03/2014

In diesem Heft

Tipp

Der Bundesverband Jugend und Film e. V., kurz BJF, ist mit seinen rund 900 Mitgliedern im Verband der nichtgewerblichen Filmanbieter sicherlich der kreativste. Seit über 40 Jahren kauft der BJF Filme für die nichtgewerbliche Nutzung, um sie seinen Mitgliedern zur Verfügung zu stellen
Marcel Ophüls hat den zeitgeschichtlichen Dokumentarfilm erneuert. Im Zentrum stehen bei ihm nicht die großen historischen Zusammenhänge, sondern die Menschen und ihr Alltag
Sein genauer, analytischer Blick auf das meist ernüchternde Treiben unvollkommener Menschen wie in "Liebe" ist auch dann zu spüren, wenn Haneke, anknüpfend an seine Anfänge im Theater, statt Filmen Mozart-Opern inszeniert
20 Jahre nach Jonathan Demmes Das Schweigen der Lämmer erzählt Bryan Fuller, der schon in »Pushing Daisies« und »Dead Like Me« eine Vorliebe fürs Makabre zelebriert hat, die Vorgeschichte von Thomas Harris’ berühmtem Serienkiller
Zwischen »Precious« (2 Oscars 2010, »Beste Nebendarstellerin« und »bestes adaptiertes Drehbuch«) und dem starbesetzten (aber erstaunlicherweise überhaupt nicht oscarnominierten) Epos »The Butler« drehte der Filmemacher Lee Daniels einen Film, der ganz andere Töne anschlägt
Mo 25.3, 1.35 Uhr, ARD
So 23.3, 20.15 Uhr, arte
Di 4.3, 1.05 Uhr, ARD
Mo 17.3, 22.25 Uhr, ARD
Mit einem Band über Al Pacino starten die »Cahiers« eine neue Reihe
Filme, die befreien: Die Geschichte des »Dritten Kinos« von den Siebzigern bis heute
Das Buch »Backstage« beruht auf der Habilitationsschrift der Theater- und Medienwissenschaftlerin Stefanie Diekmann. Sie untersucht die Beziehungen zwischen Theater und Kino mit wunderbarer Beobachtungsgabe.
Die Autobiografie der Schau­spielerin Hanna Schygulla ist eine berührende Lektüre
Ausstellung Filmzensur, bis 9.5., DEFA-Stiftung Berlin

Thema

»They’re shooting at us!«, schrie in Black Hawk Down ein Soldat überrascht. Das war 2001, in Somalia. Inzwischen sind die westlichen Staaten, auch Deutschland, überall auf der Welt in begrenzte, unübersichtliche, schmutzige Kriege verwickelt. Und das Kino reagiert darauf – allein in diesem Monat starten bei uns drei Filme zum Thema. Georg Seeßlen hat sich in den filmischen Krisengebieten umgesehen
Nie war das Wort Multitalent so angebracht. Spike Jonze kann alles: Film und Musik, schreiben, spielen, produzieren. Er hat Skaterfilme und Musikclips gedreht, TV-Formate kreiert und ziemlich coole Sportschuhe. Nur sieht man im Kino nicht so viel von ihm: Seit seinem Debüt mit dem Indie-Hit »Being John Malkovich« hat er gerade mal drei Filme gemacht. Der neue, »Her«, läuft jetzt bei uns an und ist wieder ganz typisch: intellektuell, verspielt und passioniert. Ulrich Sonnenschein über den Jonze-Touch
Das Kino befindet sich schon seit geraumer Zeit in einer Umbruchsituation auf dem Weg vom analogen zum digitalen Material. Das betrifft auch das Filmerbe, das digitalisiert werden muss, um es weiterhin verfügbar zu halten. Ein wichtiger, in Deutschland noch zu wenig geförderter Schritt in die Zukunft.

