerische Projektionsfläche. Dies leider oberflächlich und wenig inspirierend
Inspiriert von einem wahren Fall, entwirft Rosa von Praunheim das Psychogramm eines Mörders, der Männer mit einem Drogencocktail tötet. Am stärksten ist der wild durch die Jahrzehnte springende Film, wenn er sich auf die Beziehung zwischen den schwulen Männern und auf seinen schwer greifbaren Protagonisten konzentriert
Als ihr Mann stirbt, begehrt eine Milchbäuerin in der isländischen Provinz gegen die mafiösen Machenschaften der Bauernkooperative auf. Grímur Hákonarson erzählt mit augenzwinkernden Genre-Entlehnungen von Empowerment in undemokratischen Systemen. In der ersten Hälfte spannend, mündet »Milchkrieg in Dalsmynni« in einer etwas übers Knie gebrochenen und letztlich zu einfachen Auflösung
Eine chinesische Familie verschweigt der Großmutter, dass sie sterbenskrank ist. Basierend auf eigenen Erlebnissen porträtiert Lulu Wang einen familiären Abschied. »The Farewell« ist eine tonnenschwere, federleichte, bitterschöne Tragikomödie
Regisseurin Teona Strugar Mitevska rechnet mit verkrusteten patriarchalen Strukturen und der Ungleichheit zwischen Mann und Frau in Nordmazedonien ab: »Gott existiert, ihr Name ist Petrunya«
Pia Hellenthal porträtiert die junge Italienerin Eva Collé, die scheinbar alles aus ihrem Privatleben im Internet teilt. Ein furioses, nachhallendes Debüt, in dem geschickt die Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion ausgehebelt werden
Ein Jahr lang hat Sobo Swobodnik das Treiben auf der Kreuzung vor seiner Wohnung in Berlin festgehalten. Schön Idee, die zwischen bedeutungsvoll und banal schwankt
Maryam Zaree wurde 1983 im berüchtigten Gefängnis von Evin im Iran geboren. In ihrem Debütfilm »Born in Evin« macht sich die Schauspielerin auf Spurensuche. Was holprig beginnt, entwickelt sich zu einem sehr persönlichen Film gegen die Verdrängung
In einer Universität wird zum Klimawandel geforscht, während ein Professor Verhaltensexperimente in der Mensa durchführt und eine Unternehmensberaterin auf eine Evaluation vorbereitet. Max Linz' etwas schablonenhafte Wissenschaftssatire »Weitermachen Sanssouci« überzeugt nur in wenigen Szenen