Kritik zu Ninja Assassin
Solide Hochglanz-Action, produziert von Joel Silver und den Wachowski-Geschwistern, die hier die Regie allerdings ihrem ehemaligen Regieassistenten James McTeigue (»V For Vendetta«) überließen
Rain, der erfolgreiche koreanische Popsänger und Schauspieler, der sich 2007 auf der Berlinale in der männlichen Hauptrolle von Park Chan-wook's »I'm A Cyborg, But That's OK« noch als liebevoller Retter in einer Nervenheilanstalt präsentierte, ist in seinem neuen Film nicht wiederzuerkennen. Als »Ninja Assassin« spielt er den muskelbepackten abtrünnigen Kämpfer Raizo, der schon als Kind in einem japanischen Waisenhaus zur perfekten Tötungsmaschine ausgebildet wurde. Nun ist Raizo in Berlin auf der Flucht vor der Geheimorganisation seines Meisters Ozuno (dargestellt von dem Japaner Shō Kosugi, dem Star zahlloser amerikanischer Ninjafilme aus den achtziger Jahren). Auch die Europol-Agentin Mika Coretti (Naomie Harris, bekannt aus Danny Boyles Zombie-Film »28 Days Later«) ist der mysteriösen Killerbande aus dem fernen Osten auf der Spur und muss sich fortan immer wieder von Raizo aus der Bredouille hauen lassen.
Formal liefert »Ninja Assassin« erwartungsgemäß solide Hochglanz-Action mit schwindelerregend hastig montierten Kampfchoreografien. Schließlich handelt es sich bei dem Film um eine Produktion von Joel Silver und den Wachowski-Geschwistern, die vor zehn Jahren das Action-Genre mit »The Matrix« umkrempelten. Die Regie überließen die Wachowskis allerdings ihrem ehemaligen Regieassistenten James McTeigue, der schon mit der ambitionierten Comicverfilmung »V For Vendetta« auf sich aufmerksam gemacht hat.
Inhaltlich bleibt sein neuestes Werk »Ninja Assassin« jedoch zu formelhaft und strotzt nur so vor Klischees, die in ihrer Anhäufung unweigerlich unfreiwillig komisch wirken müssen. Im Kontrast hierzu stehen lediglich die fürs Mainstreamkino ungewöhnlich harten Splatter-Einlagen. Noch vor dem Vorspann zerlegen sich rivalisierende Ninja-Kämpfer und Yakuzas mit zischenden Schwertern und wirbelnden Wurfsternen in einem Sprühregen aus Fleisch und Blut gegenseitig in handliche Körperscheiben. Genre-Liebhaber, die sich mit der Zweckmäßigkeit der »Handlung« arrangieren können und bei überzeichneten Gewaltdarstellungen nicht empfindlich reagieren, können bei »Ninja Assassin« dennoch viel Spaß haben.
Der Film ist vom Deutschen Filmförderfond und dem Medienboard Berlin-Brandenburg unterstützt und deshalb in Berlin und im Studio Babelsberg gedreht worden. Unsere Hauptstadt als Location interessiert Regisseur James McTeigue allerdings herzlich wenig. Nur alibihaft tauchen Berliner Wahrzeichen wie der Funkturm oder die Siegessäule schemenhaft im Bildhintergrund auf. Die Naheinstellung der Currywurst, die Europolchef Ryan Maslow (Ben Miles) am Wittenbergplatz verspeist, ist noch der authentischste Berlin-Bezug im gesamten Film. Und ganz so wie die Currywurstscheiben im Ketchup, liegen am Ende des Film auch die vielen abgetrennten Körperteile der Ninjakämpfer im eigenen Blut. Der Filmtitel ist eben Programm.
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