Cannes-Blog

Barbara Schweizerhof

Es gibt eine Klage, die in diesem Mai an der Côte d'Azur endlich einmal nicht zu hören sein wird: die Klage darüber, dass es wieder kein deutscher Film in den Wettbewerb des berühmtesten Filmfestivals der Welt geschafft habe.

Barbara Schweizerhof

Ist es ein Widerspruch, dass einerseits das Filmprogramm in Cannes so viel interessanter und ja, »besser« ist als auf den anderen Festivals, und dass es andererseits immer wieder die gleichen Namen sind? Cannes 2015 – das war erneut ein Wettbewerb voller Filme, die die Tugenden des  Autorenkinos in seiner besten Form verkörpern, mit lauter Regisseuren, die entweder zum festen Stamm des Internationalen Kunst- und Independentkinos gehören oder aus dem warmen Nest des westeuropäischen Fördersystems stammen.

Barbara Schweizerhof

Aufregung ist die eigentliche Währung eines Festivals. Auf dieser Skala lässt Cannes alle seine Konkurrenten schon von Tag Eins an weit hinter sich. Nirgendwo ist die Aufregung bereits als Basiswert größer und dann reicht es im Grunde schon, wenn ein Film einmal statt nur Applaus wenigstens auch ein par Buh-Rufe ernet. Voilà, schon hat das Festival seine Kontroverse. Buhs und Bravos gab es bei Paolo Sorrentinos »Youth«, aber die Rhapsodie des Italieners über Alter und Tod deshalb kontrovers zu nennen, wäre übertrieben.

Barbara Schweizerhof

Wenn man die Grundidee zu Inside Out hört, denkt man an komplizierte Science Fiction oder die Episode aus Woody Allens Was sie schon immer über Sex wissen wollten, in der Woody als Spermium vor dem Abschuss auftritt. Der Film führt ins Innere eines kleinen Mädchens, wobei dieses "Innen" ein ungefährer Raum ist, der sowohl Bewusstsein als auch Psyche umfasst.

Barbara Schweizerhof

Ihre schwarzen, zum Bienenkorb getürmten Haare sind ein Markenzeichen. Die Skandale ihrer Karriere, von Drogenmissbrauch und ihrem allzu frühen Tod an Alkoholvergiftung mit nur 27 Jahren, haben sich in die Popmusikgeschichte eingeschrieben und fast in Vergessenheit geraten lassen, was Amy Winehouse eigentlich ausmachte: ihre grandiose Stime, ihr enormes Talent als Songwriterin.

Barbara Schweizerhof

Wie zur Kompensation für all das wohltemperierte Arthouse-Kino im Programm holt sich das Festival von Cannes jedes Jahr mindestens einen Film ins Programm, der richtig Lärm macht, deshalb aber meist außer Konkurrenz läuft. Mit Mad Max: Fury Road hatten die Programmmacher in diesem Jahr ein besonderes Glück: George Millers hochoktaniges Apokalypsen-Spektakel, obwohl am Tag nach der offiziellen Eröffnung gezeigt, erwies sich als der eigentliche Eröffnungsfilm.

Barbara Schweizerhof

Lambert Wilson brachte es als Moderator der Preisverleihung am Samstagabend sehr schön auf den Punkt: Binnen einer Stunde, so sprach er um 19 Uhr, sei Cannes nicht mehr das Zentrum der Welt. Und tatsächlich war um 20 Uhr alles vorbei, die Goldene Palme war vergeben, beweint und bejubelt.

Barbara Schweizerhof

Seit Jahren spielen Hunde eine besondere Rolle im Filmfestival von Cannes. Es ist ein reines Filmestivalphänomen, geboren aus den Nöten und Freuden des fünf-Filme-am-Tag-sichtenden Kritikers. Denn es kann manchmal leichter sein, Filme anhand ihrer Hundeszenen auseinander zu halten als sich an ihre Titel zu erinnern. Cronenbergs Maps to the Stars – das war doch der, in dem der Hund erschossen wird? Godards Adieu au langage – der, wo der Hund ständig so gemütlich herumliegt.

Barbara Schweizerhof

Während die einen noch den ein oder anderen verpassten Film nachsichten und die anderen, lärmende Rollkoffer nach sich ziehend, die Stadt verlassen, gibt es unter den Zurückgebliebenen nur noch ein Thema: Wer kriegt sie nun, die Goldene Palme, und wer verfügt über genug Insider-Wissen, um sie brauchbar vorherzusagen. Wie (fast) immer gehen die Meinungen auseinander.

Barbara Schweizerhof

Wie es sich gehört für ein Wunderkind, mischt der der 25-jährige Kanadier Xavier Dolan in letzter Minute noch einmal den Wettbewerb neu auf. Die Favoriten waren schon gesetzt - Nuri Bilge Ceylan mit Winter Sleep, Mike Leigh mit Mr Turner, Abderrahmane Sissako mit Timbuktu an der Spitze - da gibt es einen neuen Favoriten, zumindest in den Herzen der Kritiker.