03/2018
In diesem Heft
Tipp
14. bis 21. März, Regensburg – In seinen verschiedenen Wettbewerbssektionen zeigt das bayerische Festival aktuelle Beiträge aus dem Kurzfilmbereich. Keiner der Filme ist älter als zwei Jahre, die Arbeiten kommen aus aller Welt. Neben der internationalen Sektion gibt es allerdings auch einen deutschen Wettbewerb sowie sogenannte Fenster in regionale und lokale Bereiche. Sonderprogramme wenden sich verschiedenen Themen zu, etwa der Rückschau auf das Werk eines Kurzfilmschaffenden oder einem Länderschwerpunkt. Vorträge, Diskussionen und Videokunst runden die Festivalwoche ab
14. bis 19. März, Landshut – Die 19. Ausgabe des Kurzfilmfestivals bildet in verschiedenen Reihen und Wettbewerben die Vielfalt der Gattung Kurzfilm ab: vom klassischen Kurzspielfilm über Dokumentarfilmbeiträge bis hin zu Animationsfilmen. Ein Wettbewerb namens »Shock Block« bietet beispielsweise ein Angebot von 61 Kurzfilmen aus 20 Ländern, die dem genreaffinen Kinogänger ein makabres Erlebnis versprechen. Eine Neuerung im Vergleich zu den letzten Jahren stellt das Virtual-Reality-Programm dar, das dem Festivalpublikum einen Eindruck vom 360-Grad-Film vermitteln wird. Außerdem werden wie üblich zahlreiche Filmschaffende vor Ort sein und sich zu ihren Werken äußern
14. bis 18. März, Recklinghausen – Die 9. Ausgabe des Kirchlichen Filmfestivals zeigt engagierte, humanistische Spiel- und Dokumentarfilme zu wichtigen Gesellschaftsthemen im Cineworld Recklinghausen. Der Arbeitskreis Kirche & Kino des Evangelischen Kirchenkreises und des Katholischen Kreisdekanats aus Recklinghausen veranstaltet das Festival, die künstlerische Leitung des Festivals obliegt dem Institut für Kino- und Filmkultur
9. bis 18. März, Nürnberg – Der filmische Austausch zwischen Türkei und Deutschland steht in Nürnberg zum 23. Mal im Fokus. Gezeigt werden Produktionen aus beiden Ländern im Kurz- und Langfilmformat, außerdem Dokumentationen. Für das Kurzfilmprogramm konnten elf Regisseurinnen und Regisseure gewonnen werden. Den Vorsitz des Spielfilmwettbewerbs übernimmt in diesem Jahr der renommierte Filmkritiker Klaus Eder. Den Ehrenpreis erhalten der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff (zuletzt »Rückkehr nach Montauk«) und der türkische Schauspieler Halil Ergün (»Böcek«, »Yol«), der auf eine mehr als 40 Jahre dauernde Film- und Fernsehkarriere zurückblicken kann
1. bis 11. März, München und Regensburg – Um die Lebenssituation im Osten Europas, genauer in Polen, Tschechien, Ungarn und der Slowakei geht es knapp anderthalb Jahre nach der ersten Ausgabe auch beim zweiten Mittel Punkt Europa Filmfest in München, das dieses Mal zwischen dem 4. und 7. März Regensburg mit einbindet. In der dortigen Filmgalerie sowie an neun Abenden im Münchner Filmmuseum vermitteln Filme Einblick in den Alltag unserer Nachbarn
1. bis 31. März, Berlin – »Neue Perspektiven im deutschen Film« möchte die von Bettine Henzler kuratierte Film-Reihe im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums zeigen. Die Werke von Kriegsende bis Mauerfall bieten einen Einblick in die Verfasstheit der deutschen Gesellschaft aus der Perspektive von Kinderfiguren. Sie können gesellschaftliche Verwerfungen besonders intensiv vermitteln oder ein Ventil für Kindheitserfahrungen Filmschaffender werden
