Kritik zu ParaNorman

© Universal Pictures

Hommage an den B-Horrorfilm alter Schule: Ein Elfjähriger mit paranormalen Fähigkeiten steht im Zentrum des neuen Animationsfilms aus dem Hause Laika, das vor drei Jahren mit Coraline einen großen Erfolg verzeichnete

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Fernsehen angeschaut habe. Dass sich der Vater über diese Antwort des Elfjährigen nicht aufregt, verwundert den Zuschauer nur einen Augenblick lang, dann begreift er die Zusammenhänge: Schließlich sitzt beim Fernsehen Normans Großmutter mit auf dem Sofa. Allerdings sieht die nur Norman, sein Vater dagegen weiß, dass sie schon lange tot ist. Kurzum, Norman verfügt über paranormale Fähigkeiten, er ist ParaNorman.

Ein Kind, das Tote sehen kann und sich resignativ damit abgefunden zu haben scheint, dass es deshalb ein Außenseiter ist, ist schon ein ungewöhnlicher Protagonist für einen Film, der nicht von vornherein als »Arthouse« einzustufen ist. ParaNorman ist der zweite abendfüllende Animationsfilm der Firma Laika, die vor drei Jahren den von Henry Selick erdachten Coraline produzierte, ebenfalls eine eher düstere Geschichte (nicht nur) für Kinder. Wo Coraline allerdings eher ein Kammerspiel war, das zudem durch seine leuchtenden Farben etwas Märchenhaftes hatte, da ist ParaNorman in seinem ganzen Look ziemlich düster. Seine Bilder erinnern eher an die B-Horrorfilme der 70er Jahre. Der Schauplatz ist wiederum überschaubar, eine amerikanische Kleinstadt in New England, aber das Figurenensemble ist ungleich größer, zudem wartet der Film mit einer Reihe von Massenszenen auf – was keine zu unterschätzende Leistung ist, denn ParaNorman ist wie Coraline ein Stop-Motion-Film, bei dem die Bewegungen der Figuren mühsam von Hand animiert werden.

Wenn Norman bei seinem schlurfenden Gang zur Schule, wo er als »AbNorman« verspottet wird, die ganzen Toten, die auf der Straße vor ihm auftauchen, wie alte Bekannte begrüßt (die er zu Lebzeiten nicht unbedingt gekannt hat, lässt ihre Kleidung doch erkennen, dass sie aus den 50ern stammen oder gar Veteranen des Bürgerkrieges sind), dann setzt der Film noch auf komische Akzente, doch das Drama lässt nicht lange auf sich warten. Von einem heruntergekommenen Mann wird Norman bekanntgemacht mit dem Fluch, der über dem Ort liegt, einem Fluch, der zurückgeht bis in die Zeit der Hexenverfolgung und der in der kommenden Nacht manifest werden wird. Dann werden die Untoten aus ihren Gräbern steigen. Doch nicht die müssen die Einwohner von Blithe Hollow fürchten . . .

Der Wettlauf gegen die Zeit und das Rätseln, wer Verbündete und wer Gegner sind, vollziehen sich mit zunehmendem Tempo. Dabei sind Handlung und Personal des Films für einige Überraschungen gut. So hat Norman eine große Schwester, die das Klischee der nur an Äußerlichkeiten interessierten jungen Frau schließlich Lügen straft, während Neil, der gutmütige, übergewichtige Freund von Norman, einen großen Bruder hat: Mitch ist der typische jock – und am Ende ein ganz anderer. Er verfügt über einen muskulösen Oberkörper, dessen Kegelform, in Verbindung mit dem kantigen Gesicht, ihn zur visuell ausgefallensten Figur des ganzen Films macht, der insgesamt eine schöne Hommage an die B-Horrorfilme vergangener Zeiten ist.

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