Patrick Seyboth
Filmkritiken von Patrick Seyboth
Seiten
Das Porträt des russischen Oppositionellen Alexei Nawalny ist hautnah an seinem Protagonisten. Zwar bleibt der Film etwas vordergründig und neigt zur Heroisierung Nawalnys, abgesehen davon bietet er neben der Spannung eines Thrillers faszinierende Einblicke in die Mechanismen des Systems Putin.
Apichatpong Weerasethakul erzählt von einer Frau, die von einem rätselhaften Knallgeräusch heimgesucht wird und sich in Kolumbien auf die Suche nach dessen Ursprung macht: Eine audiovisuelle Quest von meditativer Ruhe, die in eine Welt der Rätsel und Wunder führt. In der Hauptrolle fasziniert Tilda Swinton.
In einer mitreißend montierten Mischung aus Poem und Essay vereint der Film spektakuläre Bilder von sechs Kontinenten, die allesamt um Flüsse und unser Verhältnis zu ihnen kreisen. Allerdings neigt schon die Musikauswahl stellenweise zum allzu dicken Auftrag; eine Narration voller Gemeinplätze und Weisheiten fürs Poesiealbum schmälert die Wirkung leider noch mehr.
In sinnlicher Sommeratmosphäre erzählen die Zwillingsbrüder Damiano und Fabio D'Innocenzo römische Vorstadtgeschichten als Pandämonium unterdrückter Aggressionen und uneingestandener Sehnsüchte. Reizvolle Details und grotesker Humor verhindern nicht, dass seine alles überlagernde Abgeklärtheit und Bitterkeit den Film letztlich stumpf machen.
In diesem außergewöhnlichen Regiedebüt zwischen Folk Horror und absurder Komödie, angesiedelt in den Weiten Islands, wird in einem Schafstall ein merkwürdiges Mischwesen geboren – und vom jungen Bauernpaar wie ihr eigenes Kind aufgezogen. Doch die unheilige Familie bleibt nicht lange unter sich.
Ein Kunstmarkt-Dokumentarfilm als packende Mischung aus Farce und Thriller, der den Weg des Leonardo da Vinci zugeschriebenen Gemäldes »Salvator mundi« vom anonymen Schnäppchen zum teuersten Kunstwerk der Welt rekonstruiert
Kunstvoll verschachtelt und doch schnörkellos erzählt, ist Mia Hansen-Løves Drama über ein Filmemacher-Paar eine wunderbar elegante und subtile Studie über das Verhältnis von Leben und Kunst
Kelly Reichardts ungewöhnlicher, großartiger Western erzählt von einer Männerfreundschaft, vom Kuchenbacken und vom Wesen des Kapitalismus
Mit Stanley Tucci und Colin Firth als schwulem Paar erzählt Harry Macqueens Drama von einer Demenzerkrankung, doch weniger als Kranken- denn als Liebesgeschichte und in Form eines Roadtrips. Unsentimental, wunderbar gespielt und so zurückhaltend wie poetisch in Bilder gesetzt
Julia Ducournaus Cannes-Gewinner über eine junge Frau, die Maschinen liebt und Menschen mordet, ist eine außergewöhnliche Erfahrung: düster, brutal und exzessiv, dabei aber auch von einer faszinierenden Vieldeutigkeit und fast sakralen Fluidität
Seiten
Weitere Inhalte zu Patrick Seyboth
Seiten
Tipp
Zeitreisen und ein Horrorhase: Zum 20. Jubiläum in 4K restauriert: »Donnie Darko« von Richard Kelly.
Tipp
Mörder ohne Ich: Mary Harrons »American Psycho« in luxuriöser 4K Special Edition.
Tipp
Stylish, sexy, brutal: Paul Verhoevens »Basic Instinct«, digtal restauriert.
Tipp
Wilde Nacht am Genfer See: Ken Russells phantasmagorischer »Gothic« mit vielen Extras
Thema
Die Geschichte der »Dune«-Projekte: Denis Villeneuve hat den Kultroman, an dem nicht nur David Lynch gescheitert ist, aufwendig neu verfilmt
Tipp
Die Rache der Natur: Das Grauen kommt aus dem Meer in »The Beach House«
Meldung
Zum zweiten Mal fand das DOK.fest München online statt und gab sich den Beinamen @home. Am Ende des enorm vielseitigen Festivals gab es dann aber doch noch: echtes Kino
Tipp
Kelly Reichardts ungewöhnlicher Western »First Cow«, ab 9. Juli bei Mubi, erzählt von einer Männerfreundschaft, vom Kuchenbacken und vom Wesen des Kapitalismus
Tipp
In Tschetschenien werden LGBTQ-Personen verfolgt und gefoltert – ein international weithin ignoriertes Verbrechen. David Frances Dokumentarfilm »Achtung Lebensgefahr! – LGBT in Tschetschenien« begleitet die mutigen Rettungsaktionen von Aktivist*innen
Tipp
In der ersten Monografie über die Regisseurin Jessica Hausner unternimmt Sabrina Gärtner eine umfassende Analyse ihres Werks