Lucky ist 90 Jahre alt, lebt in einem Wüstenkaff in Arizona und muss eines Tages feststellen, dass sein Körper ihm nicht mehr gehorcht – was allerdings kein Grund ist, seine tägliche Routine grundlegend zu ändern. Das Regiedebüt des Schauspielers John Carroll Lynch ist eine Liebeserklärung an Harry Dean Stanton, der im Herbst 2017 im Alter von 91 Jahren verstarb
am Mi., 21.03. in Frankfurt am Main – epd-Film-Autor Ulrich Sonnenschein spricht mit Lars Kraume über seinen Film »Das schweigende Klassenzimmer«
Thema
Filme mit Kindern sind nicht unbedingt Kinderfilme. Sondern Filme für alle, die nur eine besondere Art der Weltwahrnehmung beschreiben. Gerhard Midding über kleine Strolche, Abenteurer, Verlorene und Unverstandene
Der japanische Regisseur Takashi Miike ist gerade mal 60, soll aber schon hundert Filme auf dem Konto haben. In der poppigen und zugleich ein wenig buddhistischen Manga-Adaption »Blade of the Immortal« zieht er wieder alle Register. Das Porträt eines Ruhelosen
Michael Stuhlbarg spielt in gleich drei der in diesem Jahr für den »Besten Film« nominierten Oscar-Kandidaten – ohne selbst eine Nominierung zu erhalten. Und das obwohl sein Auftritt in Luca Guadagninos »Call Me by Your Name« zu den Kinoereignissen des Jahres gehört
Unsere "steile These" des Monats März
Meldung
Josef Bierbichler gehört zu Deutschlands bekanntesten Schauspielern. Jetzt hat er seinen mehrere Generationen umspannenden Erfolgsroman »Mittelreich« verfilmt
Das traditionsreiche Max Ophüls Festival in Saarbrücken stellte erneut mit einem ambitionerten und heterogenen Programm die Bandbreite des deutschsprachigen Nachwuchsfilms vor
Filmkritik
Wegen eines seltenen Gendefekts, der eine totale Lichtempfindlichkeit bewirkt, kann die 17-jährige Katie ihre häuslichen vier Wände erst nach Sonnenuntergang verlassen. Als sie dabei mit einem Jungen zusammentrifft, traut sie sich nicht, ihm von ihrer Krankheit zu erzählen. Vorhersehbare Geschichte mit der Botschaft, den Moment zu feiern. »Midnight Sun« ist schauspielerisch in Ordnung und immerhin nicht allzu sehr auf die Tränendrüsen drückend
Ein angesagter Pariser Designer wird von seiner bisher verschwiegenen provinziellen Sippe heimgesucht: Vor allem sprachlich sucht Regisseur Dany Boon den Anschluss an seinen Sch'tis-Kassenhit und inszeniert mit viel Drive, Sprachwitz und Herz eine Familienversöhnung, die allerdings ein wenig zu harmonieselig ausfällt
Dokumentarfilm über ein grauenhaftes Detail der Weltgeschichte. In dem kleinem Ort Demmin in Mecklenburg nehmen sich 1945, kurz vor Kriegsende, Hunderte von Menschen das Leben. Sie folgten einer falschen Ideologie. Doch dieselbe Ideologie lebt heute noch in dem Ort, wo diese Tragödie für politische Ziele instrumentalisiert wird
In dem ruhigen, auf Massenszenen und opulente Bauten verzichtenden Bibelfilm »Maria Magdalena« unternimmt Regisseur Garth Davis (»Lion«) die Rehabilitierung der zentralen Frauenfigur des Neuen Testaments
Für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert: »Loveless«. Andrey Zvyagintsevs Mischung aus Familiendrama und Gesellschaftsparabel erzählt bildstark und mit beunruhigender Ruhe von einem russischen Ehepaar, das nur noch Verachtung füreinander empfindet. Für den 12-jährigen Sohn wollen nach der Trennung beide nicht die Verantwortung übernehmen – doch plötzlich ist er verschwunden
