09/2012

In diesem Heft

Filmkritik

Aus dem Zusammentreffen einer Familie am Wochenende wird ein Zusammenbrechen. Hans-Christian Schmid hat sein leises Drama »Was bleibt« mit einem großartigen Ensemble wohlüberlegt in Szene gesetzt
In dieser vor Klischees strotzenden, aber dennoch schwungvoll inszenierten Komödie wandelt Sebastian Bezzel in den Fußstapfen von Monaco Franze
Mit diesem poetischen Roadmovie über die eigenen Gesetze des Erinnerns eröffnet Didi Danquart einen filmischen Raum, der sich nicht jedem Zuschauer erschließt
Mit seiner Verfilmung von Terence Rattigans Theaterstück schließt Terence Davies direkt an die unvergänglichen Meisterwerke von David Lean und Douglas Sirk an
Reinhold Messner und seine verbissene Sehnsucht nach den Grenzen des Machbaren: Der Film verbindet Recherche mit persönlichen Aussagen Messners zu einer heldenhaften Biografie, der jeder kritische Ton fehl
Fernando Trueba setzt dem Latin Jazz ein Denkmal in Form eines Animationsfilms: eine wechselvolle, berührende und hocherotische Liebesgeschichte um unwiderstehliche Rhythmen und die Fremdheit, die zwischen den USA und Kuba herrscht
Action- und temporeiche Neuauflage von Paul Verhoevens gleichnamiger Philip-K.-Dick-Verfilmung aus dem Jahr 1990. Trotz guter Ansätze und beträchtlichem Aufwand erreicht Len Wisemans Inszenierung nicht das Original
Eine Gruppe Jugendlicher will ein Wochenende fernab der Zivilisation verbringen – weiß der Zuschauer schon, was dann kommt? Joss Whedon nimmt ihn mit auf eine wilde, sehr komische Fahrt durch Klischees und Metareflexionen des Waldhüttenhorrors
Ein lang verheiratetes, gutsituiertes Ehepaar droht sich wegen unterschiedlicher Vorstellungen über ihr zukünftiges Seniorendasein zu entzweien. Die nicht besonders aufregende Sinnkrise wird mit forcierten Gags rund ums Altwerden aufgepeppt
Vier Episoden rund ums Wünschen, Lieben, Hoffen: ein Film wie direkt aus Woody Allens Ideenschublade, in altersweiser Nonchalance umgesetzt und durch eine lange Reihe hervorragender Schauspieler zum reibungslosen Funktionieren gebracht
In der vierte Ausgabe der Bourne-Serie gibt es keinen Jason Bourne, dafür einen Ersatzmann, der gerade so blass bleibt wie insgesamt die ihre Standards pflicht- und routinemäßig abhakende Inszenierung der Geschichte vom systemdissidenten Ex-CIA-Agenten
Aus einem Tageszentrum für geistig behinderte Menschen entsteht eine Theatertruppe: trotz starker Darsteller klebt der Film zu sehr an amerikanischen Formatvorbildern, in denen Außenseiter um ihre Anerkennung ringen und schließlich triumphieren
Ein Initiations- und Wohlfühlfilm für gewissensgeplagte Jungväter, der sich auf ermüdend unterkomplexe Weise mit dem Thema Beschleunigung befasst und neben käsenden Almbauern und flackernden Tokioter Highways auch sonst fast kein Klischee auslässt
Der Dokumentarfilm porträtiert drei Menschen in einer der ärmsten Gegenden Kaliforniens am Salton Sea in der Colorado-Wüste. In vielen Szenen stark und poetisch, mangelt es dem Film insgesamt leider an Struktur und Richtung
Rudolf Thome schickt eine Crew zum Guerilla-Filmmaking nach Italien. Das sieht nach einem Low-Budget-Film und verworrenen Drehbuchskizzen aus, doch den Spaß mindern diese Umstände bei »Ins Blaue« wenig
Nach Halfmoon Files und Der Tag des Spatzen ein neuer, gründlich recherchierter und klug gemachter Film von Philip Scheffner, der unheimliche Einblicke ins deutsche Justizwesen vermittelt
Erneut begleitet Andreas Dresen den Brandenburger Jungpolitiker bei seiner Arbeit. Herausgekommen ist eine schöne Beschreibung von Demokratie auf kommunaler Ebene
Hommage an die B-Horrorfilme vergangener Zeiten: Der elfjährige Norman kann tote Menschen sehen und wird vom Außenseiter zum Retter seines Heimatortes. Origineller Stop- Motion-Animationsfilm aus dem Studio, das auch Coraline produzierte
Widerstand und Anpassung in der DDR als grobe Muster: Alexander Fehling und August Diehl spielen zwei Freunde, die im Gefängnis beziehungsweise bei der Stasi landen, bevor der Mauerfall den Richtigen recht gibt
Die Verfilmung eines Romans, in der ein Teenager seinen Kampf gegen den Krebs in einem von ihm geschaffenen Comicstrip-Universum führt, traut seiner offenherzigen Buchvorlage nicht und hat am Ende nur Trostpflaster parat
Tim gibt sich als unheilbar krank aus, um mit der Mitleidsmasche Frauen aufzureißen. Dabei verliebt er sich in Marie, die tatsächlich eine sterbenskranke Schwester hat. Ansprechende Darsteller versöhnen mit der holprigen Inszenierung und vorhersehbaren Handlung dieser deutschen Tragikomödie
Eine Komödie, die mit recht grobem Humor der »ganz normalen Homophobie« auf dem Balkan Paroli bietet und dabei skeptisch eine Utopie vom gesamtjugoslawischen Zusammenhalt entwickelt, der sexuelle Minderheiten miteinschließt
Erstaunlich unverblümte Komödie über Liebe und Sex, in der Meryl Streep und Tommy Lee Jones manche Drehbuchschwächen überspielen. »Wie beim ersten Mal« ist ein warmherziges Plädoyer für Lust und Leidenschaft auch im fortgeschrittenen Alter
Die Fortsetzung von Sylvester Stallones geriatrischem Actionkinoprojekt bekommt Verstärkung von Arnold Schwarzenegger, Chuck Norris und Jean-Claude van Damme. Das Beste, was man über den Film sagen kann, ist, dass er auf digitale Spezialeffekte verzichtet
Die Wege einer erschöpften Kleinfamilie kreuzen sich in einer langen Fahrt durch die Schweizer Nacht mit schrillen Kriminellen: Das Originaldrehbuch des Schweizer Autors Martin Suter verbindet authentische Beziehungsnöte mit überdrehter Gangsterklamotte: »Nachtlärm«
Auch die zweite Lotte-Geschichte kombiniert originelle Figuren mit einer anrührenden Story, die für kleine Zuschauer immer auf Augenhöhe erzählt wird
Michael Hanekes neues Meisterwerk versucht mit jeder Einstellung, jeder Geste die Essenz dessen zu zeigen, was man unter »Liebe« verstehen kann
Im Angesicht der Apokalypse findet Regiedebütantin Lorene Scafaria in »Auf der Suche nach einem Freund für das Ende der Welt« erhellende und bewegende Antworten auf die Frage, worauf es im Leben ankommt
Ein grandioser Paris-Trip über den Stand der Dinge und den Lauf der Zeit. Wild und zärtlich, erotisch und schmerzlich, wunderlich und erkenntnisreich. Ein Carax-Film, eine Denis Lavant-tour de force, eine Franju-Hommage. Ein revivre des Kinos!

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