Gerhard Midding
Gerhard Midding ist freier Autor für Tageszeitungen (Berliner Zeitung, Die Welt), Zeitschriften (epd Film, filmbulletin) sowie Radio-(rbb Kulturradio) und Fernsehsender (3sat).
Filmkritiken von Gerhard Midding
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Zwischen Pythagoras und Jacques Tati: Michelangelo Frammatinos Film erzählt mit geduldiger, ethnografischer Präzision und essayistischer Freizügigkeit von Seelenwanderung
Ein Film, den man gern mögen würde: das Porträt einer der wichtigsten Aufbruchsbewegungen des Kinos, der französischen Neuen Welle. Die Konzentration auf nur zwei ihrer Protagonisten führt mitunter zu historischen Ungenauigkeiten. Gleichwohl wirft Emmanuel Laurent interessante Schlaglichter auf die Epoche und den Fetischcharakter der französischen Cinéphilie
Aus der Perspektive einer jüdischen Familie, eines Arztes und einer Rotkreuzschwester schildert Rose Boschs prominent besetzter Film die Razzia vom 16. Juli 1942, bei der mehr als 13.000 Pariser Juden verhaftet wurden. Es gebricht ihm nicht an pädagogischem Ehrgeiz, wohl aber an inszenatorischem Feingefühl: Statt Aufklärung setzt er auf Rührung
Stephen Frears' »Immer Drama um Tamara« kann man durch einen zweifachen literarischen Filter betrachten: Die muntere Provinzsatire beruht auf dem gefeierten graphischen Roman von Posy Simmonds, der sich wiederum an Thomas Hardys »Am grünen Rand der Welt« anlehnt. Ein sehr britischer Ensemblefilm über die Frage, was skandalös ist
Der Sprung ins Leere ist ein Mandat, das Benoît Jacquot seinen Charakteren immer wieder anträgt. Isabelle Huppert brilliert als Musikerin, die den Vertrag mit ihrem bisherigen Leben aufkündigt und in eine ungewisse Zukunft aufbricht
Xavier Beauvois weiß, wieviel Zeit er sich nehmen muss. Seine erst fünfte Regiearbeit in 18 Jahren, besetzt mit einem würdig grandiosen Ensemble, erzählt mit achtsamer Empathie vom Martyrium der sieben Trappistenmönche, die im Frühjahr 1996 aus ihrem Kloster im algerischen Atlasgebirge entführt und ermordet wurden
Eine uneingestandene Liebe und ein eigentlich aufgeklärter Mordfall führen die Beteiligten nach 25 Jahren wieder zusammen. Dass in Argentinien die Geister der Vergangenheit nicht zur Ruhe kommen wollen, ist in Juan-José Campanellas Verknüpfung von Kriminal- und Liebesfilm auch eine diskret politische Botschaft
Ein verblüffender, vielschichtiger Thriller: Es ist kein Fehler, Gerardo Naranjos Film als Allegorie auf das Mexiko der Gegenwart zu lesen, das heimgesucht wird vom Drogenkrieg, der Austauschbarkeit von Staatsgewalt und Verbrechen sowie der Beharrlichkeit des Machismo
Nicht unbedingt vor, aber auf jeden Fall hinter der Kamera ist die erste Kinoadaption von Jacques Tardis Adèle-Sec-Comics eine Fehlbesetzung: Louise Bourgoin verkörpert die trocken-impertinente Heldin sehr passabel, Luc Besson gebricht es jedoch entschieden an zugeneigter Inspiration, um Tardis Universum auf der Leinwand heimisch zu machen
In seinem ersten Alterswerk knüpft der japanische Meister des Animationsfilms Hayao Miyazaki an kinderfreundlichere Filme wie »Kikis Delivery Service« an. An deren erzählerische Komplexität reicht diese Geschichte einer Freundschaft zwischen einem Jungen und einem menschgewordenen Goldfischmädchen allerdings nicht ganz heran
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Bekannt wurde sie mit Jean Eustaches Dreiecksgeschichte »Die Mama und die Hure«. Nun spielt Françoise Lebrun in Gaspar Noés »Vortex« ihre erste Hauptrolle seit Ewigkeiten.
Tipp
Die Ausstellung »Ein Bild der Zeit« in der Kunsthalle Emden zieht Parallelen zwischen dem Expressionismus im Film und in der Kunst.