Kritik zu James Bond 007 – Spectre
Mal schnell die Welt retten: »James Bond 007 – Spectre« zieht sich wacker aus der Affäre
Bei kaum einem anderen Film in diesem Jahr, sieht man einmal vom im Dezember startenden siebten Teil der »Star Wars«-Saga ab, dürften die Erwartungen höher gewesen sein als beim neuen Bond-Vehikel, der, nach offizieller Zählung, 24. Ausgabe. Die Dreharbeiten zu den Bond-Filmen unterliegen ja strengster Geheimhaltung, so dass vorab immer nur wenig über die Handlung und den Film überhaupt nach draußen sickert, etwa der Bond-Song, in diesem Jahr von Sam Smith, »Writing's on the Wall«. Die Filme um den Agenten mit der Doppelnull sind ja durchaus formelhaft gestrickt, und deshalb stellen sich Fragen innerhalb des Bond-Universums ganz natürlicherweise: Wie wird der Bösewicht sein und die Bond-Girls? Oder die technischen Gadgets?
Nun, Sam Mendes (»American Beauty«) hat in »Spectre«, seinem zweiten Bond-Film das Alte und das Neue hervorragend verlinkt, hat das Genre modernisiert und mit einer eigenen Handschrift versehen. Schon die Pre-Title-Sequenz, die legendäre Action, bevor der berühmte Bond-Vorspann kommt, ist atemberaubend. »The Dead Are Alive« lauten die ersten Worte in Bond Nummer 24. Bond ist in Mexico City, und die Kamera folgt ihm, minutenlang in nur einer Einstellung, von der Parade zum »Tage der Toten« in ein Hotelzimmer, auf den Balkon und auf das Dach eines anderen Hauses, von wo aus er einen Attentäter erschießen will. Was ihm natürlich erst nach einigen atemberaubenden Kämpfen, unter anderem an Bord eines Helikopters, gelingt.
»The Dead Are Alive«: die entscheidenden Hinweise für diesen ersten Einsatz kamen von M, allerdings nicht vom aktuellen Amtsinhaber (Ralph Fiennes), sondern von dessen, im vorherigen Bond »Skyfall« verstorbenen Vorgängerin (Judi Dench) per Videobotschaft. Und auch später wird die Handlung, ohne hier viel verraten zu wollen, mit der persönlichen Geschichte von 007 verbunden sein. Die weibliche M hat Bond einmal als ein »Relikt des Kalten Krieges« bezeichnet, und in »Spectre« steht das Doppelnull-Programm mit dem Rücken zur Wand. Der Chef des Centre for National Security, kurz C genannt (Andrew Scott) will es abschaffen und durch eine Organisation, die die weltweiten Datenströme kontrolliert, ersetzen – ein Hauch von Edward Snowden durchweht nun auch Bond ... 007 wird von M nach den Zerstörungen, die er in Mexiko hinterlassen hat, erst einmal supendiert und macht sich, wieder einmal, auf eigene Faust auf die Suche nach dem Terrornetzwerk Spectre. Das führt ihn nach Rom zur Witwe des Attentäters (Monica Bellucci in einem kurzen Auftritt) und nach Österreich, wo er die Tochter seines früheren Feindes, Dr. Madeleine Swann (Léa Seydoux), trifft. Auch hier deutet sich eine Tendenz der letzten Bonds an: Dr. Swann ist weniger Bond-Girl denn Gefährtin – wenn sie auch einmal in einem aufregenden Abendkleid auftritt. Und Bond verliebt sich in sie, was in einem früheren Bond, »Casino Royale« (2006), schon einmal fatale Folgen hatte ...
»Spectre« hetzt seinen Helden atemlos durch spektakuläre Schauplätze und Stunts, wunderbar fotografiert von Kameramann Hoyte van Hoytema, bis hin zum Showdown in London; die epische Länge von zweieinhalb Stunden merkt man nicht. Endlich wieder einmal will der Bösewicht (Christoph Waltz) ganz hoch hinaus: es geht um nichts weniger als die Kontrolle der Welt. Und wieder muss Daniel Craig als 007 (der im Anzug eher wie ein Buchhalter aussieht) ordentlich was einstecken in einer der süffisantesten Folterszenen der Bond-Geschichte. Regisseur Sam Mendes gelang einer der besten Bonds dieses Jahrhunderts.
Kommentare
Spectre
»SPECTRE« hetzt seinen Helden atemlos durch spektakuläre Schauplätze und Stunts, wunderbar fotografiert von Kameramann Hoyte van Hoytema, bis hin zum Showdown in London; die epische Länge von zweieinhalb Stunden merkt man nicht.
Ich habe beim Lesen einer Filmkritik noch nie so gelacht wie an dieser Stelle.
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