Kritik zu Messner

© Movienet

Reinhold Messner und seine verbissene Sehnsucht nach den Grenzen des Machbaren: Dokumentarfilmer Andreas Nickel verbindet Recherche mi persönlichen Erzählungen Messners zu einer durchweg »heldenhaften« Biografie

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Was treibt einen Menschen zu solchen Leistungen, wie sie Reinhold Messner vollbracht hat? Als erster Bergsteiger überhaupt bezwang er in 16 Jahren alle 14 Achttausender und machte sich dann an die Durchquerung der Pole und der Wüsten der Welt. Diese Frage steht im Vordergrund von Andreas Nickels Dokumentarfilm, der schlicht  Messner heißt und aus der Tatsache, dass eseinzig um ihn und niemanden sonst gehen wird, keinen Hehl macht. Und doch ist der Film keine Biografie, dazu ist er zu lückenhaft, eher noch ein Heldenepos, ein unkritischer Blick auf einen selbstkritischen Menschen.

Vielleicht war es der Tod des Bruders am Nanga Parbat, der aus dem versierten Kletterer einen Besessenen machte, vielleicht wollte er nur aus den sechs Brüdern herausstechen und ist das Thema von Nickels Film, nicht die Technik des Bergsteigens, die Geschichte Messners, sein Studium, sein politisches Engagement oder seine Liebe zur Tiroler Kultur.

Die Lebensgeschichte wird zielgerichtet erzählt. Dabei kommen nur die drei psychologisch geschulten, promovierten Brüder zu Wort und Freunde aus der frühen Zeit oder Bergsteigerkollegen, die es gut mit Messner meinen. Doch anstatt den Bergsteiger auf seinen Wegen zu begleiten, jahrelang zu erfahren, wie Messner sich bis heute mit der Natur auseinandersetzt, inszeniert Nickel die beobachtbare Wirklichkeit nach. Die frühe Jugend und die Expeditionen in Schnee und Eis jenseits des »vertikalen Limits«, das für jeden Menschen nach ein paar Stunden den Tod bedeutet. In der Mischung von Inszenierung, Interviews und Fotos aber verschwindet sein Gegenstand zugunsten einer These. Es ist das Übergroße eines Menschen, das Nickel sucht, aber in der Beschränkung des Dokumentarfilms nicht finden kann. Die Inszenierung aber hat hier keine erzählerische Kraft, weil sie als Platzhalter für fehlende dokumentarische Bilder herhalten muss. Insofern ist Nickels Film zu unentschieden.

Dennoch sind beide Teile faszinierend. Die Person Messners, seine unglaublichen Leistungen, die Rückschläge durch den Tod des Bruders und einiger Kameraden, der immerwährende Kampf gegen die unbezwingbare Natur ebenso wie die unglaublich bestechenden Bilder der Höhe, der gleißenden Sonne auf unberührtem Eis, der Spalten und Abgründe, über die sich ein kleiner in Rot, Blau oder Grün gekleideter Mensch hinwegschwingt. All diese Aufnahmen entstanden in den Bergen und nicht im Kühlhaus. Um einen solchen Film machen zu können, muss man selbst etwas von der Besessenheit Messners haben.

Meinung zum Thema

Kommentare

Guten Tag!

Der Film ist sehenswert und interessant. Leider stören wie bei den meisten Dokumentarfilmen die übermäßig lauten und teils völlig überflüssigen „instrumentalen“ Hintergrundgeräusche ‼️ An manchen Stellen sind die metallisch klirrenden Geräusche derart laut und unangenehm, dass ich die Laustärke herunter drehen muss und wieder aufdrehen muss, um die Sprache zu verstehen. Spannender macht es einen Dokumentarfilm bestimmt nicht, nur nervender. Mit freundlichen Grüßen.

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