Kritik zu My Stuff – Was brauchst du wirklich?

© Rise and Shine

2014
Original-Titel: 
Tavarataivas
Filmstart in Deutschland: 
05.03.2015
L: 
80 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Ein junger Mann räumt seine Wohnung aus, will ein Jahr lang nur jeweils eine Sache zurückholen und sich dabei filmen. Die spannendste Frage lautet: Am wievielten Tag holt er die Zahnbürste?

Bewertung: 2
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Der Finne Petri, 26, in Helsinki wohnend, wurde gerade von seiner Freundin verlassen. Nun sitzt er in seiner Wohnung und schaut sinnsuchend um sich. Aus dem Off verkündet er: »Ich wollte mein Leben ändern und mich dabei filmen.« "Ich-Experimente" im Stil von »Ein Jahr ohne Internet« oder »Zwei Wochen mit Bart« sind populärer denn je. Petri, als junger Mann des wohlhabenden Westens mit 26 Jahren schon von so viel Besitz umgeben, dass es ihn nervt, denkt sich Folgendes aus: Er räumt das gesamte Inventar seiner Wohnung in eine »storage unit« und plant, für ein ganzes Jahr jeweils nur eine Sache pro Tag zurückzuholen. Wie ernst es ihm damit ist, demonstriert er, indem er sich dabei filmt, wie er nackt durch die Straßen eines winterlichen Helsinkis rennt. Ja, er hat wirklich die gesamte Wohnung ausgeräumt, inklusive aller Klamotten und Toilettenutensilien.

Dieser Ansatz überrascht zwar in seiner Radikalität, verleiht dem Vorhaben aber einen Survival-Aspekt. Wo man als Zuschauer zunächst ein Nachdenken über Konsumgesellschaft und Überfluss erwartet hätte, sieht man sich vor existenziellere und zugleich simplere Fragen gestellt. Wenn man gar nichts hat, weder am Leib noch in der Wohnung, wonach greift man als Erstes? Petri holt sich einen langen Mantel, der ihm auch als Schlafsack und Handtuch dient. Später kommt ein Bettbezug dazu. Den Einzug der Matratze feiert er als zivilisatorischen Fortschritt. Doch wie lange wird er es ohne Zahnbürste aushalten?

Leider ist das die Folge des »radikalen« Ansatzes: Den Großteil seiner Zeit verdaddelt Petri Luukkainen mit Fragen, die beim nächsten Campingaufenthalt relevant werden könnten, aber wenig zum Nachdenken über den Überfluss der Dinge in all unseren Wohnungen beitragen. Dass er seine Großmutter weise Dinge wie »Dinge allein schaffen kein Zuhause« aufsagen lässt, verleiht dem Ganzen auch keine Tiefe. Stattdessen bietet My Stuff ein Paradebeispiel dafür, wie filmische Nabelschau als Gesellschaftskritik verbrämt wird.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt