Kritik zu Alles Inklusive
Doris Dörrie hat ihren gleichnamigen Roman aus dem Jahr 2011 verfilmt, in dem das spanische Torremolinos, einst Hippieparadies, heute durchbetonierte Ferienburg, zum Ort komödiantisch-familiärer Vergangenheitsbewältigung wird
Hannelore Elsner humpelt am Stock in ihre neue Bleibe, eine Touristenwabe mit Blick auf kahle Betonhotels. In Torremolinos, wo die Technomusik der Pool-Animateure die Wände wackeln lässt, soll die Lady in Batik ihre Hüft-OP auskurieren. Nadja Uhl bugsiert derweil den hüftsteifen Mops Dr. Freud, ihren besten Freund, in einer Babytrage vor dem Bauch durch München, mit schreckstarrem Blick bereit, alles für die Gesundung des schweigsamen Lieblings zu tun.
Doris Dörrie animiert in ihrer Generationenkomödie Alles inklusive, der Adaption ihres gleichnamigen Romans, ein kleines prominentes Schauspielensemble zu lustvoll burlesken Übertreibungen irgendwo zwischen Woody Allen und Pedro Almodóvar. Mutter Ingrid (Hannelore Elsner) und Tochter Apple (Nadja Uhl), Hinnerk Schönemann als wunderbar zwischen den Geschlechterrollen changierender Teilzeittransvestit Tina/Tim und Axel Prahl als einsamer Pool-Macho Helmut spitzen Doris Dörries Zeitgeiststück zu einer furiosen Familienaufstellung zu, ohne die anrührend verzweifelte Gefühlslage ihrer Figuren zu unterschlagen.
Torremolinos ist der Schlüssel zum Psychodrama, das sich hinter den grotesk eskalierenden Episoden verbirgt. Apple lebte als Kind mit der Mutter unter Hippies am Strand, als dort anstelle der Betonburgen noch ein Fischerdorf war. Ingrid erinnert die Felsenlandschaft am Meer an ihre wilde Zeit, als sie in Torremolinos vom Schmuckbasteln lebte und sich mit ihren Lovern amüsierte. In Apples Erinnerungsflashbacks blitzt die Höhlenlandschaft als Horrorkulisse auf, in der sie als Kind eifersüchtig und alarmiert die Hemmungslosigkeit der Mutter beobachtete. Tina/Tim, als Fußpfleger und Schlagersänger mehr als prekär in den Hotels unterwegs, erkennt in Ingrid die Frau wieder, die die Ehe seiner Eltern auseinanderbrachte und die Mutter in die Verzweiflung trieb.
Alles inklusive kostet die Kontraste über lange Strecken aus: Münchner Neospießertum und Apples verdrehte Suche nach Liebe erscheinen als monadische Parallelwelt, die Ingrids Abenteuer in Torremolinos – schon wegen der hohen Mobilfunkkosten – nicht zur Kenntnis nimmt. So reagiert Ingrid in einer Episode auf die nächtliche Ankunft eines afrikanischen Flüchtlingsbootes am Strand, indem sie einen verletzten durstigen Mann in ihrem Hotelzimmer versorgt und die Krücken der Rehapatientin endgültig ablegt. Immer noch Lebenskünstlerin, entwickelt die verkrachte Grande Dame ungeahnte Energien, als sie in Tina/Tim den Sohn ihres einstigen Liebhabers wiedererkennt und sich auf die Spuren ihrer einstigen Geschichte begibt.
Alles inklusive rückt den Protagonisten ungeniert mit der Handkamera (Hanno Lentz) auf den Leib und schafft es, Hannelore Elsners Erscheinung als bunte Hippie-Grande-Dame, Nadja Uhls postpubertäre Konfusion und Hinnerk Schönemanns Weiblichkeitsmaskerade hyperrealistisch auszuleuchten, ohne sie auszuliefern. In einem Ambiente, das wie aus der »Bild«-Zeitung ausgeschnitten scheint, erzählt die Komödie von der schrägen Chance, einander hinter äußeren Klischees zu erkennen.
Kommentare
Kritik zu alles inklusive
Der plot ist ausgedacht, die Geschichte ist,grottenschlecht und gar nicht komisch. Mit diesen Leuten möchte kein Mensch zu tun haben . Schade um die erstklassigen Darsteller. Dass Frau Elster sich zur Verfügung stellte ist ein Rätsel. Einmal und nie wieder.
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