Cannes-Blog

Barbara Schweizerhof

Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen rund um das Festival von Cannes lassen in diesem Jahr die üblichen Schlangen vor den Kinos noch länger werden. Wie gut sie greifen, erlebte die versammelte Presse am Samstagabend, als sich die Vorführung von Michel Hazanavicius' Wettbewerbsbeitrag »Le redoutable« (in etwa: »Der Schreckliche«) verzögerte, weil ein »verdächtiges Objekt« im Saal gefunden worden war. Als dieses als harmlos enttarnt wurde, konnte die Vorstellung schließlich mit 45 Minuten Verspätung beginnen.

Barbara Schweizerhof

Das deutsche Kino, immer etwas rar in Cannes vertreten, kann seinen ersten Erfolg verbuchen: Valeska Grisebach präsentierte mit »Western« ihren ersten Film in Cannes in der Nebenreihe »Certain regard« und wurde bei der Premiere mit viel Applaus gefeiert. Es ist Grisebachs erster Film seit »Sehnsucht«, mit dem sie sich 2006 im Wettbewerb der Berlinale eine kleine, aber überzeugte Fangemeinde erobern konnte.

Barbara Schweizerhof

Auch bei einem altgedienten Filmfestival wie dem in Cannes – das in diesem Jahr sein 70. Jubiläum feiert –, zeigt sich, dass es immer wieder anders kommen kann. Statt dass der Eröffnungsfilm, Arnaud Desplechins »Les fantômes d'Ismaël«, gleich zum Auftakt dem französischen Kino Grund zum Jubeln verschaffte, fielen die Reaktionen auf das neue Werk des Cineastenlieblings eher zurückhaltend bis ablehnend aus. Und das, obwohl der Film mit Matthieu Amalric, Marion Cotillard und Charlotte Gainsbourg drei großartige Vertreter ihrer Zunft agieren lässt.

Barbara Schweizerhof

Nach der Preisverleihung herrschte Katerstimmung: Die elf Tage dieser 69. Ausgabe der Filmfestspiele von Cannes waren in einem Rausch mit selten intensiven Höhen und Tiefen vergangen, bei dem sich Beifallstürme für einzelne Filme mit Buhrufen für andere abgewechselt hatten. Dieses Auf und Ab der Gefühle brach die Preisverleihung wie mit kalter Dusche ab.

Barbara Schweizerhof

Bei den Buchmachern steht sie auf Platz 1: Die deutsche Regisseurin Maren Ade mit ihrem Film »Toni Erdmann« gilt als Topfavoritin, wenn am Sonntagabend in Cannes die Goldene Palme verliehen wird. Die Begeisterung über die ungewöhnliche Vater-Tochter-Komödie hat sich bis zum Schluss gehalten, obwohl der Film bereits in den ersten Tagen dieses 69. Festivals von Cannes gezeigt wurde.

Barbara Schweizerhof

Für die Tage des Filmfestivals dreht sich in Cannes alles um den Roten Teppich. Wenn ihn nicht gerade Stars und Profifotografen besetzt halten, knipsen sich die Filmfans und Touristen selbst, nur weil hier vor kurzem noch Julia Roberts war. Fotografiert werden aber auch unbekannte Gesichter, es reicht, wenn sie in Abendgarderobe erscheinen, schließlich könnte es ja sein, dass es sich um einen Star von morgen handelt. Und genau auf das gründet das Ökosystem des Filmfestivals: die Promikultur verhilft mit ihrem Klatsch und Glamour den – noch – nicht berühmten Künstlern zur Sichtbarkeit.

Barbara Schweizerhof

Das hat es noch nicht gegeben: Mit einer Durchschnittsbewertung von 3,8 (von höchstmöglichen 4,0) bricht Maren Ades Wettbewerbsbeitrag »Toni Erdmann« den Rekord: Noch nie, seit das britische Branchenmagazin »Screen International« seine Kritikerumfrage zum Festival veröffentlicht, erreichte ein Film eine so hohe Wertung.

Barbara Schweizerhof

Das Aufatmen war groß, als im April bekannt wurde, dass mit Maren Ade nach langen Jahren endlich wieder ein deutsches Regietalent im Wettbewerb um die Goldene Palme vertreten sein würde. Chancen auf eine Auszeichnung rechnete man sich kaum aus; das bloße Dabeisein galt erst mal als genug. Doch nun ist Ade etwas gelungen, von dem jeder Filmemacher und jedes Filmland träumt: Sie hat mit ihrem Vater-Tochter-Drama »Toni Erdmann« Cannes im Sturm erobert.

Barbara Schweizerhof

Mit George Clooney und Julia Roberts in den Hauptrollen zählt »Money Monster« zu den Filmen mit größtem Glamour-Faktor des 69. Filmfestivals von Cannes. Verstärkt dadurch, dass Regisseurin Jodie Foster vor vierzig Jahren hier mit der Goldenen Palme für »Taxi Driver« der Welt als Kinderstar bekannt wurde. Ihr vierter Spielfilm als Regisseurin greift mit dem Thema Journalismus statt Unterhaltung eines der wichtigsten Probleme der Gegenwart auf.

Barbara Schweizerhof

Mit 69 drängt sich die Frage, ob man noch etwas bedeutet in der Welt, wie selbstverständlich auf, umso mehr wenn es sich um ein Filmfestival handelt. Dass Cannes in diesem Jahr ausgerechnet Woody Allens »Café Society« zum Eröffnungsfilm wählte, wirkt in diesem Zusammenhang wie ein Zeichen. So unterschiedlich die Filme des mittlerweile 80-Jährigen in den letzten Jahren aufgenommen wurden, so stetig bleibt Woody Allen dabei, jedes Jahr einen Film zu liefern. Und dabei gelingt es ihm auch noch, eine gewisse Unberechenbarkeit zu erhalten.