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Gerhard Midding

Die Umkleidekabinen an der Strandpromenade von Deauville tragen berühmte Namen. Sie sind nach Stars und Regisseuren benannt, die auf dem dortigen Festival zu Gast waren: Rock Hudson, Shirley MacLaine, James Mason, Liz Taylor, George Stevens und vielen anderen. Bei meinem ersten Besuch fiel mir ein Name auf, der nicht recht in diese Reihe passen wollte und den Puristen in mir irritierte: Buzz Aldrin.

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Vier Minuten vergehen schnell im Fernsehen. Jede Werbeunterbrechung dauert länger. Einer Programmzeitschrift, die auf sich hält, wäre eine so kurze Sendung wohl keinen Hinweis wert. Aber die Zuschauer des österreichischen Kultursenders ORF III haben heute (9.7.) Abend die Gelegenheit, einer Sternstunde beizuwohnen, die 4 Minuten und 16 Sekunden dauert: Als Vorprogramm zu „Der blaue Engel“ wird ein Fragment aus Josef von Sternbergs letztem Stummfilm „The Case of Lena Smith“ ausgestrahlt.

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Zunächst dachte ich, die Arbeiten hätten sich verzögert, tatsächlich jedoch kam ich ein paar Tage zu früh. Dafür bot die Baustelle einen Anblick von großer Symbolkraft. Ich hatte gelesen, dass in der Pariser Metrostation Montparnasse den ganzen Sommer über ein Fresko zu sehen sei, das mich brennend interessierte: Vergrößert auf eine Länge von 130 Metern sollte in einem Gang Joe Saccos Comic „The Great War“ ausgestellt werden.

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Bis vor ein paar Tagen war er für mich nicht viel mehr als ein Gerücht. Im letzten Jahr machte er in Frankreich gehörig Furore, als gleich drei seiner Filme in Cannes liefen. Bei ihrem Kinostart wurden sie gefeiert als Aufbruch eines jungen, vitalen, unabhängigen Kinos, das einen frischen Blick auf die Gegenwart und einen anarchischen auf die Politik wirft. Anscheinend versteht er es, Gleichgesinnte und Verbündete zu finden.

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Anderswo mag diese Nachricht keine hohen Wellen schlagen, aber für die Italiener ist sie weltbewegend: Zwei Wochen lang sind sie gezwungen, neue Kinofilme und TV-Serien im Original mit Untertiteln zu sehen. Die Auswirkungen des Streiks, im dem sich die dortigen Synchronautoren und -sprecher momentan befinden, werden vielen Zuschauern als ein schweres Schicksal empfinden. Untertitelung ist dort praktisch unbekannt und etliche Starttermine mussten verschoben werden.

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Dieser Text erzählt eine Geschichte mit glücklichem Ausgang, obwohl er eigentlich ein Nachruf ist. Die Nachricht vom Tod Paul Marursky erfüllt mich mit großer Trauer. Seine Filme haben mich stark geprägt. Für mich gehörte er zu den wichtigsten Regisseuren des New Hollywood - nicht obwohl, sondern weil er (ebenso wie Robert Atman und Alan J. Pakula) bei seinem Regiedebüt schon gut ein Jahrzehnt reifer war als seine Kollegen, die stracks von der Filmhochschule kamen. Über sein Werk will ich an dieser Stelle nicht viel schreiben.

Gerhard Midding

Die Pariser Friedhöfe halten den Besucher zur Taktlosigkeit an. Die Suche nach einem bestimmten Grab lässt sich kaum bewerkstelligen, ohne dass man über andere Grabstätten steigen muss oder ihnen zumindest pietätlos nahe tritt. Sie liegen einfach zu eng beieinander. Das wird sich in Zukunft nicht bessern, da an eine Vergrößerung ihrer Fläche im Stadtraum natürlich nicht zu denken ist und manche Neuzugänge einfach nicht abgewiesen werden können.

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Irgendwo schnappte ich vor Jahren einmal einen Satz auf, in dem eine schöne Utopie formuliert ist: Große Kunstwerke verstehen sich untereinander. Das muss für ihre Schöpfer nicht gelten. Auch wenn sie Allianzen schmieden, Freundschaften pflegen oder Seelenverwandtschaften entdecken, wollen sie sich doch abgrenzen. Das kann aus ästhetischen oder moralischen Vorbehalten heraus geschehen. Aber auch Eifersucht und Missgunst sind Triebfedern, deren Kraft man nicht unterschätzen sollte.

Gerhard Midding

Von Berufs wegen gerät ein Filmkritiker selten in Verlegenheit, sich Gedanken über die Kleiderordnung zu machen. Bei feierlichen Premieren empfiehlt es sich natürlich nicht, in Räuberzivil zu erscheinen. Aber ansonsten senkt sich das Dunkel gnädig über jedwede Modeverirrung im Kinosaal. An diesem Abend bereitete mir die Frage nach der angemessenen Garderobe jedoch Kopfzerbrechen. Zu fein herausgeputzt wollte ich zu dem Anlass nicht erscheinen, ein allzu legeres Auftreten erschien mir aber ebenso riskant.

Gerhard Midding

Für deutsche Intellektuelle und Filmemacher einer bestimmten Generation ist er nach wie vor eine Galionsfigur. Ihnen erschien er als Vordenker, dem sie bereitwillig folgten und heute noch unbeirrt die Treue halten; schon aus Gewohnheit und Mangel an Alternativen (oder doch eher Neugierde?). Derlei inbrünstige Verehrung ist keine exklusiv deutsche Verirrung. Das Vergnügen, mit dem ich Richard Brodys Blog „The Front Row“ im „New Yorker“ lese, wird mir regelmäßig vergällt durch dessen Manie, in mindestens jedem zweiten Eintrag zwanghaft seinen Säulenheiligen ins Spiel zu bringen.