Jenni Zylka

Filmkritiken von Jenni Zylka

Donald Trump (Sebastian Stan) erklettert die Karriereleiter, renoviert Skyscraper, wühlt sich in Politik und Schickeria und heiratet Model Ivana (Maria Bakalova). Als sein Meister fungiert Anwalt Roy Cohn (Jeremy Strong), dessen ambivalenter Charakter enorm erzählenswert ist. So funktioniert der Film von Ali Abbasi nicht nur als Persönlichkeitsanalyse, sondern als Beschreibung des Ultra-Kapitalismus, der die USA bis heute prägt.
Die von den Nerds argwöhnisch beäugte Geschichte ist eine Gothicromanze, wie sie im 19.-Jahrhundert-Buche steht, inklusive Rimbaud-Lektüre und Joy Division-Soundtrack. Und Skarsgård und Twigs spielen den tumben, gewalttätigen Plot nonchalant weg.
Ein visionärer Architekt will eine Stadt umbauen, ein Bürgermeister ist dagegen. Dieser – vielleicht – bewusst schlecht verrührte Mix aus Allegorie und Überdeutlichkeit, Male Gaze und Schauspielkunst wird mit Glück in jener Zukunft goutiert, in der er spielt.
In der von Eli Roth inszenierten Realfilm­adaption des Videogames schaut man ein paar tendenziell spannenden Charakteren dabei zu, wie sie um sich ballern, nur ohne Belohnung. Das ist genauso lahm, wie es klingt.
Salomonowitz' frei durch unterschiedliche Zeitebenen mäanderndes Biopic zeigt eine gallige, radikal egozentrische, und dabei enorm konsequente Künstlerin, deren Körperhülle eine überwindbare Grenze darstellt. In seiner bildhaften Bitterkeit wird der Film ihr gerecht.
Khedidja und ihre beiden Töchter erleben auf Korsika »Othering«: Ihre Schwarzen Körper sind zwischen den weißen Korsen und Korsinnen »Fremd-Körper«. Der subtile Film erzählt von komplexen Familienbeziehungen und sexuellem Erwachen.
Manning Walker inszeniert nicht nur die Lebenslust und sexuelle Energie ihrer Protagonistinnen, sondern findet subtile Bilder für deren Angst. Mit der Entscheidung, aktuelle Diskurse um Deutungshoheit und die Definition von sexuellen Übergriffen ins Zentrum zu stellen, schafft der Film etwas, was bei Gesprächen zum Thema oft fehlt: Die Atmosphäre zu etablieren, die zu solchen Erlebnissen (meist) junger Frauen führt.
Klischees vom Künstler als narzisstisches großes Kind zwischen Wahnsinn, Obsession und Genie sind in ihrer visuellen und sinnlichen Pracht oft unterhaltsam. Mary Harrons Stippvisite im Zauberuniversum »Dalíland« kratzt dennoch selten an der Oberfläche, unter der bei Dalí so vieles brodelt.
Trotz interessanter Zutaten will sich Maïwenns Historien-Biopic über Jeanne (Maïwenn), eine ehrgeizige Mätresse von König Louis XV (Johnny Depp) nicht wirklich zu einem Ganzen zusammenfügen.
Auch nach dem Tod des Black Panthers soll wieder jemand in die strapazierfähige Rüstung mit den Panther-Öhrchen steigen, um das ewige Königreich gegen die grünliche Unterwassernation Talocan zu verteidigen. Die gewohnte Ernsthaftigkeit lässt das Epos zuweilen ein wenig eifrig wirken: In jeder Sekunde geht es um alles. Doch schicker als die vorbildlich geschlechtergerecht agierenden, selbstermächtigten Wakandaner:innen kann man kaum in den Krieg gegen Nöcks und Nixen ziehen.

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