Meldung

Neue Studiengänge für Filmarchivare und –restauratoren stellen sich vor
Nix mit kuschelig. Das Filmfestival Max Ophüls Preis ist eine wichtige Plattform für den deutschen Nachwuchsfilm. Der gab sich in diesem Jahr fantasievoll, komisch – und gesellschaftlich bewusst
Nein, die Welt war nicht in Ordnung im Wettbewerb der 64. Berlinale. Zum einen gab es nur wenige wirklich herausragende Filme – und dann gewannen am Ende auch noch die Falschen

Filmkritik

Ambitioniertes, an Originalschauplätzen gedrehtes Afghanistandrama, das neben einer düsteren Botschaft wenig zu erzählen hat
Trotz Starbesetzung ist die Fantasyromanze über Schicksale, die, von Schutzengeln und Dämonen beeinflusst, über Zeit und Raum hinweg verknüpft sind, nicht nur kitschig, sondern erstaunlich uninspiriert ausgefallen
Christian Schwochow erzählt in »Westen« eine spannende deutsch-deutsche Geschichte, die gleichzeitig eine Parabel ist über Entwurzelung und Einsamkeit
Cristian Heynen macht aus der vorgeblichen Suche nach dem Durchschnittsdeutschen einen Film, der mit viel TV-Routine und wenig echter Neugier vor sich hin trudelt
Der Austausch durch einen Doppelgänger ist seit Der große Diktator und Dave ein Dauerbrenner im Genre der Politsatire. In der Verfilmung seines eigenen Romans setzt ihm Roberto Andò nicht nur komödiantische, sondern auch philosophische Glanzlichter auf
Dokumentarische Auseinandersetzung mit den sogenannten »Vorbehaltsfilmen« aus der NS-Zeit, die eine Diskussion anstoßen will, aber zwischen den Fronten laviert
Auch in seinem dritten Film »Vaterfreuden« setzt Matthias Schweighöfer auf die Mischung aus rustikalem Humor und Jungencharme, aus albernem Spaß und geerdeter Wirklichkeit
Sarah Polleys Doku über die bewegte Historie ihrer Familie besticht durch Wahrhaftigkeit, leisen Humor und allgemeingültige Erkenntnisse über Familie und Erinnerung
Haolun Shus Film über das Heranwachsen in einem Mietshaus in Shanghai ist ein stilles Aufbegehren gegen die Vergänglichkeit. Die blutig niedergeschlagenen Studentenunruhen 1989 bilden den Hintergrund eines Bildungsromans
Der humorvolle und erzählerisch weit ausholende Film über die Vorgeschichte des Disneyfilms Mary Poppins bietet so viele Schauwerte, dass er trotz seiner sentimentalen Grundhaltung sehenswert ist. Vor allem dank einer brillanten Hauptdarstellerin Emma Thompson als P. L. Travers
In Paul Verhoevens satirischem Sci-Fi-Action-Spektakel aus den 80er Jahren war der Mensch ein Auslaufmodell. In José Padilhas zeitgemäßem Remake kämpft nun ausgerechnet der RoboCop um letzte Reste von Menschlichkeit
Lars von Triers Traktat zur Sexualkunde, »Nymphomaniac« erster Teil, macht dem Zuschauer bewusst, wie durchlässig die Grenzen sind zwischen Drama und Farce, Dichtung und Wahrheit und pornografischer und steriler Deutlichkeit
Luftiger Plot trifft bodenständige Action: Ein Air Marshal muss sich in »Non-Stop« mit einem mysteriösen Erpresser auseinandersetzen. Liam Neeson erweist sich in diesem packenden, mit Sarkasmus unterfütterten B-Movie abermals als der ideale Mann fürs Grimmige
Auf einem Videospiel basierender Film, erwartungsgemäß flach in der Figurenzeichnung, vorhersehbar in der Handlung und leider mit nur wenigen atemberaubenden Rennszenen
Der Wilde Westen im Nahen Osten: In Hiner Saleems Bürgerkriegsdrama muss sich ein kurdischer Gesetzeshüter gegen eine archaische Stammesordnung durchsetzen
Theater als Wirklichkeitsverdichtung: Der Schweizer Milo Rau ließ drei der Gerichtsprozesse in Russland nachstellen, bei denen sich die Kunst gegen die Ansprüche der Kirche verteidigen musste. Alle Teilnehmer spielen sich selbst, woraus ein aufregendes Zeugnis aktuellen russischen Denkens wird
