Kritik zu In Sarmatien
Im Osten nicht so viel Neues: Volker Koepps neuer Dokumentarfilm ist sowohl Reise nach Osteuropa als auch eine Reise in die Vergangenheit seines filmischen Werks über den europäischen Osten
Auf die Frage, wie die Zusammenarbeit mit Volker Koepp verlaufe, hat Kameramann Thomas Plenert einmal erzählt, er selbst liege meist hinten im Auto und döse vor sich hin. Der Regisseur Koepp sitze derweil vorn, sage ab und an, was zu sehen ist, und was man drehen könne, er, Plenert, würde aber mittlerweile am Tonfall der Stimme erkennen, was man tatsächlich drehen müsste, wann es sich also wirklich lohnte, selbst die Augen zu öffnen und zu schauen als Kameramann.
Dass In Sarmatien, der neueste Film von Koepp und Plenert, auf solch lässige Weise entstanden ist, glaubt man sofort. Der Film bewegt sich scheinbar ziellos und doch souverän durch das Gebiet zwischen Ostsee und Schwarzem Meer, Weichsel und Wolga; ein wenig orientiert sich Koepp an den Flüssen Memel und Dnister bei seinen ungeordneten Bewegungen durch diesen Osten Europas. Der stellt für die Dokumentarfilmer eine Art Heimat dar: 1972 ist Koepp das erste Mal hierhergekommen auf den Spuren des Dichters Johannes Bobrowski, und seither hat er den Landstrich so oft bereist, dass man den antiken Begriff »Sarmatien« bloß für eine poetische Umschreibung von Volker-Koepp-Land halten wollte.
Dort ereignen sich immer wieder lakonische Begegnungen, wie etwa die mit einer Gruppe Jungs bei der Feldarbeit, denen Koepp lediglich ein paar einfache Fragen stellt – und aus deren Antworten dann den Kinozuschauer die Vitalität von Träumen anstrahlt. Viele Treffen sind Wiederbegegnungen, und weil es sich bei den Porträtierten nicht selten um junge Frauen handelt, die in früheren Koepp-Filmen etwa als Übersetzerinnen gearbeitet haben, bekommt In Sarmatien auch etwas Persönliches.
Man könnte in den gesammelten Beobachtungen eine Art »Best of« erkennen, das die größten Hits wie Herr Zwilling und Frau Zuckermann noch einmal anspielt. Für die Geschichte entlang der EU-Außengrenze, die Koepp durch seine Erzählungen geschrieben hat, spricht auch, dass mittlerweile Menschen vor der Kamera Auskunft geben, deren Blick auf dieses Land auch durch Koepps Filme geprägt worden ist. Ana, die Mitarbeiterin von einst, will in Moldawien, wo durch den Druck der Arbeitsmigration in den wohlständigen Westen hinein die Kinder häufig ohne Eltern aufwachsen, nun selbst einen Film drehen.
Der Grundton von In Sarmatien ist feuilletonistisch-melancholisch, der Film schaut auf die Gegenwart immer auch ein wenig wie auf etwas, das von der Vergangenheit übrig geblieben ist. Dieser Eindruck wird etwa vermittelt durch Protagonistinnen wie Tanja, die in der Ukraine selbst nur noch zu Besuch ist, weil sie in Deutschland lebt. Und er wird bestärkt durch einen kurzen Aufenthalt im ukrainschen Uman, durch das Grab des Rabbi Nachman eine Pilgerstätte des chassidischen Judentums. Es sind Szenen, die irritieren – weniger durch den betriebsam-routinierten Pilgerto
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