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Gerhard Midding

Der gestrige Eintrag sollte ursprünglich ganz anders beginnen: mit einem Exkurs, der "Die barfüßige Gräfin" in den Kontext einer ganzen Reihe von Filmen stellt, in denen die Traumfabrik sich selbst reflektiert. Joseph L. Mankiewicz war ja nicht der Erste, der mit der eigenen Branche ins Gericht ging, sondern nur der Geschwätzigste.

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Ava Gardner machte sich wenig Illusionen über die Rolle, die sie in der Welt und insbesondere im Kinogeschäft spielte. Als ihr Joseph L. Mankiewicz die Titelrolle in „Die barfüßige Gräfin“ anbot, soll sie ihm geantwortet haben. „Zur Hölle, ich bin keine große Schauspielerin, aber ich verstehe dieses Mädchen. Sie ähnelt mir sehr..“

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J.C. Chandor macht es anders. Das gilt ganz allgemein, aber auch im Bezug auf das, wovon mein gestriger Eintrag handelt. Er sucht seine Inspiration nicht in vorangegangenen Filmen. Vielmehr gibt er seine Drehbücher, das behauptet er jedenfalls in Interviews, Freunden zu lesen, die überprüfen sollen, ob etwaige Passagen wie Nachahmungen wirken.

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In den USA läuft dieser Tage »The Order« an, Justin Kurzels Politthriller über den Kampf des FBI gegen eine Truppe von Neonazis, die in den 1980ern den Nordwesten terrorisierten. In Venedig machte er, zumindest bei der englischsprachigen Kritik, ziemlich Furore. Ich bin gespannt auf ihn, kann allerdings noch keinen hiesigen Starttermin ausmachen.

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1982, als er in Israel und Palästina "Hanna K." drehte, gewann Costa-Gavras den Eindruck, die Besatzung sei noch wenig sichtbar gewesen - auf jeden Fall weniger als vier Jahrzehnte später. Eine unschuldigere Zeit war es nicht. Die Konflikte, von denen sein Film handelt, behinderten auch seine Produktion. Drehgenehmigungen wurde ohne Begründung am Vorabend entzogen (die Eröffnungssequenz, in der ein palästinensisches Wohnhaus von israelischen Soldaten gesprengt wird, musste in Italien gedreht werden).

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Diese Fragen lässt sich relativ einfach beantworten. Die maßgebliche, unbarmherzigere aber lautet: Wie hört sich der Sonnenschein an? So oder so gehen wir ein wenig in der Zeit zurück.

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Luchino Visconti war berüchtigt für die unerbittliche Aufmerksamkeit, die er den nebensächlichsten Requisiten schenkte. Seine Teams fürchteten die Rigorosität, mit der er etwa bei Kostümen auf historischer Authentizität bestand. Die Darsteller sollten sich vollends in die Epochen hineinversetzen, in denen sie sich wiederfanden. Sie mussten sie auf ihrer Haut spüren.

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„Gladiator II“ ließ lange auf sich warten. Nicht nur, dass 25 Jahre seit dem Original verstrichen sind. Auch aktuell erscheint Ridley Scotts Kolossalfilm etwas unpünktlich, denn er hätte gut in den US-Wahlkampf gepasst. Das Make-Rome-Great-Again-Pathos, das in seinem letzten Akt anschwillt, dürfte ganz nach dem Geschmack des republikanischen Kandidaten sein.

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Die Wahrzeichen einer Metropole verleihen Katastrophenfilmen erst ihre eigentliche Dimension. Sie besiegeln, als letzte Bastion kollektiver Identifikation, den Untergang. Nehmen wir nur einmal Big Ben. Der altehrwürdige Turm dient ja nicht selten als Emblem, das unversehens auf verlorenem Posten steht.

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Wer sich mit Eileen Gray beschäftigt, sollte Widersprüche mögen. Die 1878 in Irland geborene Designerin begrüßte die Avantgarde mit offenen Armen und entschied dann, dass sie seelenlos sei. Sie war keine ausgebildete Architektin, entwarf jedoch eines der berühmtesten Privathäuser der Moderne. Es gilt als Denkmal der Liebe zu einem Mann, obwohl sie eigentlich Frauen vorzog.