Patrick Seyboth

Filmkritiken von Patrick Seyboth

Ein höchst ungewöhnliches Spielfilmdebüt: In opulenten Bildern und mit jeder Menge Meta-Humor erzählt Sophie Linnenbaums satirische Sci-Fi-Parabel von einer Gesellschaft, die streng hierarchisch in Haupt- und Nebenfiguren sowie Outtakes eingeteilt ist – natürlich nur scheinbar eine heile Filmwelt.
Mit einer Fülle von Material und Interviews zeichnet der Film den Werdegang des Musikers Irmin Schmidt nach, letztes lebendes Stammmitglied der legendären Band Can. Ein faszinierendes Künstlerporträt und zugleich Zeitreise in eine Ära kühner musikalischer Experimente.
In das Leben einer Star-Dirigentin auf dem Gipfel ihres Ruhms schleichen sich immer mehr Irritationen ein, bis es zu massiven Anschuldigungen gegen sie kommt. Eine vielschichtige, doppelbödige Reflexion über Kunst, Macht und Missbrauch, die zum Streiten einlädt – zugleich aber schauspielerisch, visuell und nicht zuletzt musikalisch ein großer Genuss.
Sergey Loznitsa legt einen weiteren filmischen Essay vor: Mit restaurierten Aufnahmen und ausgefeiltem Sounddesign erzählt er vom alliierten Luftkrieg gegen Deutschland. Ein faszinierender, auch erschütternder Film, dessen konsequenter Verzicht auf Kontextualisierung diskussionswürdig ist.
Basierend auf dem realen Fall eines Serienkillers, der im Iran Anfang der 2000er Jahre 16 Frauen ermordete, erzählt Ali Abbasi eindringlich von einer von Bigotterie und Misogynie zerfressenen Gesellschaft. Leider bleibt die klischeeverhaftete filmische Gestaltung hinter der gesellschaftlichen Analyse zurück.
Ein grauenvoller Mord in erhabener Bergkulisse: Bei lebendigem Leibe wird ein Mädchen verbrannt. Dominik Moll schildert in seinem präzise beobachteten und Erwartungen unterlaufenden Film noir die Tätersuche, erzählt vom intimen Verhältnis der Ermittler zu ihren Fällen – und von einer Welt, in der zu vieles nicht in Ordnung ist.
Die Geschichte eines schwermütigen türkischen Zoodirektors. Gemächlich, mit trockenem Humor und zutiefst melancholisch erzählt als Parabel auf eine Gesellschaft im Zustand der Erstarrung.
Nach »Höhere Gewalt« und »The Square« geht Ruben Östlund in seinem neuen Film etwas brachialer zu Werk: Im Mikrokosmos einer Luxusjacht der Reichen und Schönen erzählt er vom ganz normalen Wahnsinn des Kapitalismus, seinem Untergang und einem fragwürdigen Neubeginn. Ein bitterböser, aber nicht herzloser Film.
Stanislaw Mucha porträtiert in seinem Dokumentarfilm ein paar Menschen am Ende der Welt: Meteorologen auf einer abgeschiedenen Wetterstation am russischen Polarmeer. Mit viel Gespür für die Poesie des Desolaten erzählt er aber auch düstere Geschichten von hungrigen Eisbären, Wahnsinn und zwischenmenschlichen Dramen.
Laura Bispuris Ensembledrama um die Geburtstagsfeier einer alten Dame ergeht sich lange in Andeutungen, bevor eine Überzahl an Themen plakativ ausgespielt und metaphorisch überhöht wird. Trotz starker Einzelmomente können dabei weder die dürftig gezeichneten Figuren noch die skizzenhaft bleibenden Konflikte Interesse erwecken.

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