Streaming-Tipp: »ZeroZeroZero«
»ZeroZeroZero« (Serie, 2019). © Sky
Es ist kein Geheimnis, dass Drogen einen langen Weg zurücklegen, bis sie beim Endkonsumenten ankommen. Doch wie weit der im Falle von Kokain wirklich ist – von den Verkäufern in Lateinamerika über Broker genannte Zwischenhändler und schließlich die Einkäufer in Europa – zeigt nun die achtteilige Serie »ZeroZeroZero«, eine Koproduktion von Amazon Prime, Studiocanal und Sky Atlantic.
Das Netz, das dabei gespannt wird, reicht von Mexiko über die USA bis nach Italien und schließlich Nordafrika. In Kalabrien hat 'Ndrangheta-Boss Don Minu (Adriano Chiaramida), der sich buchstäblich in den Untergrund zurückgezogen hat, eine Lieferung von 5 000 Kilogramm Kokain bestellt, mit der er seine prekär gewordene Position innerhalb der Mafia sichern will. Für die Zustellung per Schiff aus Mexiko, wo im Hintergrund die Kartelle die Strippen ziehen, ist Mittelsmann Edward Lynwood (Gabriel Byrne) mit seinem Familienunternehmen zuständig, zu dem auch Tochter Emma (Andrea Riseborough) und – eher zögerlich – der an einer Erbkrankheit leidende Sohn Chris (Dane DeHaan) gehören. Doch als auf beiden Seiten die Patriarchen ins Wanken geraten und sich in Mexiko skrupellose Militärs einmischen, nimmt das Geschäft einen alles andere als reibungslosen Verlauf.
Es ist eine durchaus spannende und sehr komplexe Welt, in die »ZeroZeroZero« (der Titel spielt auf die höchste Koks-Reinheitsstufe an) Einblick gibt. Wirklich fremd ist sie uns allerdings schon lange nicht mehr: Dank Filmen wie »Traffic« oder »Sicario« und Serien à la »Narcos«, »Gomorrha« oder auch »The Wire« kennen sich interessierte Zuschauer bestens aus, was illegale Drogengeschäfte angeht. Auch die an der Serie Beteiligten haben einschlägige Erfahrungen: Als Vorlage diente einmal mehr ein Buch von Roberto Saviao, der auch als Executive Producer beteiligt ist, und Schöpfer sowie Regisseur der ersten beiden Folgen ist Stefano Sollima, der zuletzt »Sicario 2« inszenierte und auch schon für »Gomorrha« verantwortlich zeichnete.
Überhaupt ist hier unübersehbar viel Talent – und Geld – am Start gewesen. Die rund um die Welt entstandenen Bilder sind eindrucksvoll und zeugen davon, dass keine Mühen gespart wurden; der bisweilen arg präsente Score stammt von der Film- und Serien-erfahrenen Band Mogwai. Auch das Ensemble kann sich sehen lassen, aus dem Andrea Riseborough in Hochform heraussticht, als leider einzige relevante Frauenfigur.
Umso bedauerlicher, dass »ZeroZeroZero« trotzdem kein ganz großer Wurf geworden ist. Die Figuren (vor allem die nicht-englischsprachigen) gewinnen – kein ganz neues Problem bei Saviano-Adaptionen – zu wenig Konturen, was keine ideale Kombination ist mit einem altbekannten Setting und einem Plot, der nicht zwingend eine achtstündige Serie erfordert, sondern auch als Spielfilm funktioniert hätte. Die daraus resultierende Langsamkeit erscheint immer wieder eher frustrierend als bezwingend, woran auch Sollimas üblicher Hang zu ausufernder Brutalität nichts ändert.
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