Streaming-Tipp: »Deputy«
»Deputy« (Serie, 2020). © 13th Street
»Ich bin ein Mann des Gesetzes. Ich habe mir nie einen einzigen Cent in die Tasche gesteckt. Ich habe nie jemanden angerührt, wenn ich es nicht musste. Ich habe nie abgedrückt, wenn es auch einen anderen Weg gab. Wer mir meinen Stern wegnehmen will, weiß, wo ich zu finden bin.« So in etwa lautet die Selbstbeschreibung des nach einem Herzinfarkt seines Bosses unerwartet zum Sheriff ernannten Bill Hollister, des Protagonisten der 13-teiligen Serie »Deputy«.
Wir haben es hier also mit einem aufrechten Recken zu tun, der weder vor korrupten Vorgesetzten noch vor irgendwelchen Gangstern einknickt und – als Gesetzeshüter in fünfter Generation – bloß den eigenen Überzeugungen folgt. Man würde es weder am zur Schau gestellten Männlichkeitsbild noch an Hollisters gestelzt-altmodischer Art zu sprechen erkennen, aber dieser Mann, gespielt von Stephen Dorff, verrichtet seinen Dienst tatsächlich nicht im Wilden Westen, sondern im Los Angeles des 21. Jahrhunderts.
Gleich zu Beginn der Serie stellt Hollister klar, dass er nicht vorhat, seine Zeit für fragwürdige Razzien der Einwanderungsbehörde zu verwenden, doch wer in »Deputy« nun eine politische oder auch nur moderne Serie erwarten würde, liegt natürlich falsch. Schon Momente später echauffiert sich der neue Sheriff erst über die zu kurzen Shorts der eigenen Tochter, dann darüber, dass es im Polizeidienst zu viele Leute gibt, die lieber ihren eigenen Arsch retten als anderen in selbigen treten wollen. Kein Wunder, zeichnen hier doch Showrunner Will Beall (der zuletzt die TV-Adaption von Antoine Fuquas »Training Day« entwickelte) und der durchaus für seinen Machismo bekannte Regisseur und Produzent David Ayer verantwortlich. Ayer, Autor des Drehbuchs zu »Training Day«, inszenierte die ersten beiden Folgen von »Deputy«.
Nun ist es vollkommen in Ordnung, wenn eine Serie – zumal wenn sie fürs Fernsehen alter Schule produziert wird – gar keine Ansprüche auf progressive Komplexität, thematische Tiefe und den großen narrativen Wurf erhebt, sondern sich mit actionlastiger Unterhaltung begnügt, deren Konzept ganz auf den Protagonisten zugeschnitten und vor allem damit beschäftigt ist, Woche für Woche einen Kriminalfall aufzuklären. Auch die Ausrichtung auf ein eher bodenständiges, konservatives Publikum ist nicht per se verkehrt, erst recht wenn man bedenkt, dass »Deputy« problemlos noch sehr viel reaktionärer hätte ausfallen können, als es nun der Fall ist.
Die Masse an Klischees und Unglaubwürdigkeiten, die hier aufgefahren werden, und die Vorhersehbarkeit der Drehbücher sind dann allerdings ein wenig zu viel, um wirklich dauerhaft Spaß zu machen. Der einzige echte Lichtblick ist nämlich Stephen Dorff. Der ist hier zwar nicht so gefordert wie zuletzt in Staffel 3 von »True Detective«, gibt aber den kernigen Helden doch sehr überzeugend. Und sorgt in der von Gegensätzen lebenden Dynamik mit Bex Taylor-Klaus (bekannt unter anderem aus »Arrow« und »The Killing«) als Kollegin an seiner Seite, die sowohl fürs Chauffieren als auch seine Sicherheit zuständig ist, für die wenigen frischen Momente in »Deputy«.
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