05/2015

In diesem Heft

Tipp

Jedem Monat seinen »Tentpole«-Film: Was 2015 noch an Kino-Highlights zu erwarten ist...
Der mit Crowdfunding und privaten Geldgebern finanzierte »German Angst« von Buttgereit/Kosakowski/Marschall ist eine drastische Horroranthologie
Das Spiel um den Thron ging im Pay-TV jüngst in die fünfte Runde. Die opulente BluRay und DVD-Veröffentlichung der vierten Staffel erfolgte jetzt wie gehabt ein Jahr nach der Erstausstrahlung
Sport und Film, von Riefenstahl bis zum Smartphone: Mit diesem Thema beschäftigt sich im Olympischen Museum in Lausanne die ambitionierte Sonderausstellung »Behind the Screen«
Ula Stöckl spricht am 25.5. in Frankfurt mit epd Film-Autorin Claudia Lenssen über »Die Widerständigen«
Ein junger Palästinenser muss sich in einer jüdischen Eliteschule mit seiner Identität auseinandersetzen: Hervorragend gespielt und sensibel inszeniert, besticht der Film als politisches Statement ebenso wie als berührende Jugendgeschichte

Thema

Unsere "Steile These" des Monats Mai
Michael Winterbottoms »Die Augen des Engels« lehnt sich an einen Mordfall an, der sich wirklich ereignet hat. Das macht das Kino gerne, schon seit Stummfilmzeiten. Aber warum sollte man sich für eine Geschichte interessieren, deren Ende bekannt ist? Gerhard Midding über den Reiz, den wahre Verbrechen aufs Kino ausüben
Als Mel Gibson in den »Mad Max«-Filmen­ durch die Wüste ­raste, war ­Australien ­plötzlich überall. Jetzt kommt Max zurück. Zum Start des ­Reboots ein ­Länderschwerpunkt: mythische Schauplätze, ­einfallsreiche Regisseure und aufstrebende Schauspieler
George Millers »Mad Max«-Filme prägten das Action­genre wie »Blade Runner« die Science-Fiction. Und sie machten Mel Gibson zum Star - Frank Schnelle blickt auf die ­legendäre Trilogie zurück
Alan Rickmans Kinokarriere begann spät, aber intensiv mit der Terroristenrolle in »Stirb Langsam«. Nun kommt mit »Die Gärtnerin von Versailles« seine zweite Regiearbeit ins Kino
Nach Einsätzen in Industrie-oder Sportfilmen werden Drohnenkameras jetzt auch in Hollywood eingesetzt und ermöglichen ungewöhnliche ­Einstellungen in Blockbustern – wie jetzt im neuen »Avengers«-Film
In Australien gibt es viel zu filmen: wilde Landschaften und eigensinnige Menschen, die ums Überleben kämpfen. Wenn sie nicht gerade mal surfen sind. Da trifftes sich gut, dass die aktuelle australische Filmszene so kreativ und umtriebig ist

Meldung

"Du kannst die Wahrheit nicht erzählen, solange Du sie nicht erfindest"
Marjane Satrapi über »The Voices«, die Arbeit mit Ryan Reynolds, Humor und das Drehen mit Katzen
Frank Arnold im Gespräch mit Jörg Buttgereit, Michal Kosakowski und Andreas Marschall über den Film »German Angst«
Sport und Film, von Riefenstahl bis zum Smartphone: Mit diesem Thema beschäftigt sich im Olympischen Museum in Lausanne die ambitionierte Sonderausstellung
Rosa von Praunheim, hat in mehr als 30 Jahren über 140 Filme gedreht. Dazu gehören nicht nur Klassiker wie »Die Bettwurst«, »Unsere Leichen leben noch« oder »Ein Virus kennt keine Moral«, sondern auch kurze, kleine und ganz schräge. Sein neuer Film »Härte« ist gerade angelaufen

