03/2015

In diesem Heft

Tipp

Nach 16 Jahren kommt Harms aus dem Knast und erhält ein verlockendes Angebot für den großen Coup. Deutscher Gangsterfilm, ohne Förderungsgelder von Regisseur und Hauptdarsteller selber gestemmt
Ob man Frank Capras »American Madness« von 1932 oder doch schon die Doku »American Falls« von 1896 als den Beginn ansetzt, das »American«-Franchise ist das vielseitigste seiner Art ...
DVD-Premiere: »The Immigrant«, der fünfte Film von James Gray mit Marion Cotillard, Joaquin Phoenix und Jeremy Renner
Til Schweiger sprach am 5.3. im Deutschen Filmmuseum mit Rudolf Worschech über seinen Film »Honig im Kopf«

Thema

Unsere "Steile These" des Monats März
Anlässlich des neuen »Shaun das Schaf«-Films wagen wir einen Rückblick auf vierzig Jahre Plastilinkult. Und betreiben ein bisschen Shoptalk mit Aardman-Mitbegründer David Sproxton
Aber eigentlich ist Maggie Smith ganz anders – selbstironisch und unkonventionell
Das Kino manipuliert die Vergangenheit und fragt sich: Hätte es auch anders laufen können? Georg Seeßlen über das Genre der Alternative History
Als »freches Mädchen« hat sie angefangen, heute scheint Charlotte Gainsbourg vor nichts zurückzuschrecken und entblößt nicht nur ihren Körper, sondern auch die Seele. Gerhard Midding porträtiert die französische Ausnahmeschauspielerin
Die Regierung Putin will den Film in die Pflicht nehmen: Kritik am System ist nicht mehr vorgesehen. Das belegt die Debatte um das düstere Drama »Leviathan«, das eine durch und durch korrupte Gesellschaft zeigt. Trotzdem gibt es eine rebellische Arthouse-Szene. Eine aktuelle Bestandsaufnahme von Barbara Wurm

Meldung

Wolfgang Murnberger, 54, Regisseur und Drehbuchautor, kommt aus Wiener Neustadt und wurde in den Neunzigern mit »Ich gelobe« und »Auf Teufel komm raus« bekannt. Der Oberösterreicher Josef Hader, 53, gehört zu den populärsten Kabarettisten des Landes und war als Schauspieler in rund zwanzig Filmen zu sehen. Zusammen haben die beiden vier »Brenner«-Krimis von Wolf Haas auf die Leinwand gebracht. Der neue, »Das ewige Leben«, startet am 19. März
Triumph des Schweizer Films: Beim 36. Filmfestival Max Ophüls Preis Saarbrücken, dem wichtigsten Treff des deutschsprachigen Filmnachwuchses, überzeugte das eidgenössische Kino

