Gerhard Midding
Gerhard Midding ist freier Autor für Tageszeitungen (Berliner Zeitung, Die Welt), Zeitschriften (epd Film, filmbulletin) sowie Radio-(rbb Kulturradio) und Fernsehsender (3sat).
Filmkritiken von Gerhard Midding
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Der erste Teil, in Cinemascope gedreht, verriet noch kinohafte Ambitionen; seine Fortsetzungen waren eigentlich fürs Fernsehen gedacht und begnügen sich mit dem landläufigen Breitwandformat. Auf der großen Leinwand behauptet sich der Abschluss von Stieg Larssons »Millenium«-Trilogie dennoch redlich
»Wenn man aus dem Kino kommt, überrascht einen nichts. Alles kann mit der größten Selbstverständlichkeit passieren«, heißt es einmal in Alain Resnais' neuem Film »Vorsicht Sehnsucht«. Er verrät eine Erzählfreude, die ihren eigenen, skurrilen Regeln folgt, in die er seine Zuschauer aber gern einweiht
Bei seinem Frankreichstart hat Philippe Liorets Film »Welcome« heftige Debatten über die Migrationspolitik der Sarkozy-Regierung ausgelöst: Achtsam melodramatisch, entschieden kinohaft und doch realitätsnah spiegelt er ein Klima wider, in dem Hilfsbereitschaft und Zivilcourage anrüchig geworden sind
Die muntere Tatkraft, die einst die Helden von Hollywoods Geisterfilmen auszeichnete, steht ihnen nach dem 11. September nicht mehr zu Gebot. In seiner Adaption des Romans »In meinem Himmel« von Alice Sebold erzählt Peter Jackson von der Machtlosigkeit, im Dies- wie im Jenseits mit Verlust und Trauma fertig zu werden
Der Belgier Joachim Lafosse erzählt in »Privatunterricht« von einer Erziehung des Herzens, in der die Utopien der 68er, entlastet durch das Alibi des freien Denkens, die Selbstfindung eines 16-jährigen verhindern
Eine Videokamera soll die dämonischen Kräfte bannen, die einem jungen Paar den Schlaf rauben. Für ein Butterbrot und in nur sieben Tagen mit Laien gedreht, verbreitete »Paranormal Activity« als Graswurzelvariante des Horrorfilms unter einem dankbaren Publikum in Nordamerika bereits Angst und Schrecken. Handgemacht bedeutet allerdings noch nicht ehrliches Handwerk
Der Verleihtitel ist so smart (er vermeidet das Wort Abschied) wie liebevoll gewählt: Der japanische Oscar Gewinner »Nokan« schildert den Beruf des Aufbahrens mit einer solch verschwiegenen Konkretion, dass er eine sachte Dimension der Transzendenz eröffnet
An den Gestaden ihres Lebens und ihrer Fantasie legt sich die Regisseurin Rechenschaft ab über ihre Biografie als Filmemacherin und als Ehefrau. Es ist hilfreich, aber durchaus verzichtbar, ihr Werk zu kennen, um den munter-wehmütigen Essayfilm zu genießen
Nach 15 Jahren kommt Wong Kar Weis Schwertkämpferfilm »Ashes of Time« in einer neu bearbeiteten Fassung heraus. Ausgerechnet sein einziger Ausflug ins Actionkino zeigt, wie viel den Poeten urbaner Melancholie mit dem frühen Kino von Alain Resnais verbindet
Den Fans von Sophie Marceau wird dieser Film ein Déjà vu bescheren: Die einstige Rebellin aus »La Boum« kehrt als Mutter wieder. »LOL« belebt das Genre der französischen Teenagerkomödie mit einer flotten Mischung aus Sentimentalität und Abgeklärtheit neu