Jens Balkenborg
Filmkritiken von Jens Balkenborg
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Gerd Conradt diskutiert mit Protagonisten aus Kunst, Politik und Wissenschaft die zweifelhaften Methoden der digitalen Gesichtserkennung. »Face_It!« ist ein Gedanken anregender, kritischer und politisch wichtiger Film, der teils unnötig pädagogisch daherkommt
»Victoria«-Regisseur Sebastian Schipper schickt einen geflüchteten Kongolesen und einen Engländer durch Europa: ein holprig geratenes Roadmovie mit einer arg pädagogischen Flüchtlingsgeschichte, das als Buddymovie dennoch gut funktioniert
Weil er die Scheidungsformel »talaq« auf die Mailbox seiner Frau brüllt, muss der gläubige Muslim Oray drei Monate getrennt von ihr leben. Mit seinem starken Debüt gelingt Akif Büyükatalays ein sozialrealistisches Kino der Zwischentöne, fernab vom Culture-Clash- oder Problemfilm-Duktus
Der Film porträtiert den Influencer Max Herzberg und seinen Kreis, der in Social-Media-Kanälen mit Gewalt und Exzess verherrlichenden Videos mit rechten Tendenzen erfolgreich ist. »Lord of the Toys« wird mangelnde Distanz vorgeworfen, aber er erweist sich als kluge und vielschichtige Doku über die dunklen Seiten der Generation Internet
Zwölf Jahre nach »Klassenleben«, seinem Porträt über eine Inklusionsklasse, trifft Dokumentarfilmer Hubertus Siegert in »Die Kinder der Utopie« die Protagonisten von damals wieder. Herausgekommen sind sechs Coming-of-Age-Geschichten und ein sympathisches Statement für inklusive Pädagogik
Lola Randl zieht mit Kind und Kegel von Berlin aufs Land und kauft dort eine alte Gärtnerei. In ihrem autofiktionalen Dokumentarfilm »Von Bienen und Blumen« nimmt die Regisseurin den Zeitgeist aufs Korn
Der Möbelpacker Walter trifft bei einer Zwangsräumung zufällig auf seinen Sohn, den er Jahrzehnte nicht gesehen hat. David Nawraths Spielfilmdebüt »Atlas« kommt teils bedeutungsschwanger daher, ist aber dennoch eine originelle Erzählung über den »kleinen Mann« und die virulente Mietproblematik
In einem menschenfeindlichen, vom Schneesturm gepeitschten Moskau lässt eine mittellose Kirgisin ihr Neugeborenes im Krankenhaus zurück und kämpft ums Überleben: Sergey Dvortsevoys Film »Ayka« ist das erschütternde Porträt einer Mutter am Abgrund. Für ihr packendes Spiel wurde Samal Yeslyamova in Cannes ausgezeichnet
Ein Heavy-Metal-Fan verletzt sich bei der Arbeit an der größten Jesusstatue der Welt so stark, dass ihm ein neues Gesicht transplantiert wird. »Die Maske« ist ein Rundumschlag gegen die Zustände in der polnischen Gesellschaft, gegen die Medien, katholische Bigotterie und die Konsumgesellschaft. Ein sperriges, distanziertes Lehrstück
Eine rechtsradikale Terrorzelle, zwei Männer, eine Frau, zwei Stunden mit kaputten Triebgesteuerten, die brüllen, vögeln und Menschen mit Migrationshintergrund töten. Radikales Kino am Abgrund, man kann Jan Bonnys Film »Wintermärchen« nicht mögen