Filmkritik

Als das eigene Baby morgens tot im Bettchen liegt, beschließt der Polizist Andreas kurzerhand, es gegen das vernachlässigte Kind eines Junkie-Pärchens auszutauschen: Obwohl Susanne Biers Drama allzu stark konstruiert wirkt, geht es im finalen Twist an die Nieren
Muss der Traum aller Geeks sein. Joss Whedons zweiter »Avengers«-Film entfaltet ein pures Comicuniversum. Visuell entfesselt, voller überraschender Verwandlungen und mythologischer Verschlingungen, mit viel Technobabbel, hübschen WG-Gesprächen und Action sowieso. Most marvel-ous!
Eine junge Frau, die selbst unter Bindungsängsten leidet, arbeitet als »Sexual Surrogate« mit Männern, die vor Intimität zurückschrecken. In kühlen, trotz aller physischen Nähe eine extreme Distanz aufbauenden Bildern testet Anja Marquardt in ihrem Spielfilmdebüt die Grenzen von Kontrolle aus. Ihr düsteres Gesellschaftsporträt wird dabei zu einer Reflexion über das Kino an sich
Michael Teutsch porträtiert die Jerusalemer Café-Institution, indem er Zeitzeugen davon erzählen lässt, was hier einst diskutiert wurde. Formal ungezwungen, inhaltlich bestechend
Aus der intimen Binnenperspektive werden in diesem Dokumentarfilm der religiöse Alltag der fünf verbleibenden Ordensangehörigen des schwäbischen Benediktinerklosters Habsthal porträtiert
Dokumentarist Gerd Kroske erzählt in seinem neuen Film von einer verrückten west-ost-deutschen Kunstaktion, vom Punkleben in der thüringischen Provinz und von Aufbegehren, Anpassung und Verrat
Die Schlacht von Gallipoli wurde in Australien zum Nationalmythos stilisiert. In seinem Regiedebüt spielt Russell Crowe einen australischen Farmer, der sich 1919 nach Konstantinopel aufmacht, um die sterblichen Überreste seiner gefallenen Söhne ausfindig zu machen. Mit programmatischer Ausgewogenheit bewegt er und der Film sich zwischen den Fronten
Ironische Hommage an den Serial-Killer-Film, die sich allerdings nicht zwischen schwarzer Komödie und düsterer Charakterstudie entscheiden kann. Ryan Reynolds beweist in der Rolle des mordenden Durchschnittstypen ein weiteres Mal sein Faible für ambivalente Figuren
In der skurrilen Schilderung der Verhältnisse in der fiktiven kaukasischen Republik, wohin der kriselnde britische Regisseur Emil zu einem Filmfestival eingeladen wird, reicht »Welcome to Karastan« selten über die altbewährten Borat-Klischees hinaus
Die von Katrin Seybold begonnene und von Ula Stöckl realisierte Dokumentation – eine Fortsetzung von Seybolds Film über die "Weiße Rose" aus dem Jahr 2008 – lässt Menschen zu Wort kommen, die nach der Zerschlagung der studentischen Widerstandsgruppe um Hans und Sophie Scholl deren Flugblätter und Ideen weiter verbreiteten
Abenteuer im Wald: Mumblecore-Regisseur Axel Ranisch hat einen Kinderfilm gedreht, mit dem Räuber »Reuber« und einem Zauberer. Um Körpertausch geht es auch. Sehr erfrischend
Das Biopic über die Roma-Dichterin Bronisława Wajs kann in der Vermittlung von individuellem Schicksal und historischem Hintergrund nicht immer überzeugen, gefällt über durch bestechend schöne Landschafts- und Gesellschaftstableaus in Schwarz-Weiß
Das Schwangerschafts-Kammerspiel über eine junge Frau, die sich von einer allein­stehenden Managerin als Leihmutter anheuern lässt, besticht durch emotionale Genauigkeit und hervorragende Darstellerinnen
Ein junger Palästinenser muss sich in einer jüdischen Eliteschule mit seiner Identität auseinandersetzen: Hervorragend gespielt und sensibel inszeniert, besticht »Mein Herz tanzt« als politisches Statement ebenso wie als berührende Jugendgeschichte
Eine junge Deutsche sucht weit weg am russischen Polarmeer ihren Geliebten, der aber muss sein Baby wickeln. Stefan Krohmers Film »Mädchen im Eis« balanciert zwischen Romantic Comedy und Satire auf das heutige Russland
Seeräuber können positive Helden sein. Bei Käpt'n Säbelzahn weiß man allerdings nicht so recht, woran man bei ihm ist und weshalb ihn die Bewohner seiner Hafenstadt so bewundern. Eine differenziertere Figurenzeichnung hätte dem Film gut getan
