Hollywood und wie es sich selbst sieht

Jenseits des fast zu Tode zitierten Klassikers "Sunset Boulevard" blicken unsere Autoren zurück auf die Geschichte der Traumfabrik – gespiegelt in traumhaften Filmen
"Hollywood Sign"

David Cronenberg behauptet, sein neuer Film Maps to the Stars, sei keine Hollywoodsatire. Es kommt aber ziemlich viel Hollywood darin vor: Schauspieler, Agenten, Therapeuten, Star Wars, Drogen, Morde und weiße Ledersofas. Und eigentlich sieht ja ohnehin kaum ein Film über Hollywood aus wie der andere

 


 

The Player

»The Player« (1992)

Acht Minuten dauert die Eröffnungs-Plansequenz, in der die Kamera kreuz und quer über ein Studiogelände wandert und eine Vielzahl wechselnder Figuren verfolgt. Mittendrin ein Dialog über die legendäre Anfangsszene in Orson Welles’ Touch of Evil, die nicht mal halb so lang war. Angeberei? Altman’sche Ironie. Ja, das sei eine prätentiöse Szene, sagte er selbst dazu. Er habe sie gemacht, um sich über Filmemacher, über sich selbst und über die Filmbuffs lustig zu machen, die solche Spielereien wichtig finden.
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The Last Tycoon – Der letzte Tycoon

»Der letzte Tycoon« (1976)

Ist es nicht bemerkenswert, dass nach der Blüte des New Hollywood so viele Veteranen des alten – Elia Kazan, Billy Wilder, Blake Edwards – Filme über Produzenten drehten? Dass sie nicht Regisseure zu ihren Protagonisten machten, spiegelte gewiss bittere Erfahrungen und bewies Voraussicht. Nicht weniger bemerkenswert ist es, dass F. Scott Fitzgerald keinen Drehbuchautor, sondern einen Studiochef ins Zentrum seines letzten Romans rückte.
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Der Stand der Dinge

»Der Stand der Dinge« (1982)

Eine kleine Gruppe Überlebender kämpft sich durch eine gelbstichig verbrannte, ausgedörrte Endzeitwelt, zur Küste dem Wasser entgegen. Jäh beendet ein Schnitt die Illusion: Die Welt wird schwarz-weiß, ein Regisseur (Patrick Bauchau, der eigentlich Schauspieler ist) fragt den Kameramann (Sam Fuller, der eigentlich Regisseur ist): »Wie war es dieses Mal? Haben wir den Glanz in den Augen?«
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The Day of the Locust – Der Tag der Heuschrecke

»Der Tag der Heuschrecke« (1975)

Die Welt unterhalb der riesigen Lettern des legendären Schriftzugs »Hollywoodland« ist ein einziges Katastrophengebiet. In den Straßen und Häusern von Los Angeles, in den Studios und Büros, den Bars und Bordellen, regieren Lügen und Illusionen, blanke Apathie und schließlich nur noch nackte Gewalt. Gleich zu Beginn erzählt seine Vermieterin dem gerade in L. A. angekommenen Set-Designer Tod Hackett von einem Erdbeben, das die Stadt vor einiger Zeit erschüttert hat. Der große Riss in einer der Wände seines Apartments ist zugleich Memento und Menetekel. Der Untergang ist unvermeidlich, auch wenn Tod erst einmal eine Blume in den Spalt schiebt.
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Barton Fink

»Barton Fink« (1991)

Hollywood ist das moderne Babylon. Während Kenneth Angers Sittengeschichte Hollywood Babylon vorwiegend von erschütternden Bildern gefallener Filmgötter lebt, haben die Coens in ihrer Kritik an der Traumfabrik den Aspekt der babylonischen Sprachverwirrung aufgegriffen. Barton Fink, der Broadwayautor in ihrem gleichnamigen Film von 1991, ist noch nicht richtig angekommen in Hollywood, als er schon so ausgebrannt ist wie sein Vorbild, die an William Faulkner angelehnte Figur des trunksüchtigen Schriftstellers W. P. Mayhew. Dabei soll Barton doch nur das Skript für einen trivialen Catcherfilm liefern.
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The Bad and the Beautiful – Stadt der Illusionen

»The Bad and the Beautiful« (1952)

Vincente Minnelli ist der unumstrittene Meister des Melos und des Musicals. In diesen zwei essentiellen Hollywoodgenres baut er stets ein komplexes Spannungsfeld auf zwischen Sehnsucht und Illusion, Show und Wirklichkeit, Lüge und Wahrheit. Minnelli, der zudem der Ehemann von Judy Garland und der Vater von Liza Minnelli war, ist also geradezu prädestiniert, Filme über Hollywood und das Kino im Allgemeinen zu machen. Zweimal hat er Anatomien der Traumfabrik geschaffen: 1952 mit The Bad and the Beautiful und 1962 (gleichsam als Fortsetzung) Two Weeks in Another Town – Filme über das Durcheinander von Leben und Fiktion, von Intrige und Magie, die in Godards Le Mepris nachwirken.
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A Star Is Born – Ein Stern geht auf

»A Star Is Born« (1937)

William A. Wellman, eigentlich ein Regisseur harter Männergenres, prägte Ende der Dreißiger in A Star Is Born einige der schlagkräftigsten Motive und Themen des Minigenres »Hollywood über sich«: Wie werden Stars gemacht? Wie funktioniert das Business? Der Star als Konsumideal, der Star-Körper als Schlachtfeld, die Star-Ehe als Krisenzone . . . Esther Victoria Blodgett (Janet Gaynor), ein pragmatisches Mädchen aus der Provinz, kommt nach Hollywood, um Schauspielerin zu werden – den schwedischen Akzent von Greta Garbo hat sie zu Hause im Stall geübt.
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Gods and Monsters

Die Geburt des Hollywood-Monsters aus dem Schrecken des Krieges: Als er 1931 Frankenstein und vier Jahre später Bride of Frankenstein für das Hollywood-Studio Universal dreht, fand der Regisseur James Whale eine Möglichkeit, die traumatischen Erinnerungen, die er als britischer Kriegsteilnehmer in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs erfahren hatte, auf die Leinwand zu bannen. Doch die Erinnerungen haben ihn auch 26 Jahre später noch nicht losgelassen, als er in seiner Villa das beschauliche Leben eines Pensionärs führt.
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In a Lonely Place

»In a Lonely Place« (1950)

Der Verdacht begleitet das Kino von seiner Geburt an: dass das, was auf der Leinwand zu sehen ist, irgendwie ansteckend sein könnte für die Zuschauer. Noch älter ist wahrscheinlich das Vorurteil gegen die Autoren: dass wer sich eine Mordgeschichte in allen Details ausdenkt, auch fähig wäre, selbst die Tat zu begehen. Die Vorstellung von Hollywood als Sündenpfuhl nährt sich so auch aus der imaginierten Nähe von Fantasie und Tat. Der von Humphrey Bogart gespielte Drehbuchautor in Nicholas Rays In a Lonely Place (Ein einsamer Ort) erscheint da als typischer Fall.
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Tropic Thunder

»Tropic Thunder« (2008)

Geplant war der ultimative Anti-Vietnamkriegsfilm. Doch die drei Promi-Darsteller nerven den britischen Regieneuling derart, dass er sie, zusammen mit zwei weiteren Darstellern, im Dschungel aussetzt. Dort sollen sie, von versteckten Kameras beobachtet, improvisieren. Dogma – toll! Sorglos chargieren die fünf durchs Gelände und kommen, stets im Glauben, sich in einem Filmdreh zu befinden, echten Heroindealern in die Quere.
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