Kritik zu Trolls World Tour
In ihrem zweiten Abenteuer müssen die Trolls mit ihrer Vorliebe für Popmusik erfahren, dass es noch fünf weitere Trollstämme mit anderen Musikgeschmäckern gibt. Aber einer davon strebt die Weltherrschaft an...
Dass man im Kino von einer Fortsetzung positiv überrascht wird, ist nicht die Regel. Der Vorgängerfilm »Trolls« (2016) wirkte in Kontrast zu anderen Animationsfilmen von Dreamworks, die zunehmend Momente satirischer Schärfe (»The Boss Baby«) aufweisen, vergleichsweise zuckersüß. Der Eindruck ergab sich weniger aus den knuffigen Titelfiguren (die Trolls, das muss man heute wohl dazu sagen, leiten sich in diesem Kontext aus der nordischen Mythologie ab), als vielmehr aus dem penetranten Optimismus, den die Haupheldin Poppy ausstrahlte. Mit dem grummeligen und zaudernden Branch hatte sie zwar einen Gegenpart, doch am Ende hatte man nicht den Eindruck, dass sie etwas von ihm gelernt hatte.
»Trolls World Tour« beginnt in einem neuen Trollambiente, wo statt Pop Funk den Ton angibt. Hier fällt eine Armee von Hardrock-Trolls ein, angeleitet von Queen Barb. Sie ist hinter einer bestimmten Saite her, um damit die (Troll-)Weltherrschaft an sich zu reißen. »One nation under rock« ist der Schlachtruf dieser Frau, die mit ihrer rotgefärbten Mohawk-Frisur und ihrem Outfit Elemente des Punkrock aufnimmt.
Als Queen Poppy von Queen Barb eine Einladung erhält, an deren »One Nation under Rock World Tour« teilzunehmen, weiß Poppy noch nicht, dass diese nur dazu dient, die anderen Troll-Stämme zu unterjochen. Wäre sie nicht eine so hoffnungslose Optimistin, hätte ihr der Tour-Name ja schon zu denken geben müssen.
Jedenfalls müssen Poppy und ihre Getreuen erkennen, dass sie nicht die einzigen Trolls sind, sondern nur einer von sechs Troll-Stämmen, die sich voneinander durch Musikgeschmack unterscheiden. Poppy und die ihren firmieren als Pop-Trolls, die anderen sind die Techno-Trolls, die Klassik-Trolls, die Country-Trolls und die Funk-Trolls. Und eben noch die Hardrock-Trolls, Einst waren sie vereint, bevor sie sich über ihre musikalischen Vorlieben entzweiten. Jetzt will Queen Barb die geheiligten Saiten an sich bringen, um mit deren Hilfe einen gewaltigen Klang zu erzeugen, der die fünf anderen Musikstile ein für allemal auslöscht. Also ist es an Poppy und ihren Freunden, die anderen Stämme zu warnen.
Die Darstellung der einzelnen Stämme greift zunächst Klischeevorstellungen auf; so leben die Country-Trolls in einer spärlich besiedelten Wüstenlandschaft unter heißer Sonne. Diese werden dann aber auch für absurde Einfälle genutzt, so wenn sich im enormen Beehive der Country-Königin ähnlich viel verbirgt wie im Mantel von Harpo Marx.
Im Culture Clash der einzelnen Troll-Stämme steckt ein Plädoyer für Vielfalt und Diversität und natürlich gibt es ein Happy End. Im Original hat man die Rollen passenderweise mit einigen bekannten Gesangsstimmen besetzt, darunter Kelly Clarkson als Country-Troll-Queen, sowie George Clinton und Mary J. Blige als Königspaar der Funk-Trolls. In Erinnerung bleibt der Film allerdings vor allem als eine große psychedelische Farborgie, für die der Werbeslogan »Der bunteste Spaß aller Zeiten« nicht unzutreffend erscheint.
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