01/2010
In diesem Heft
Filmkritik
Ein weiteres Remake, das man sich hätte sparen können. Trotz eines zünftig abgründigen Psychopathen hat die böse Satire auf Familienidyll und Wohlanständigkeit die Zähne verloren: »The Stepfather«
Ist Gott wirklich da draußen? Passt er noch auf uns auf? Warum scheint es immer nur mich zu treffen? Und: Können die Songs von Jefferson Airplane helfen? Vielleicht der beste Coen-Film von allen
Der mit dem Rechner tanzt: Zwölf Jahre nach »Titanic« kehrt der Blockbusterkönig James Cameron zurück, um mit blauen Aliens, Terrorkonzernen und Futuro-Sauriern die ziemlich abgedrehte Variante eines durchökonomisierten Weltkinos zu präsentieren
Momo kommt zum Studieren nach Darmstadt und muss seinen Weg zwischen Partys und Unistress finden. Regisseur Frieder Wittich gelang mit seinem Spielfilmdebüt »13 Semester« eine turbulente und doch geerdete Studentenkomödie
»Süt – Milch«, Semih Kaplanoglus poetische Reflexion über die türkische Mutter-Sohn-Beziehung, überzeugt durch ausgefeilte Bildsprache
Heath Ledger in seiner letzten Rolle, Christopher Plummer als Magier und Tom Waits als Teufel – Terry Gilliams faustisches Märchen »Das Kabinett des Dr. Parnassus« ist glänzend besetzt, opulent bebildert und stellenweise erfrischend verrückt. Leider fehlt es an Konzentration
Detlev Buck folgt den Spuren einer globalisierten Liebesgeschichte zwischen Berlin und Pnom Penh und bleibt auch fern der Heimat seiner unaufgeregt lakonischen Erzählweise treu: »Same Same But Different«
Im Rückblick auf seine Filme vor 1989 zeigt Volker Koepp in »Berlin – Stettin« ein differenziertes Bild vom Leben in der DDR und nach der Wende: Ein Film der Erinnerung, nicht der Nostalgie
»Wenn Liebe so einfach wäre« ist eine amüsante Zeitgeistkomödie um eine erfolgreiche, schöne und geschiedene Croissant-Bäckerin, die in eine Affäre mit ihrem Exehemann hineinschlittert
Der Belgier Joachim Lafosse erzählt in »Privatunterricht« von einer Erziehung des Herzens, in der die Utopien der 68er, entlastet durch das Alibi des freien Denkens, die Selbstfindung eines 16-jährigen verhindern
Aus der künstlerisch kühnen Comicvorlage »The Surrogates« wurde ein solider, ganz auf Bruce Willis zugeschnittener Actionfilm
Ein kleiner Film über eine »amour fou«, der es in sich hat. »Die Affäre« ist spannend wie ein Krimi und zugleich ein Film über die Liebe zu Zeiten des Spätkapitalismus
»Ein Sommer in New York« ist eine melancholische Charakterstudie mit einem glänzenden Richard Jenkins und einem überladenen politischen Subtext zum Thema 9/11 und Folgen
Stargespickte (Christopher Plummer, Helen Mirren), aber bräsige Bebilderung von Leo Tolstois letztem Lebensjahr, in dem dieser sein Lebenswerk und seine Ehe aufs Spiel gesetzt hat: »Ein russischer Sommer«
Zwei, die sich lieben, dürfen nicht miteinander leben: Diese »Liebe in Kabul« gibt erstaunlich präzise Auskunft über die Werte und Zwänge, die in der afghanischen Gesellschaft heute herrschen: »Mein Herz sieht die Welt schwarz«
Politisch korrekt und durchaus differenziert, doch allzu didaktisch nimmt sich John Sayles in »Casa de los babys« des Themas Mutterschaft in unterschiedlichen sozialen Kontexten an
Sophie Marceau und Dany Boon in einer pastellbunten Rollentausch-Ehekomödie, die in postfeministischem Konservatismus schwelgt und damit in Frankreich höchst erfolgreich war: »Auf der anderen Seite des Bettes«
Ein Geschäftsmann erfährt, dass er Vater von 7-jährigen Zwillingen ist, was zu jeder Menge Slapstick führt. »Old Dogs« ist eine Klamotte mit einem verschwendeten Robin Williams
Wie schon in »XXY« erzählt Lucia Puenzo in diesem dunklen Märchen um zwei sich liebende Mädchen von der Schwierigkeit, den eigenen Körper und das eigene Leben vor den Zumutungen der Welt zu bewahren: »Das Fischkind«
Ein Episodenfilm über die Liebe in New York. »New York, I Love You« – das sind renommierte Regisseure und ein Überangebot an Stars in bunt durcheinander gewürfelten, zum Teil von leichter Hand erzählten Geschichten
Koreas Popstar Rain wirbelt als perfekte Kampfmaschine durch Berlin. »Ninja Assassin« ist formelhafte, aber solide Kampfkunst-Action mit schwindelerregend hastig montierten Kampfchoreografien
Ein klassischer Porträtfilm aus brasilianischer Innenperspektive, gedreht anlässlich des 100. Geburtstag des Architekten Oscar Niemeyer vor zwei Jahren
Der Bergfilm über die Tragödie, bei der Reinhold Messner seinen Bruder verlor, bleibt sowohl ästhetisch wie psychologisch meist auf Fernsehfilm-Niveau
»Mitternachtszirkus« ist ein manchmal sogar ironischer Vampirfilm, der sich größere Sympathien vor allem dadurch vergibt, dass er unverhohlen als Auftakt zu einer so genannten Saga daherkommt
Das Roadmovie über zwei Ossis auf USA-Trip ist nicht ohne Klamauk, überzeugt aber durch eine runde Geschichte, in der die untergegangene DDR für bittersüße Episoden und eine melancholische Schlusspointe sorgt: »Friendship!«
»Nord« ist ein norwegisches Roadmovie ohne Straßen – eine kleine Geschichte mit einem großen Helden, die in unnachahmlicher Art belegt, dass auch Depressionen Spaß machen können
Ein verhalten auftretender Debütfilm mit Sandrine Bonnaire und Kevin Kline über die Emanzipationsgeschichte einer Frau, die begriffen hat, dass Schach in Wirklichkeit nicht das Spiel der Könige sondern der Damen ist: »Die Schachspielerin«
Martin Hoffmann begleitet den Dolpo Tulku, das wiedergeborene geistliche Oberhaupt der Dolpo-Region, auf dem Weg in seine Heimat im nepalesisch-tibetischen Grenzgebiet. Das Roadmovie mit Fußgängern bietet Einblicke in eine entlegene Kultur, hätte aber ein wenig informativer ausfallen können
Streckenweise lustig, aber unnötig zotig hangelt sich der Film an den Mustern von »Keinohrhasen« entlang von der Beziehungskrise zum Happy End