Filmkritik

Andrej Swjaginzews Film »Leviathan« ist ein Meisterwerk, universelle Fabel und Anklageschrift gegen die Verhältnisse im heutigen Russland in einem, vermittelt durch eine sorgfältige und detailreiche Schilderung totalitärer Verhältnisse und durch eine bisher so nicht dagewesene bildgewaltige Inszenierung
Die gute Nachricht ist: der Film ist dramatischer und stilsicherer als der Megaseller, der als Vorlage diente. Die schlechte lautet: Sex ist hier kein Spaß, sondern leider nur das Opfer, das die junge hübsche Studentin Ana auf dem Alter der romantischen Zweierbeziehung bringt
Kenneth Branaghs Verfilmung des Märchenstoffs ist keine politisch korrekt ausgelegte Modernisierung, sondern eine ins Romantische-Opulente verliebte Version, die sich aufs Schwelgen versteht
Das Rentnerdasein schlägt Michel auf den Magen, seine Frau hält es mit dem Brummbär kaum aus, da kommt die frisch verwitwete alte Mutter ins Krankenhaus. Ruhender Pol in den ausbrechenden Tumulten ist ausgerechnet ihr Sohn, ein verbummelter Student. Eine französische Komödie über die Liebe, die da ist, auch wenn man voneinander wegläuft
Der vielstimmige Dokumentarfilm von Hauke Wendler und Carsten Rau schlägt eine Brücke zwischen dem bitteren Schicksal von Flüchtlingen und den Beweggründen der Asylgegner
Der Kölner Regisseur Kadir Sözen (»Winterblume«, »Gott ist tot«) mixt in seinem in allen Parts vorzüglich besetzten und nach Fernsehspielart inszenierten Mutter-Sohn-Drama differenzierte Beobachtung mit klischeehaft kolportagehaftigen Elementen
Die Tochter taubstummer Eltern will ausgerechnet als Sängerin ihr Glück machen: Diese französische Erfolgskomödie ist zwar inhaltlich flach, jedoch in ihrer geglückten Mischung aus Burleske, Drama und Chansons von Michel Sardou ein todsicherer Crowdpleaser
Ein Priester hat mehre Jungen missbraucht. Gerd Schneider nimmt den Fall zum Anlass, um in seinem Spielfilmdebüt »Verfehlung« über den Umgang mit Missbrauch in der katholischen Kirche komplex und authentisch nachzudenken
Auf seiner dokumentarischen Reise entlang der Schwarzmeerküste zeichnet der Dokumentarfilmer Stanislaw Mucha mit viel Humor ein sehr eigenwilliges Sittenbild an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien
Eine Familie wird auf eine harte Probe gestellt: Dank einfühlsamer Bildsprache und Julianne Moores herzzerreißend subtilem Spiel gewährt die Geschichte einer strahlend erfolgreichen Frau, die sich langsam auflöst, intime Einblicke in die Wahrnehmungsweise von Alzheimerkranken: »Still Alice«
Shaun das Schaf will endlich eine Auszeit vom täglichen Allerlei: Mit bestem britischem Humor und großer Detailbesessenheit ist den Aardman Studios wieder ein oscarverdächtiger Animationsfilm gelungen
Verhexte Grusel-Fantasy für Teenager: In Sergei Bodrows Verfilmung des Erfolgsromans »Spook – Der Schüler des Geisterjägers« erledigen etablierte Schauspielgrößen wie Jeff Bridges und Julianne Moore Dienst nach Vorschrift – und überlassen den CGI die Zauberei
Moderne Schiller-Adaption, die den tödlichen Bruderzwist ins Luxemburg des 21. Jahrhunderts verlegt und in eine krude Räuberpistole verwandelt. Der Film schwankt zwischen Drama, Trash und unfreiwilliger Karikatur und ist in handwerklicher Hinsicht eine Zumutung
Nach so hochkomplexen politischen Filmen wie »Das Schiff des Torjägers« und »Carte Blanche« hat die Schweizer Dokumentaristin Heidi Specogna jetzt einen ganz persönlichen Film über einen sympathischen Politiker gemacht, der ihr über die Jahre zum Freund geworden ist
Das fortschreitende Vergnügen einer Geschlechtsumwandlung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Fantasien am Werke sind, die den Regisseur François Ozon seit dem Beginn seiner Karriere begleiten. Nicht immer kommt dabei mehr als ein originelles Kabinettstück heraus – meisterlich gespielt
Weder Spiel-, noch Dokumentarfilm, eher eine Art bebildertes Gedicht des afrikanischen Lyrikers Ben Okri, ein Bilderreigen von eigener Kraft, aber weit von der Geschichte entfernt, die ihm zugrunde liegt. Hier wäre mehr Klarheit sicherlich hilfreich gewesen
Sein Leben verändern und sich dabei filmen: Ein Finne räumt seine Wohnung leer und will ein Jahr lang nur ein Stück pro Tag zurückholen. Was als Reflexion über Konsum und Überfluss beginnt, verkommt zur bloßen selbstverliebten Nabelschau
Im Stil des New-Hollywood-Kinos hervorragend inszeniertes Drama über einen Unternehmer (Oscar Isaac), der im korrupten New York des Jahres 1981 um seine Existenz kämpft. Exzellent gespielt und hintersinnig geschrieben
Mit durchaus didaktischem Duktus erzählt der äthiopische Regisseur Zeresenay Berhane Mehari in seinem hintergründigen Gerichtsfilm vom brutal-frauenfeindlichen Patriarchat in seinem Heimatland, wo sein Film politische Konsequenzen hatte
Ein blinder Teenager verliebt sich in seinen neuen Klassenkameraden. Der Brasilianer Daniel Ribeiro erzählt in seinem Debüt eine klassische Coming-of-Age-Geschichte, allerdings auf eine so wunderbar eigensinnige Weise, dass sie nie ihre Wirkung verfehlt
Ein interessierter Film über die Scorpions, eine der auch international erfolgreichsten deutschen Bands. »Forever And A Day« ist zugleich ein Film über die Schwierigkeit, Abschied zu nehmen, und über das große Wort: »Rock ’n’ Roll can never die«
Diesmal ist der Brenner so ziemlich am Ende und kehrt in seine Heimatstadt Graz zurück. Wo natürlich wieder was passiert. Der vierte Krimi von Wolfgang Murnberger/Josef Hader/Wolf Haas ist gewohnt schwarzhumorig
Die Affäre einer Highschool-Lehrerin zum Nachbarsjungen wird bedrohlicher als angenommen. Regisseur Rob Cohen inszeniert seinen Film mit den üblichen Mitteln des erotischen Thrillers, folgt dabei aber leider den öden Vorstellungen seiner Produzentin: Jennifer Lopez
Jonas Grosch und Carlos Val wollen einfach zu viel in ihrem ersten gemeinsamen Film. Die Komödie über eine lesbische Fotojournalistin, die ihren besten Freund zurückgewinnen will, soll Generationsporträt und Romcom nach amerikanischem Vorbild sein. Nur kommen die beiden Seiten einfach nicht zusammen
2010 beeindruckte Gianfranco Rosi mit seinem extrem reduzierten und eindringlichen Auftragskillerporträt »El Sicario – Room 164«. Sein jetziger Versuch in der großen dokumentarischen Form hat ihm vor zwei Jahren den Golden Löwen eingebracht, lässt Nichtitaliener bei manchen Sequenzen aber auch ratlos zurück
Clint Eastwoods Verfilmung der Memoiren des »tödlichsten Scharfschützen der US-Armee-Geschichte« Chris Kyle mag als Männerporträt im Western-Stil funktionieren, ist als Kriegsfilm aber mehr als bedenklich
Nach den verhaltenen Dramen »Wolke 9« und »Halt auf freier Strecke« findet Andreas Dresen mit der Adaption des Romans von Clemens Meyer einen neuen Stil. Episodisch, aber nie zerfahren, in drängenden Montagen und rührenden Mikroporträts erzählt »Als wir träumten« von einer Gruppe Jugendlicher, die in Leipzig die Jahre nach der Wende erlebt
BenoÎt Jacquot verstrickt Charlotte Gainsbourg, Chiara Mastroianni und BenoÎt Poelvoorde in einem romantischen Thriller und erweist sich erneut als Meister des verbotenen Begehrens
Die Weltraumoper der Wachowskis erzählt die märchenhafte Geschichte einer jungen Erdenfrau, die in intergalaktische Verwicklungen gerät. Ein Film, der in visuellen Exzessen schwelgt und damit durchaus beeindruckt, sich aber nicht entscheiden kann, ob er Kunst oder Camp sein will

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