Patrick Seyboth

Filmkritiken von Patrick Seyboth

Mit seiner Fortsetzung der Sci-Fi-Saga um den Wüstenplaneten Arrakis, das begehrte »Spice« und den Fürstensohn Paul, der nach dem Mord an seinem Vater auf Rache sinnt, beweist Denis Villeneuve abermals, dass Bildgewalt und mitreißende Action keineswegs Vielschichtigkeit und sogar schmerzhafte Ambivalenz ausschließen müssen. Kein perfektes, aber ein höchst beeindruckendes Werk.
Der chinesische Neo-Noir spielt Mitte der 1990er Jahre und entwickelt einen Kriminalfall in der Provinz zu einem labyrinthischen Spiel mit Genremotiven. Der Film fasziniert mit stilistischer Finesse, mysteriöser Poesie und absurdem Humor.
Überwiegend dokumentarisch, doch auch mit fiktionalen Elementen erkunden Susanne Weirich und Robert Bramkamp drei große Requisitenfunden, etwa beim Studio Babelsberg. Eine faszinierende Reise in die Welt der Dinge, die Spielfilmsets real wirken lassen, und ihre oftmals rätselhafte Geschichte.
Jim Caviezel als Special Agent, der alles gibt, um Kinder aus den Händen skrupelloser Menschenhändler zu befreien: Die angeblich wahre Geschichte kommt als glaubensbasierte Exploitation daher. Spannungsarm, voller Klischees und mehr an der Beweihräucherung seines Helden als an seinem ernsten Thema interessiert.
Margarethe von Trotta porträtiert die Dichterin Ingeborg Bachmann, ihre tragische Beziehung zu Max Frisch und die Suche nach Heilung. Mit mondänen Locations, stilvollen Bildern und guten Schauspieler*innen, allen voran Vicky Krieps in der Hauptrolle, bleibt der Film erzählerisch leider zu vage und zu mutlos, sowohl was die Liebesgeschichte, als auch was das Denken und das Werk Bachmanns angeht.
Ein Stück Literaturgeschichte als faszinierender Filmessay: Dominik Graf geht den Spuren jener Schriftsteller und Schriftstellerinnen nach, die in der Nazizeit nicht ins Exil gingen, und findet Geschichten voller Widersprüche und Grautöne.
In einer postapokalyptischen Welt harren drei Männer und eine Frau auf einem Außenposten mitten im Ozean aus. Visuell und schauspielerisch sehenswert, schmälern leider allzu viele Logiklöcher und die schwerfällige Erzählweise das Vergnügen an diesem B-Movie zwischen existenzialistischem Thriller und absurdem Theater.
Wes Anderson ist bei seinem neuen Werk in Hochform, was allerdings auch heißt, dass er vor lauter Meta-Ebenen und stilistischer Perfektion stellenweise am Rande des narrativen und ästhetischen Overkills operiert. Trotzdem glänzt sein starbesetztes Wüsten-Diorama aus den 1950ern samt Atomtests und Alienbesuch.
Axel Ranischs neuer Film ist im Vergleich zu seinen frühen »German Mumblecore«-Werken mit großer Finesse gestaltet und erzählt den Orpheus-und-Eurydike-Mythos in brillanten Bildern neu: als Opern-Pasticcio, das aber – hier bleibt sich Ranisch treu – alle Grenzen von E- und U-Musik wie auch die Regeln des Musikfilms charmant über den Haufen wirft und mit Schwung, Liebe und Humor überzeugt.
Mit ungewohnt leichtem Tonfall erzählt Christian Petzold von vier jungen Menschen in einem Ferienhaus an der Ostsee, von Freiheit, Sehnsucht und Selbstbezogenheit – bis eine Katastrophe die sommerliche Idylle zerstört.

Weitere Inhalte zu Patrick Seyboth

Tipp
Die Kamera als Waffe: »Peeping Tom« in 4K restauriert und mit neuen Extras.
Thema
Verfremdung, Subversion und ein Talent für ungewöhnliche Besetzungen. Wie der Brite Jonathan Glazer Erwartungshaltungen gegen den Strich bürstet und Welten kollidieren lässt – jetzt im erschütternden, preisgekrönten Film »The Zone of Interest«.
Thema
Erbe der Revolution oder verrückter Imperialist? Jedenfalls ein schillernder Charakter. Vor dem Start von Ridley Scotts Biopic: eine Revue der Napoleon-Projekte, von Abel Gance bis Stanley Kubrick.
Tipp
Ideologisch imprägniert: Veit Harlans »Die goldene Stadt« mit kritischen Extras.
Tipp
Melancholischer Mobster: Brian De Palmas Gangsterdrama »Carlito's Way« in restaurierter Form.
Tipp
Im Labyrinth der Angst. Restauriert und mit starken Extras: David Lynchs »Inland Empire«.
Tipp
Alle für einen und einer für alle: Die beiden »Musketiere«-Filme von Richard Lester in einer DVD-Box.
Thema
In Ilker Çataks neuem Film »Das Lehrerzimmer« spielt Leonie Benesch eine junge Pädagogin mit Problemen. Über die Schule als Mikrokosmos im deutschen Kino und Fernsehen – von Klassikern wie »Die Feuerzangenbowle« bis zu Kassenschlagern wie »Fack ju Göhte«.
Tipp
»Katzenmenschen«, »Der Leichendieb« und »Ich folgte einem Zombie«: Mit opulenten Editionen lässt Pidax drei Horrorklassiker in neuem Glanz erstrahlen.
Thema
13 Jahre nach dem Kassenerfolg von James Camerons »Avatar« startet das Sequel »The Way of Water« – Aber der Hype scheint vorbei: Das gefeierte digitale 3D hat sich nicht durchgesetzt. Was ist da passiert?