Kritik zu Winter’s Tale

© Warner Bros.

Der oscargekrönte Drehbuchautor Akiva Goldsman verfilmt den Fantasybestseller »Wintermärchen« mit Colin Farrell als Liebendem, der Zeit und Raum überwindet und mit himmlischer Unterstützung ein Wunder bewirkt

Bewertung: 1
Leserbewertung
2.5
2.5 (Stimmen: 2)

Bei Romanverfilmungen sind die Leser oft angespannt. Meistens enttäuscht die Adaption die Erwartungen, manchmal werden diese wie bei »Herr der Ringe« übertroffen. Doch im Grunde sind Zuschauer, die die Buchvorlage nicht kennen, leichter herumzukriegen. In vorliegendem Filmmärchen ist die Unvoreingenommenheit des Nichtromankenners ein Segen. Denn statt in die Kinosessellehne zu beißen, denkt man nur, dass Marc Helprins Bestseller von 1983 unmöglich so platt gewesen sein kann wie die Verfilmung. Nichts gegen romantischen Schmonzes mit Rettern hoch zu Ross, viktorianischen Gemäuern und schwindsüchtigen Jungfrauen mit wallendem Haar – doch Akiva Goldsman hat in seiner ersten Kinoregie einen so nervtötend lahmen Kitsch angerichtet, dass man sich fast nach Avatar sehnt. Dabei ist Goldsman ein renommierter Drehbuchautor und Produzent, der für A Beautiful Mind einen Oscar bekommen hat. Deshalb wohl tummeln sich bis in die Nebenrollen hinein die Stars.

Colin Farrell spielt mit glühendem Romeo-Blick den New Yorker Dieb Peter Lake, der von besonderer Herkunft ist und unter dem Schutz eines zauberischen Schimmels steht. 1916 begegnet er bei einem Einbruch der todkranken Beverly – Newcomerin Jessica Brown Findlay mit Maria-Schell-haftem Sanftlächelkrampf – und verliebt sich unsterblich. Beverly entschläft in der ersten Liebesnacht; Peter fällt, von einem dämonischen Gangsterboss geprügelt, ins Meer. Im Heute taucht er wieder auf, ohne Gedächtnis, aber mit langen Haaren (wieso?). Besessen vom Bild eines rothaarigen Mädchens, kommt er dank einer Journalistin ratzfatz seiner Vergangenheit auf die Spur. Auch der Gangster ist noch da. Denn »alles im Universum folgt einem Plan«, brabbelt es aus dem Off. Lichtreflexe weisen zuverlässig den Weg zu schicksalhaften Begegnungen, kleine Mädchen und Indianer sagen weise Worte, Seelen sind unsterblich, Wunder geschehen. Es gibt Schneewittchen- und Moses-Momente, einen diabolischen Will Smith, der eine winzige Dosis Humor beisteuert, fliegende Schimmel, Minikristallkugeln und Blicke in den Sternenhimmel. Kurz: Menschen stehen unter der Kuratel von Dämonen und Schutzengeln, die, man kennt das, sich im Kalten Krieg befinden.

Das Problem ist nicht, dass das Szenario – Helfrins Roman war die Vorhut jener modernen »Gothic Fantasy«, die filmisch inzwischen recht verbraucht ist – gestrig wirkt. Erkennbar sollen jene Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich die Schulweisheit nicht träumen kann, durch subtile Mysteryelemente statt durch lärmenden Horrormummenschanz repräsentiert werden. Und die ungehemmte Gefühlsduselei ist ja auch entwaffnend. Doch es gelingt kaum, jenen atmosphärischen Sog zu kreieren, ohne den die übersinnliche Matrix wie Schmierentheater wirkt. Eis- und Schneelandschaften und glitzernde Großstadtkulissen haben den Appeal von Fototapeten, und die Kamerafahrten sind so uninspiriert und abgehackt wie die Verknüpfung von Episoden und Figuren.

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