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Gerhard Midding

Sie waren, um mit Robert Capa zu sprechen, nah genug dran. Erstaunlich, was für Bilder sie am Roten Teppich und im Gedränge der Autogrammjäger erbeutet haben. Das Getümmel hat sie nicht abgeschreckt, sondern ihre Durchsetzungsfähigkeit und Geistesgegenwart herausgefordert. „Close up“ heißt dann auch die Schau, in der 13 junge Fotojournalisten ihre Eindrücke von der diesjährigen Berlinale festgehalten haben. Sie ist das Ergebnis eines Nachwuchswettbewerbs, für den sich jeder von ihnen ein eigenes Thema gestellt hat; was ihre Schaulust gewiss ebenso eingeengt wie konzentriert hat.

Gerhard Midding

Die Kamera ist ein Vergrößerungsglas: Sie überhöht die Geschehnisse und die physische Präsenz der Darsteller. Allerdings ist sie ein parteiisches, bestechliches Messinstrument. Bob Hoskins galt als ein kleinwüchsiger Schauspieler, dabei war er nicht einmal drei Zentimeter kleiner als Tom Cruise, James Cagney, Dustin Hoffman und Michael J.Fox (der wie er an Parkinson erkrankte) überragte er sogar ein wenig.

Gerhard Midding

Die Stille, erklärt er mir, gehört zu den größten Herausforderungen in seinem Metier: Denn in ihr hört man jedes Geräusch, jeder Ton wird absichtsvoll und gewichtig. Der Anfang von »Zärtlichkeit«, dem gerade angelaufenen, neuen Film von Marion Hänsel, ist ein wunderbares Beispiel hierfür. Da sieht man in der Totalen zwei Skifahrer einen Abhang in den französischen Alpen hinuntergleiten und glaubt, nur Stille zu hören. Das besitzt seine atmosphärische Triftigkeit: Schnee dämpft alle Geräusche.

Gerhard Midding

Falsche Fährten sind nicht zu verachten. Oft führen sie auf ergiebiges Terrain. In der letzten Woche schickte mich ein Redakteur in die Pressevorführung von "Transcendence", dem heute anlaufenden Science-Fiction-Thriller mit Johnny Depp. Üblicherweise werde ich für derlei Hollywood-Blockbuster selten besetzt. Aber einerseits musste die Kritik über die Osterfeiertage fertig werden und darüber hinaus hat dieser Redakteur ein Gespür für originelle Fragestellungen und überraschende Perspektiven. Es ist das Regiedebüt von Wally Pfister, dem Hauskameramann von Chris Nolan.

Gerhard Midding

Am heutigen Karfreitag beginnt im Österreichischen Filmmuseum eine Adolf- Wohlbrück-Retrospektive. Bis zum 5. Mai laufen 18 Filmen mit dem 1896 in Wien geborenen Schauspieler, darunter nicht nur Klassiker, sondern auch einige Trouvaillen wie „I accuse“ (über die Dreyfus-Affäre, nach einem Drehbuch von Gore Vidal) und das deutsche TV-Remake von „Laura“, das ich in nicht in schlechtester Erinnerung habe). Wohlbrück ist der begabteste Frackträger der Filmgeschichte. Auf mondänem Parkett macht er stets eine schneidige Figur (und auch, wenn ich mich recht entsinne, als Akrobat in E.A.

Gerhard Midding

Die Filmgeschichte ist nicht unbedingt arm an Spielernaturen. Von den Gründern der Hollywoodstudios, darunter Carl Laemmle, weiß man, dass sie ihre Feierabende gern beim Kartenspiel verbrachten. Das war nicht nur als Entspannung gedacht; oft ging es dabei um hohe Einsätze. Howard Hawks, John Huston und Robert Altman waren leidenschaftliche Zocker. Vielleicht suchten sie dabei ein Gefühl der Macht, wollten Zufall und Schicksal Regieanweisungen geben. Ich vermute, dass sie insgeheim verlieren wollten.

Gerhard Midding

Fiel er dem Kameramann überhaupt auf? Und wenn ja, war er für ihn nur ein Störfaktor? Er ist nur im Anschnitt zu sehen, aber immer wieder drängt sich der Rollstuhlfahrer ins Bild. Er wird nie mehr sein als eine Randfigur, denn im Zentrum der Handlung steht eine Treppe. Auf ihr findet das mondäne Spektakel statt, dort drängen die Schaulustigen empor.

Gerhard Midding

Leider habe ich mich von seinem Enthusiasmus nie wirklich anstecken lassen. Falls jemanden daran eine Schuld trifft, dann gewiss nicht ihn. Mickey Rooney hat sich Zeit seiner Karriere mächtig ins Zeug gelegt. Von Kindesbeinen an hat er dem Publikum gegeben, was es wollte. Das ist im Wortsinne zu verstehen: Mit 17 Monaten trat er zum ersten Mal auf der Bühne auf, mit sechs Jahren stand er zum ersten Mal vor einer Filmkamera. Mithin war er bis zu seinem Tod am vergangenen Sonntag der letzte Filmstar, dessen Karriere noch in der Stummfilmära begann.

Gerhard Midding

Seit heute ist John McTiernan wieder auf freiem Fuß. Das Bundesgefängnis in Yankton, North Dakota, durfte er bereits am 25. Februar verlassen, nachdem er dort 328 Tage einer einjährigen Haftstrafe abgebüßt hatte. Seither stand er unter Hausarrest und trug eine elektronische Fußfessel, von der er heute befreit wird. Allerdings muss er sich in den nächsten drei Jahren nun regelmäßig bei seinem Bewährungshelfer melden. 

Gerhard Midding

Heute Abend beginnt im Berliner Zeughauskino eine große, auf drei Monate angelegte Robert-Siodmak- Retrospektive. Als Auftakt läuft The Killers mit Burt Lancaster und Ava Gardner, zu dem Wolfgang Jacobsen eine Einführung hält, die ohne Zweifel kenntnis- und beziehungsreich sein wird. Die große Werkschau der Berlinale (deren Katalog Jacobsen mit herausgab) liegt mittlerweile 16 Jahre zurück; sie war zugleich auch Roberts Bruder Curt gewidmet. Man darf also getrost behaupten,  dass es nicht zu früh für eine Neubesichtigung dieser Regiekarriere ist.