»Ocean's 11« treffen »Das dreckige Dutzend«: George Clooney hat mit »Monuments Men« einen unbedarften Kriegsfilm um die aufrechten Kunstschatzjäger der Westalliierten gedreht, der wirkt, als käme er aus eine anderen Zeit
In seiner journalistischen Zeitreise durch die Ex-DDR von 1990 bis heute arbeitet Roland Blum den sich wandelnden Umgang mit der natürlichen Umwelt auf
Regisseur Jakob Lass schafft für seine schräge und beherzte Liebesgeschichte in der Kombination von Improvisation, Dokumentation und Spielfilm etwas Neues
Mark Wahlberg, Taylor Kitsch, Emile Hirsch und Ben Foster im Kugelhagel am Hindu­kusch: Peter Berg verfilmt den gleichnamigen Tatsachenbericht von Marcus Luttrell hyperrealistisch und als Hommage an den neuen amerikanischen Helden, den Navy SEAL
In 14 strengen Einstellungen spielt Dietrich Brüggemann in »Kreuzweg« die 14 Stationen desselbigen im Alltag eines vierzehnjährigen Mädchens in einer rigiden katholischen Gemeinde durch. Ein Plädoyer gegen den fundamentalistischen Glauben nicht nur im Christentum
Im Osten nicht so viel Neues: Volker Koepps neuer Dokumentarfilm ist auch eine Reise in die Vergangenheit seines eigenen Werks
Tragikomisches Drama über ein Familientreffen, bei dem alte Konflikte aufbrechen. Hochkarätig besetzt, aber bieder inszeniert
Zwischen »Zelig« und »Forrest Gump«: Felix Herngren hat das erzählerische Dickicht der Bestsellervorlage gelichtet, ohne dessen Geist zu beschädigen. Der Humor bleibt trocken, und Komiker Robert Gustafsson überzeugt in allen Altersklassen als naiver Held
Her
Zweifellos ein großer Liebesfilm zwischen klassischer Romantik und digitaler Zukunft, zwischen leiser Ironie und ernsthafter Melodramatik. Joaquin Phoenix als verträumter männlicher Archetyp und Scarlett Johansson als unsichtbarer Engel und körperloses Monster sind ein Liebespaar gegen jede Chance
Wie gewohnt skurril und mit enormem Staraufgebot erzählt Wes Anderson von der exzentrischen Welt eines Kurhotels zwischen den Weltkriegen. Sein Blick in die Geschichte spart dabei auch finstere Aspekte nicht aus
Philip Gröning erzählt von häuslicher Gewalt und vermeidet dabei jede simple Psychologisierung. Ein so gewagtes wie beeindruckendes filmisches Experiment über die ewige Fremdheit des Menschen
Jonathas und sein Bruder leben in einem kleinen Dorf im Amazonas-Gebiet. Ein Camping­ausflug mit einem Freund und einer ukrainischen Rucksacktouristin soll für Kurzweil sorgen. Doch es kommt anders als erwartet. Meditatives Dschungeldrama des brasilianischen Filmemachers Sergio Andrade
Sam Riley als einsamer Rächer dieses alpinen Westerns fasziniert mit wenigen Worten und präzisen Schüssen vor grandioser Winterkulisse. Sehr schön auch, dass Regisseur Prochaska in »Das finstere Tal« auf alles Tarantinoeske verzichtet
Nüchtern-dokumentarisch schildert dieser Debütfilm prekäre Verhältnisse, in denen einzig die Entschlossenheit der Protagonistin, sich von diesen nicht unterkriegen zu lassen, ein Lichtblick ist
Brian Percivals Verfilmung des Bestsellers von Markus Zusak ist ein gewiss gut gemeintes, aber harmloses Märchen über das Schicksal eines jungen Mädchens während der NS-Zeit
Hundert Meisterwerke: In seinem Dokumentarfilm zeichnet Arne Birkenstock das schillernde Porträt eines genialen Betrügers
»Antboy« ist eine gelungene Hommage an die Superhelden, die schon fürs Kino adaptiert wurden. Der junge Pelle/Antboy versucht, es seinen Vorbildern nachzutun
Doris Dörrie verfilmt ihren eigenen Roman über Mütter und Töchter als brillante Familiensatire

Film

Her