Kritik zu Vatertage – Opa über Nacht
München einmal mehr als die deutsche Hauptstadt der Komödien mit Lokalkolorit: Muss man mehr wissen als die im Titel angedeutete Handlung und dass Heiner Lauterbach als schwuler Vater Selbstironie zeigt?
König Ludwig der Zweite und Adolf Hitler waren ein schwules Paar. Und Papst Benedikt, damals noch sehr jung, schmierte ihnen die Wurstsemmeln. Solche Geschichten erzählt der Fremdenführer Basti (Sebastian Bezzel) den arabischen Touristen, die er mit seiner Rikscha durch München kutschiert. Der charmante 36-Jährige ist ein waschechter Lebenskünstler, der nach Feierabend in einer gepflegten Blaskapelle spielt und dem die Frauen zu Füßen liegen. Mit seinem sorglosen Junggesellendasein ist aber nun Schluss, denn vor der Tür steht völlig unerwartet die 17-jährige Dina (Sarah Horvath) mit einem Baby. Der verblüffte Basti ist also mit einem Schlag Großvater geworden. Auf seine bislang auf Entspannung fokussierten Lebensgewohnheiten hat diese Neuigkeit einige Auswirkungen.
Kein Zweifel, das ist der Stoff, aus dem die typische Fernsehkomödie gestrickt ist. Sehr viel mehr ist über diese sommerliche Klamotte eigentlich nicht zu sagen. Außer vielleicht, dass die Figuren etwas sorgfältiger gezeichnet sind als sonst. Sebastian Bezzel spielt den bajuwarischen Casanova, der von seinen Vaterund Opagefühlen überfordert ist und dem aber trotzdem niemand böse sein kann. Am allerwenigsten seine Tochter, obwohl er deren Existenz bislang eiskalt ignorierte. Das Lolipop Monster Sarah Horvath schlüpft beherzt in die Rolle des trashig-vulgären Mädchens aus dem Osten, das bald Geschmack an Weißwürsten findet. Das ist kein Wunder, denn an der Isar ist es definitiv schöner als in ihrer Heimat Bitterfeld. Mit den Sehenswürdigkeiten der Südmetropole wuchert die blauweiße Ost-West-Komödie recht geschickt: Vatertage – Opa über Nacht ist kein Film über einen Münchner im Himmel, sondern einen Münchner in München. Zu guter Letzt sind, wie man im Fußball sagen würde, die Außenpositionen gut besetzt. Heiner Lauterbach macht sich in der Rolle von Bastis schwulem Vater sehenswert über sich selbst lustig. Es gab im deutschen Film durchaus schon ödere neunzig Minuten.
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