Cannes-Blog

Barbara Schweizerhof

Die Legende erzählt, dass genau hier, an der Croisette von Cannes, das Phänomen »Star Wars« geboren wurde. Ein junger George Lucas war im Mai 1971 mit seinem Spielfilmdebüt »THX 11 38« in die Nebenreihe der Quinzaine des Réalisateurs eingeladen und nutzte die Gelegenheit, um für seine nächste Ideen Produzenten zu finden. Der damals im Hotel Carlton getätigten Deal mit United Artists sollte sich zwar später wieder zerschlagen, aber für Lucas war es der Moment, an dem seine »Weltall-Oper« abzuheben begann.

Barbara Schweizerhof

Fast 30 Jahre ist es her, dass Spike Lee mit einem Film im Wettbewerb von Cannes angetreten ist. Damals, 1989, wurde sein »Do the Right Thing« als großer Favorit auf die goldene Palme gehandelt – und ging am Ende doch leer aus. Lee machte den Jury-Präsidenten Wim Wenders dafür verantwortlich und ließ sich zur Drohungen hinreißen: Er habe einen Baseball-Schläger im Schrank mit Wenders' Name drauf. Für die »unreifen Bemerkungen« hat sich Lee längst entschuldigt.

Barbara Schweizerhof

Er vergleicht das Kino mit einem »kleinen Katalonien, das um seine Existenz kämpfen muss« und findet, dass Filme das zeigen sollten, was »man nicht auf Facebook sieht«. Jean-Luc Godard, 87 Jahre alt, ist der große alte Mann des europäischen Kinos, einer der letzten Aktiven der Nouvelle-Vague-Generation und so sehr Legende, dass er noch nicht einmal selbst nach Cannes reisen muss, um das Festival in Atem zu halten.

Barbara Schweizerhof

Er ist einer der Regisseure der Stunde, und das ohne einen aktuellen Film im diesjährigen Programm von Cannes zu haben: Der 31-jährige Afroamerikaner Ryan Coogler hat mit seinem Marvel-Superhelden-Hit »Black Panther« nicht nur Kassenrekorde gebrochen, sondern die These widerlegt hat, dass mit einem Ensemble aus vorwiegend schwarzen Helden kein weltweites Geschäft zu machen sei.

Barbara Schweizerhof

Die Zeichen der Krise sind noch erkennbar, aber mit Festivalbeginn wird nun deutlich, wie Cannes in Zeiten von #Metoo und Post-Harvey-Weinstein auf seinem Status als »wichtigstes Filmfestival der Welt« bestehen will. Zwar muss der Eröffnungsfilm, Asghar Farhadis »Everybody Knows« eher als Enttäuschung verbucht werden, aber die markanten Auftritte der diesjährigen Jury-Präsidentin Cate Blanchett machten das fast im Alleingang wieder wett.

Barbara Schweizerhof

Für die einen ist es nur ein Event auf dem Roten Teppich, auf dem sich berühmte Menschen fotografieren lassen. Für die anderen aber steht der Ruf des Weltkinos auf dem Spiel, wenn am Dienstagabend zum 71. Mal das Internationale Filmfestival von Cannes eröffnet wird. Zu den Ritualen des Festivalbetriebs gehört es, zu Beginn eine Krise zu beschwören – am liebsten die des französischen Films –, die dann am Festivalende als widerlegt gelten kann.

Barbara Schweizerhof

Es war eine selten gut gelaunte Jury, die zum Abschluss des 70. Filmfestivals von Cannes unter Vorsitz des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar die Preise vergab. Ganz offenbar hatten sich – anders als etwa im Vorjahr, als der hoch favorisierte »Toni Erdmann« leer ausging – die neun Mitglieder auf gemeinsame Werte verständigen können.

Barbara Schweizerhof

Fotos mit Publikum zeigen in diesem Jahr in Cannes wieder und wieder den gleichen Anblick: Zwischen begeisterten Zuschauern sitzen immer auch welche mit unzufriedenen Gesichtern. So auch die Reaktion auf Fatih Akins neuem Film »Aus dem Nichts«: Während die einen mitgerissen vom Drama über einen ausländerfeindlichen Anschlag und das Verlangen nach Gerechtigkeit Hauptdarstellerin Diane Krüger zur Palmenfavoritin erklären, bekunden andere über Twitter ihre offene Enttäuschung.

Barbara Schweizerhof

Ausgerechnet in seinem 70. Jubiläumsjahr wird der viel beschworene Glamour des Filmfestivals von Cannes wieder und wieder überschattet von politischen Ereignissen. Nicht nur, dass der Name von US-Präsident Donald Trump in Diskussionen fast öfter fällt als der des Jury-Präsidenten Pedro Almodóvar. Das Attentat in Manchester, dem mit einer Schweigeminute gedacht wurde, verschaffte den erhöhten Sicherheitsmaßnahmen mit ihren vielen Absperrungen und längeren Schlangen einen unbehaglichen Nachdruck.

Barbara Schweizerhof

Es sagt etwas aus, wenn über einen harmlosen Filmtitel wie »Happy End« schon im Vorfeld in den sozialen Medien gewitzelt wird. Im Fall des in München geborenen Österreichers Michael Haneke hieß das: Wer seine Filme kennt, weiß, dass der Titel nur in die Irre führen kann. Denn in Cannes ist Haneke eine Legende – und bekannt für Filme, die das Gegenteil von Wohlfühkino sind, weil sie durch Mark und Bein gehen.