Sean Baker schildert eine Kindheit am Rande des Existenzminimums in einem Motel in Florida, und verbindet dabei dokumentarisches Gespür mit visueller Lust am Erzählen. »The Florida Project« ist ein schmerzlich wahrhaftiges Sozialdrama mit der Magie eines Märchens
Der Film »Jane« des US-Dokumentaristen Brett Morgen porträtiert die frühen Jahre von Jane Goodalls Werk und Leben und brilliert mit Anfang der 60er-Jahre im Feld in Nordwest-Tansania gedrehten 16-mm-Bildern
Der 17-jährige Elio (Timothée Chalamet) verliebt sich in den sieben Jahre älteren Sommergast (Armie Hammer) seiner Eltern – nur wenige Filme haben bisher den einzigartigen Zauber der ersten großen Liebe auf eine so berauschende Weise eingefangen wie Luca Guadagninos Verfilmung von André Acimans Roman »Call Me By Your Name«
Die Verfilmung eines der ersten US-amerikanischen Spezialkräfteeinsatzes in Afghanistan nach 9/11 geht den Ambivalenzen des Kriegs aus dem Weg, indem er den Wagemut der einzelnen Soldaten und ihrer afghanischen Verbündeten feiert: »Operation: 12 Strong«
Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs: Willi Herold zieht mit seiner Truppe marodierend durch Norddeutschland. »Der Hauptmann« ist eine Studie in Sachen Sadismus und Menschenverachtung
Um sie für unzurechnungsfähig zu erklären, wird ein Psychologe ins unübersichtlich unheimliche Haus der geistergläubigen Witwe Winchester geschickt. Dort trägt sich sodann vielerlei alberner Hokuspokus zu, der den historischen Stoff und seine mögliche Bedeutung an billigste Genreklischees verrät
Ein vermeintliches Krimispiel entpuppt sich als echter Entführungsfall, was die Teilnehmer des Spiels erst allmählich begreifen: trotz Logiklücken und Vorhersehbarkeit ist »Game Night« eine amüsante und manchmal gar schreiend lustige Komödie
Lola Randls glänzend gespielte Beziehungskomödie »Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?« variiert gekonnt das Doppelgängermotiv und setzt dabei mit kreativer visueller Gestaltung sehenswerte Akzente
Stalinstadt, DDR, im Jahr 1956: Aus Solidarität für die Beteiligten des Ungarn-Aufstands beschließen Abiturienten spontan eine Schweigeminute. Dieser kleine Akt der Solidarität wird von den SED-Funktionären als politischer Widerstand gedeutet und geahndet. Lars Kraume stellt in »Das schweigende Klassenzimmer« die grundsätzliche Frage nach dem historischen Gewordensein, indem er die frühen DDR-Jahre erzählerisch mit der Vergangenheit der autoritären Väter verschränkt
Mark Noonans ruhig erzählter Dokumentarfilm setzt dem renommierten Architekten Kevin Roche ein sympathisches kleines Denkmal. Mit Roches Idealen von Demokratie und Gemeinschaft ist der Film auch ein Plädoyer gegen Nationalismus und Abschottung
Erstaunlich einfacher Dokumentarfilm, der fast nur aus Statements besteht und tatsächlich etwas zu sagen hat. Über Liebe und Leidenschaft, Familie, Trennung und die Schwierigkeit, darüber zu reden. Von der Unzuverlässigkeit der Erinnerung ganz zu schweigen
Jennifer Lawrence als verführerische russische Spionin und Joel Edgerton als CIA-Agent liefern sich zwischen Budapest und London ein Katz-und-Maus-Spiel. Der Agentenfilm »Red Sparrow« nach dem gleichnamigen Roman fällt vor allem durch sadistische Brutalität und zynischen Sex auf – und durch sonst eigentlich gar nichts