Jean-Gabriel Périot schneidet Archivmaterial aus den 60er und 70er Jahren zu einer irritierenden und erhellenden Collage über den Zeitgeist der 68er und die Entwicklung der RAF zusammen
Ein Brüderdrama aus Österreich: Zwei ungleiche Protagonisten – Lebenskünstler der eine, erfolgreicher Unternehmer der andere – arbeiten zusammen und gegeneinander, wobei der Plot eine sehr viel geringere Rolle spielt als die launige und realistische Beobachtung unterschiedlicher sozialer Milieus
Sonja Heiss' Versuch, eine Angststörung komödiantisch zu bebildern, lebt von einer schillernden Hauptfigur, die von Laura Tonke zuweilen etwas manieriert gespielt wird
Sean Penn ist fehlbesetzt als muskelbepackter Scharfschütze, der acht Jahre nach einem Attentat auf einen afrikanischen Politiker von seiner Vergangenheit eingehot wird. Pierre Morel (»96 Hours«) liefert allenfalls Actionroutine mit einem erstaunlich konfusen Plot
Der nahezu ganz aus britischer Hand stammende Film ist eher eine Enttäuschung, ausgenommen die beiden Hauptdarsteller, Kate Winslet und Matthias Schoenaerts. Ein Hauch mehr barockes Stilempfinden hätte in »Die Gärtnerin von Versailles« nicht geschadet
Ein schlauer Kopf findet die Formel zu exakten Vorhersage kommender Finanzkrisen und vermutet darin sogar ein Gesetz der »Geometrie der Zeit«. Marcus Vetters Porträt des amerikanischen Finanzanalysten Martin Armstrong hat alle Zutaten für einen Thriller: Verschwörung, Paranoia, Crash
Das Franchise nimmt Abschied von Paul Walker: Mit angemessenem Actionspektakel und einer Nachbearbeitung, die Walkers Tod während der Dreharbeiten auf fast unheimliche Weise zum Verschwinden bringt
Dokumentarfilm zum 70. Geburtstag des 1982 gestorbenen Filmregisseurs, dessen ungeheure Produktivität und Rastlosigkeit den Blick auf sein Werk fast verstellt. Auch der Film beschäftigt sich vorrangig mit der Dynamik von Fassbinders Truppe und deren Widerspiegelung in den Filmen
Vor dem Hintergrund des Booms französischer House-Musik in den 90er-Jahren erzählt Mia Hansen-Løve die Geschichte einer Gruppe von Freunden. Ein junger DJ lebt seine Leidenschaft für die Musik hemmungslos aus, doch die Intervalle zwischen Euphorie und Melancholie werden immer kürzer
Mit ihrem komischen Drama, das von einer grandiosen Hauptdarstellerin lebt, leuchtet Stina Werenfels gleichermaßen Licht- und Schattenseiten der sexuellen Selbstbestimmung geistig Behinderter aus
Gut, dass die globalen Landvertreibungen – auch ohne Anspruch auf Originalität – immer wieder auch filmisch dokumentiert werden. Noch besser fast, dass das Material des Rohschnitts in die Archive der Wayúu gehen soll und so langfristig für Erinnerung an andere Zeiten sorgt
Die 80er Jahre in West-Berlin – kein Film hat den typischen Sound dieser Zeit so authentisch festgehalten wie dieser Film. Und humorvoll ist er auch
Die dämonische Gestalt aus einem Kinderbuch bricht ins Leben einer alleinerziehenden Mutter und ihres kleinen Sohnes ein. Psychologisch ungewöhnlich genau gezeichnet hätte der Film auf ein paar Horrorkonventionen verzichten können, erzählt aber dennoch sehr überzeugend von Überforderung und existenziellen Ängsten
Ein Filmemacher will den spektakulären Mordfall um Amanda Knox zu einem Drehbuch verarbeiten – in Michael Winterbottoms Film der Ausgangspunkt für eine Reflexion darüber, wie Wahrheit konstruiert wird. Zwischen Thriller-Elementen und Metaebenen verliert sich der Film etwas im Dickicht der Indizien, nimmt aber eine beachtliche, konsequente Wendung
Die Schatten der Vergangenheit sind auch in diesem Film das Thema von Margarethe von Trotta. Eine junge Frau sucht nach dem Tod der Mutter nach deren Doppelgängerin und findet dabei überraschend eine Schwester. Ein ruhiger Film über ein beunruhigendes Gefühl
Boy meets Girl. Ein Abend, eine Nacht und der Morgen danach. In der spanischen Version von Richard Linklaters »Before Sunrise« wandelt sich ein champagnerprickelnder Flirt in der Nacht zum leisen Psychothriller am Morgen

Film