Kritik zu Operation: 12 Strong

© Concorde Filmverleih

Schlacht gewonnen, Krieg verloren? Die einigermaßen spektakuläre Geschichte um einen der ersten amerikanischen Spezialkräfteeinsätze in ­Afghanistan nach 9/11, verfilmt als prominent besetzte Heldensaga

Bewertung: 2
Leserbewertung
3
3 (Stimmen: 1)

Das Etikett »Basiert auf einer wahren Geschichte« wird gewöhnlich als eine Art Gütesiegel gehandelt. Ganz so, als ginge von der Nachinszenierung realer Ereignisse mehr Anziehungskraft oder zumindest mehr Dringlichkeit aus als von der reinen Fiktion. Seltener denkt man an die Nachteile, die die Verankerung in der Wirklichkeit so mit sich bringt. »Operation: 12 Strong« verhandelt ein Kapitel des Afghanistankriegs. Das Drehbuch beruht auf einer Reportage des amerikanischen Journalisten Doug Stanton mit dem gewissermaßen verräterischen Titel »Horse Soldiers: The Extraordinary Story of a Band of U.S. Soldiers Who Rode to Victory in Afghanistan«. Produziert wurde er von Jerry Bruckheimer. Der informierte Zuschauer hat sich an dieser Stelle seine Meinung zum Film fast schon gebildet.

Als wolle er den Zuschauer direkt bei seinen Vorurteilen abholen, setzt die Filmhandlung mit lauter Kriegsfilm-Klischees ein: gut gebaute, sympathische Männer verlassen ihre liebevollen, aber gefassten Frauen, um sich angesichts des Attentats aufs World Trade Center am 11.9.2001 freiwillig als kriegsbereit zu melden. Hartgesottene, kahlköpfige Männer in Uniform sprechen ungerührt von Todesrisiken, aber natürlich lassen sich davon Männer wie Mitch Nelson (Chris Hemsworth), Hal Spencer (Michael Shannon) oder Sam Diller (Michael Peña) nicht abschrecken. Im Gegenteil, man tauscht die üblichen knappen Sätze aus und steigt in den Flieger nach Afghanistan, wo sie zu zwölft unter Anleitung von Hemsworth' Captain Nelson Amerikas ersten Schlag gegen die Taliban ausführen sollen.

Kaum am Ort der Handlung angekommen, gerät die stur-konventionelle Erzählweise zunehmend in Konflikt mit den offenbar im Buch dargelegten Fakten: Zwar darf einer der Soldaten, wie es das Bilderbuch des amerikanischen Kriegseinsatzes vorsieht, einem kleinen afghanischen Jungen einen Lolli überreichen, aber auf der anderen Seite verrenkt sich Shannons Spencer den Rücken, muss flach liegen und verschwindet aus der Handlung. Hemsworth' Captain Nelson sieht sich gezwungen, eine prekäre Allianz mit einem afghanischen General (Navid Negahban) einzugehen, der nicht viel von seinem Gegenüber hält, weniger wegen dessen Nationalität als wegen dessen Unerfahrenheit. Aber natürlich erweist sich Nelson alsbald als guter Kämpfer, und aus der Begegnung mit dem General erwächst die ebenso übliche wunderbare Freundschaft.

So geht es die ganze Zeit hin und her in diesem Film: Einerseits ist Vieles daran besser als erwartet, andererseits ist Vieles schlechter, als es hätte sein müssen. An beidem ist das Ausgangsmaterial, die wahre Geschichte, schuld. Entweder ihr wird durch das konventionelle Männerfilmpathos Unrecht getan, oder sie geht im nächsten packend inszenierten Schlachtgetümmel unter. In Nelsons Auseinandersetzung mit den eigenen Mannen und dem afghanischen General kommt die schwierige Gemenge­lage des Landes ausführlicher zur Sprache als gemeinhin üblich, aber um ihr Geltung zu verschaffen, müsste eben doch eine ganz andere Erzählart her.

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