Zwei Selbstmörder begegnen einander in Amsterdam und verbringen eine (vermeintlich) letzte Nacht miteinander, in deren Verlauf sich die Perspektiven verschieben. »Arthur & Claire« lebt vom Zusammenspiel seiner beiden Hauptdarsteller und setzt aufs sprichwörtlich Bittersüße, beachtet dabei leider allzu ängstlich die Konventionen und tut niemandem auch nur ein bisschen weh
Aaron Sorkins Filmbiografie »Molly's Game« über Molly Bloom, die in den 2000er Jahren den exklusivsten Pokerring der USA leitete, ist glänzend gespielt, leidet aber an selbstverliebten Dialogen und einer fragwürdigen Haltung zu seiner Titelfigur
Faszinierende Aufnahmen von Pinguinen, Giraffen, Pottwalen, Pandabären und anderen Tieren in freier Wildbahn halten in »Unsere Erde 2« das Interesse trotz des nichtssagenden, oberflächlich alles mit allem verbindenden Kommentars wach
Ein kleiner Junge und eine sprechende Giraffe. »Mein Freund, die Giraffe« ist ein Kinderfilm über wahre Freundschaft und die Tatsache, dass sie durch einen Konflikt zwar wandelbar, aber noch lange nicht zu Ende ist
Mit seinem puristischen Dokumentarfilm »Furusato« blickt Thorsten Trimpop in die Seele von Menschen, die sich nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima lieber einer Strahlenbelastung aussetzen als ihre Heimat aufzugeben
In seinem vierten Spielfilm vermengt Joachim Trier Coming-of-Age und übernatürlichen Thriller. »Thelma« entfaltet einen inszenatorisch dichten, spannenden Sog der besonderen Art und funktioniert zugleich als Allegorie aufs Erwachsenwerden
Aus dem Fall Tonya Harding komponiert Craig Gillespie mit 20 Jahren Abstand ein böse-vergnügliches Mockumentary, ein schwindelerregendes Vexierspiel, in dem er zusammen mit Hauptdarstellerin Margot Robbie und Nebendarstellerin Allison Janney mit den verschiedenen Versionen der Wahrheit jongliert
Josef Bierbichlers Roman »Mittelreich« knüpft an die eigene Biografie des Schauspielers an. Nun hat er diese bayerische Jahrhundertchronik verfilmt, mit hochkarätigen (Bühnen-)Darstellern und inszenatorischem Ungestüm. Zuweilen wünscht man sich, ein Produzent oder Redakteur hätte ihm erklärt, dass dies im Kino so nicht funktioniert. Und dann wieder ist man froh, dass er nicht auf sie gehört hat: »Zwei Herren im Anzug«
Was sind die Etikette »Nachhaltigkeit« und »Natürlichkeit« beim Einkauf wert? Werner Boote recherchiert Fakten, sammelt Argumente und bringt das Recherchierte in einen größeren Zusammenhang – und erhöht damit die Chance, vielleicht doch einen aufklärerischen Effekt zu erzielen, der über die bereits Überzeugten hinaus geht: »Die grüne Lüge«
Die Frage nach der Zukunft der Arbeit geht uns als Einzelmenschen und Gesellschaft zentral an. »Die stille Revolution« möchte Antworten geben, langweilt aber als Image-Film mit viel hohler Quasselei und visuellem Pathos
Lucky ist 90 Jahre alt, lebt in einem Wüstenkaff in Arizona und muss eines Tages feststellen, dass sein Körper ihm nicht mehr gehorcht – was allerdings kein Grund ist, seine tägliche Routine grundlegend zu ändern. »Lucky«, das Regiedebüt des Schauspielers John Carroll Lynch, ist eine Liebeserklärung an Harry Dean Stanton, der im Herbst 2017 im Alter von 91 Jahren verstarb
Ein hochgradig unterhaltsamer, handwerklich perfekter Blockbuster, der sich vor einer politischen Haltung nicht drückt und trotzdem nicht fehl am Platz in seinem Franchise wirkt