04/2020
In diesem Heft
Tipp
Zweimal Kirk Douglas auf Blu-ray: »Die Wikinger« und »Zwischen zwei Feuern«
Vom Erwachsenwerden: Steven Soderberghs »König der Murmelspieler« (King of the Hill, 1993)
Eine rechtschaffen herkömmliche Biografie über eine unkonventionelle Frau: Jeanne Moreau
Diese Monografie über den italienischen Regissur Lucio Fulci verbindet Fantum und akademische Analyse. Genau das, was man braucht, um Filme wie »Ein Zombie hing am Glockenseil« schätzen zu können
Zwischen Liebesdrama, Thriller und Märchen: »Beast« (2017) von Michael Pearce
Matti Geschonneck kann auf jede Menge Konflikte und Figuren zurückgreifen, um im Format des klassischen TV-Dreiteilers eine epische, packende und ausgezeichnet besetzte Geschichte im Stile eines Brandenburg-Easterns zu erzählen
»Years and Years« verbindet auf kongeniale Weise Soap und Sci-Fi
»Freud« zeigt den Vater der Psychoanalyse als verbrecherjagenden Arzt im Wien der Belle Epoque
Stephen Dorff gibt in »Deputy« den Wild-West-Sheriff im Los Angeles von heute
Stefano Sollima adaptiert in »ZeroZeroZero« eine Vorlage von Roberto Saviano, in der die Verkehrswege der Drogen im Vordergrund stehen
Thema
Früher, bei Philip Gröning, Christian Petzold oder Dominik Graf, spielte sie rätselhafte Mädchen. Inzwischen ist sie öfter als Mutter unterwegs. Aber die unheimliche Intensität der Auftritte von Sabine Timoteo ist die Gleiche geblieben
Disney hat den Großteil seines Geschäfts mit Märchenfiguren bestritten: Prinzessinnen. Birgit Roschy über den Wandel eines Erfolgsmodells
Unsere "steile These" des Monats April
Neuanfang mit Hoffnungsschimmmer: Anna Winger, Drehbuchautorin, über die Verfilmung von »Unorthodox«, die sie zusammen mit Maria Schrader als Regisseurin umsetzte
In »Il traditore« erzählt Marco Bellocchio von einem Kriminellen, der die Seiten wechselt. Eines der scharfen Gesellschaftsporträts, für die der italienische Auteur bekannt ist. Ein Werkporträt von Gerhard Midding
Meldung
Was ist in Frankreich los? Nach den Césars ist jetzt auch die legendäre Zeitschrift »Cahiers du cinéma« in der Krise. Warum die 15-köpfige Redaktion geschlossen zurücktrat
Filmkritik
In ihrem zweiten Abenteuer müssen die Trolls mit ihrer Vorliebe für Popmusik erfahren, dass es noch fünf weitere Trollstämme mit anderen Musikgeschmäckern gibt. Einer davon möchte jedoch mit seiner Musik alle anderen dominieren. Das Plädoyer für Vielfalt nimmt den ungezügelten Optimismus der Hauptfigur Poppy aus dem Vorgängerfilm ein Stück weit zurück und gefällt vor allem als große psychedelische Farborgie
Ein pädosexueller Architekt verliebt sich in den achtjährigen Sohn der neu eingezogenen Nachbarin. Zwischen Einfühlung und Problematisierung ergründet Savaş Ceviz die psychische Störung. Ein starkes Debüt!
Die Geschichte dreier Schwestern, die aus der Stadt in ihr abgelegenes Heimatdorf in Zentralanatolien zurückkehren und so die Sorgen des Vaters vermehren. In raumzeitlicher Verdichtung und aus einer Reihe von Auseinandersetzungen und daraus resultierenden tragischen Ereignissen entsteht ein vielschichtiges Bild der sozialen Strukturen, familiären Beziehungen, gesellschaftlichen Verhältnisse. Ein Film wie ein russischer Roman
Die Geschichte eines schwer traumatisierten Kindes ist Grundlage für das Porträt einer Frau, die an ihre Grenzen geht. Nina Hoss führt ein fabelhaftes Ensemble an: »Pelikanblut«
Das Biopic erzählt von Harriet Tubman, der bekanntesten afroamerikanischen Fluchthelferin der Underground Railroad. Hauptdarstellerin Cynthia Erivo (mit einer Oscarnominierung geehrt) ist der Anker dieses Films mit allzu vielen Soap-Opera-Anleihen
Ein betont ruhiger Urlaubsfilm der etwas anderen Art: Gekonnt mischt Carolina Hellsgård (die mit »Endzeit« einen der besten deutschen Genrefilme der letzten Jahre drehte) Familienszenen, Momente eines Reifeprozesses und die Flüchtlingsfrage in einen Film, der keine Lösungen bereithält, aber die großen Fragen ganz lakonisch stellt
Das Dorf Dobropolje liegt im Donbass-Gebiet, in dem seit langem ein Krieg zwischen der Ukraine und prorussischen Separatisten tobt. Die beiden Filmemacher Veronika Glasuwa und Lukasz Lakomy spüren in ihrem sympathischen Film »Langes Echo« dem Alltag der Bewohner des Städtchens nach
Eine Psychoanalytikerin und angehende Romanautorin begleitet ihre Klientin, eine Schauspielerin, zu deren Filmdreh und entpuppt sich inmitten der Spannungen am Set selbst als Frau am Rande eines Nervenzusammenbruchs: »Sibyl« ist eine originelle Tragikomödie über die Wiederkehr des Verdrängten mit Hilfe der Fiktion
Eine chorale Komödie von der Heimatfront: Während ihre Männer in Afghanistan Dienst leisten, entdecken einige Soldatenfrauen ihre Lust am Singen. Militärische Disziplin und Lässigkeit geraten in erbitterten Widerstreit, bis sich die ungleichen Protagonistinnen dieser herzigen Brit-Com (Kristin Scott-Thomas und Sharon Horgan) zu Ein- und Wohlklang zusammenraufen
Der Bau des Fehmarnbelttunnels wird die dänische Insel Lolland für immer verändern. In ihrem dokumentarisch geprägten Spielfilm »Giraffe« erzählt Anna Sofie Hartmann von den Dingen, die dabei für immer verschwinden werden. Zugleich erweist sich dieses nüchterne Protokoll einer Affäre als konzise Analyse menschlicher Beziehungen in den Zeiten der vollständigen Ökonomisierung des Lebens
Stimmungsvoll inszenierte weibliche Selbstfindungsodyssee – sehr glaubhaft in der Hauptrolle: Cécile de France – in die Welt nomadischer Mongolen, bei der allerdings das Schlüsselthema der schamanischen Trance im Dienste einer Liebesgeschichte zu knapp abgehandelt wird
Eine wohlsituierte dänische Anwältin beginnt eine Affäre mit ihrem minderjährigen Stiefsohn. »Königin« ist ein kühles, sorgfältig inszeniertes Familiendrama mit Anklängen an den Film noir. Trine Dyrholm brilliert in der Rolle einer zutiefst narzisstisch veranlagten Frau
Ein mitreißender, auch erschreckender Blick auf den Mafiakrieg der 1980er und 1990er in Sizilien, mit jenem Mann als Hauptfigur, der schließlich zum Kronzeugen wurde und Hunderte andere Mafiosi vor Gericht brachte: Tommaso Buscetta. Während der Film die Cosa Nostra insgesamt ungeschönt zeigt, folgt er in der Darstellung Buscettas ein wenig zu sehr dessen schmeichelhafter Selbstdarstellung als Gentleman-Ganove