Kritik zu Wenn Liebe so einfach wäre
Meryl Streep, Alec Baldwin und Steve Martin in einer Komödie von Nancy Meyers – das klingt vielleicht nicht nach Neuerfindung der Filmkunst, aber doch wie ein solides Versprechen auf amüsante Unterhaltung, besonders für Erwachsene
Nancy Meyers hat den Dreh heraus, schmerzhafte Frauenthemen in versöhnliche Zeitgeistkomödien zu kleiden. Lange Zeit war sie Drehbuchautorin und erst seit dem Star-Vehikel »Was das Herz begehrt« mit Diane Keaton und Jack Nicholson inszeniert und produziert sie ihre Geschichten auch selbst. Gerade sechzig Jahre alt geworden, ist Nancy Meyers den Gefühlsturbulenzen ihrer Figuren selbst nah, wenn sie mit mildem Spott auf die alternden Babyboomer, vor allem jedoch auf die merkwürdige Asymmetrie im Liebesleben der Männer und Frauen ihrer Generation schaut.
Auch in »Wenn Liebe so einfach wäre« erzählt sie aus der Perspektive einer Frau, die successful und sexy, aber single ist. Musste Diane Keaton als berühmte Theaterautorin in »Was das Herz begehrt« mit ansehen, wie sich der dicke, infarktgefährdete Generationsgenosse Jack Nicholson als Liebhaber ihrer Tochter in ihrem Strandhaus breitmacht, gibt die Konstellation in dem neuen Film der Bäckerei- und Bistrobesitzerin Jane (Meryl Streep) reichlich Gelegenheit, über ihren Exmann Jake (Alec Baldwin) und dessen jüngere neue Frau samt ungehobeltem Nachwuchs zu lästern. Trotz dreier fast erwachsener Bilderbuchkinder und eines Traumberufs, der ihr ein hübsches Haus, gute Küche, reichlich Weinvorrat und ökologischen Gemüseanbau im eigenen Garten einträgt, spielen sich im Gesicht dieser Frau immer wieder kleine Einsamkeitsdramen ab.
Als Jane nach der Feier zum Collegeabschluss ihres Sohnes in New York von ihren unternehmungslustigen Kindern im Hotel allein gelassen wird, hat Meryl Streep einen solchen melancholisch leisen Moment, den sie mit ebensolcher Souveränität in Szene zu setzen weiß wie auch ihre zahlreichen komisch- drastischen Gefühlsturbulenzen. Denn, die Gelegenheit nutzend, macht sich Jake wieder an Jane heran, bringt sie zum Lachen und zum Tanzen und hält sich nach einer rotweinumnebelten New Yorker Liebesnacht partout für den unwiderstehlichen, einzigen Lover seiner Exfrau.
Zurück in Santa Barbara dreht Alec Baldwin als balzendes Schwergewicht mit nie versiegender Überredungskunst seine Pirouetten vor Jane, die ihrerseits plötzlich Feuer zu fangen beginnt für den Architekten Adam (Steve Martin). Dieser, auch erst seit ein paar Jahren geschieden, kultiviert seine Verletztheit als männlichen Gegenentwurf zu Jake mit viel Understatement, was zur Kunst der Missverständnisse in dieser Komödie beiträgt. Jake will unbedingt zurück zur Frau seines Alters, weil ihn seine jüngere Partnerin mit ihrem Kinderwunsch in die Zwangsmasturbationskabine einer Befruchtungsklinik treibt, während sich der sensible Adam beim Autofahren immer noch mit Vorträgen über die richtige Einstellung zur Scheidung tröstet.
Im Lauf dieser Dreiecksgeschichte – ein romantisches Happyending ist garantiert – spielt Nancy Meyers genüsslich alle, manchmal auch groben Komödienscherze aus, die sich aus der Heimlichtuerei einer Seitensprungsituation, aus dem schlechten Gewissen von Jane und dem steil ansteigenden Pegel provozierender Partylaune ergeben. Und wieder gibt es eine jener schön boshaften Nancy-Meyers-Szenen, in denen ein Liebesnest plötzlich zum Lazarett wird und der von seiner Potenz geblendete Jake den Arzt braucht. Als Kinomärchen mit ansehnlichen Stars, dekorativen Settings und geschliffenen Dialogen plädiert »Wenn Liebe so einfach wäre« für Janes Resümee, sie müsse einen wirklich neuen Anfang versuchen.
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