05/2019
In diesem Heft
Tipp
Die Serie »Turn Up Charlie« ist ein Herzensprojekt von Idris Elba, der erstens seine komödiantische Seite zeigen und zweitens sein DJ-Hobby mit der Schauspielerei verbinden wollte. Das Ergebnis ist durchwachsen
Auch in der zweiten Staffel erzählt die Serie »The OA« eine völlig abgedrehte Geschichte ganz ohne Ironie, dafür mit absoluter, ja psychotischer Stimmigkeit
28. Mai bis 2. Juni, Frankfurt – Das weltweit größte Festival des japanischen Films serviert in seiner 19. Ausgabe ein vielschichtiges Programm. Gezeigt werden unter anderem Manga-Verfilmungen wie »Inuyashiki« und der Berlinale-erprobte »And Your Bird Can Sing«. Der Regisseur und Schauspieler Shinya Tsukamoto wird die Ehrenauszeichnung des Festivals entgegennehmen, die Retrospektive würdigt die Schauspielerin Ayako Wakao, die in Filmen von Yasujiro Ozu und Kon Ichikawa mitwirkte.
28. Mai bis 2. Juni, Krakau – Dem Dokumentar-, Kurz- und Animationsfilm widmet sich das polnische Festival, das in seine 59. Ausgabe geht. Den Wettbewerb eröffnet »The wind. A documentary thriller« von Michał Bielawski. Der alljährliche Musikdoku-Wettbewerb umfasst Beiträge über Steven Tyler, Die Toten Hosen und Kate Nash. Eine Sondersektion befasst sich in diesem Jahr mit Filmen aus Finnland.
28. Mai bis 2. Juni, Freiburg – Alle zwei Jahre findet seit 1985 das Freiburger Filmforum statt. Als Festival des transkulturellen Kinos will es Einblicke in weniger bekannte Film- und Lebenskulturen bieten. In diesem Jahr liegt ein Schwerpunkt auf der Beschreibung gesellschaftlicher Ungleichheit. Im Rahmen der »students’ platform« werden Debütfilme präsentiert. Die Anthropologin Lisbet Holtedahl kommt mit zwei Filmen, die sich mit Polygamie und feudalen Strukturen in Kamerun befassen.
14. bis 25. Mai, Cannes – Für anderthalb Wochen richtet sich die Aufmerksamkeit der Filmöffentlichkeit Mitte Mai wieder auf eine kleine französische Küstenstadt. Seit 1946 bestehend ist Cannes das renommierteste Festival der Welt, was sich am exklusiven Programm ablesen lässt. Auch die Jurys haben stets internationale Strahlkraft, der diesjährige Präsident ist Alejandro González Iñárritu.
9. bis 12. Mai, Berlin – Zum 14. Mal findet in Berlin das XPOSED statt, dessen Filme sich inhaltlich mit Themen jenseits der heterosexuellen Norm befassen. Das Festival zeigt aktuelle Produktionen, kurz wie lang, gern auch kombiniert mit älteren Filmen in gemeinsamen Screenings. Ein Wettbewerb kürt zudem die besten Kurzfilme.
8. bis 19. Mai, München – Das bayrische Dokumentarfilm-Festival gehört zu den größten seiner Art in Europa. 150 Dokumentarfilme an 20 Spielorten, darunter nicht nur Kinos, sondern auch andere Orte kulturellen Lebens wie das Deutsche Theater. Auf dem Programm stehen unter anderem »Verteidiger des Glaubens« über Papst Benedikt XVI., »Mission Lifeline« über Seenotrettungen auf dem Mittelmeer und »Woodstock«, der das legendäre Musikfestival aus Zuschauersicht betrachtet. Die Retrospektive widmet sich in diesem Jahr dem Werk von Heddy Honigmann.
7. bis 12. Mai, Dreiländereck – An 20 Spielstätten in Deutschland, Polen und Tschechien ist das Neiße Filmfestival zu einer grenzübergreifenden Werkschau der Filmkunst der drei Länder geworden. Entstanden ist es durch eine Zusammenarbeit von drei Filmclubs aus der Region. Anatol Schusters »Frau Stern« eröffnet das Festival und den Wettbewerb. In diesem Jahr gibt es einen Fokus auf dem »Homo politicus« mit Beiträgen, die die politische Entwicklung der letzten Jahrzehnte aufarbeiten. Neu ist auch ein Filmworkshop, der das internationale Publikum im Rahmen eines Dokumentarfilmprojektes ins Gespräch bringt.
2. bis 5. Mai, Berlin – Als erstes Festival, das sich ausschließlich dem deutschen Genrefilm widmet, möchte die Genrenale das Filmschaffen vom Action- über Science-Fiction- bis hin zum Horrorfilm zeigen und fördern. Daher bietet das Festival neben einem kuratierten Programm, bestehend aus deutschsprachigen Genrefilmen, auch einen Genre Pitch an. Hier können sich Projekte einer Fachjury präsentieren und unmittelbar Feedback erhalten.
1. bis 6. Mai, Oberhausen – Mit über 600 Filmen und Gästen aus aller Welt wartet die 65. Ausgabe der Kurzfilmtage auf. Etliche Werke sind Premieren und konkurrieren in fünf Wettbewerbssparten um insgesamt knapp 42 000 Euro. Zu den vielen anderen Sektionen gehört auch eine Rückschau auf das Kurzfilmschaffen des berühmten russischen Regisseurs Alexander Sokurov, der selbst zu Gast sein wird. Ein großes Themenprogramm mit über 100 Beispielen befasst sich zudem mit Filmtrailern
Es geht um die Nachstellung eines historischen Ereignisses: des Massakers an den Juden in Odessa 1941. Zwischen 1941 und 1944 deportierte und ermordete die rumänische Armee unter dem Diktator Ion Antonescu über 300 000 Juden und Roma
am So., den 26.5. in Frankfurt am Main – epd Film-Redakteur Rudolf Worschech spricht mit dem Regisseur Uli Gaulke über »Sunset Over Hollywood«
Thema
Er hat zuletzt internationale Serien gedreht: »The Terror«, »Patrick Melrose«. Nun bringt der Autor und Regisseur Edward Berger wieder einen Film ins deutsche Kino. Und berichtet über die Unterschiede der Kulturen
Unsere "steile These" des Monats Mai
Mit Mitte dreißig kam Pierre Deladonchamps in »Der Fremde am See« groß heraus. Er spielt gern solche körperlichen Rollen, hält sich aber auch für gediegen bürgerliche Filme offen. Wie aktuell »Das Familienfoto«
Während die Parteien über den Brexit streiten, gehen die Filmemacher dahin, wo das Elend entstanden ist: an die Basis. Über den britischen Realismus in aktuellen Filmen wie »Ray & Liz«
Netflix hat 4 000 Filme. Bei »Video-City« finden Sie 60 000. Ein Plädoyer für den Erhalt der DVD und der Videotheken
Es wurde in ganz Europa demonstriert, fünf Millionen haben dagegen unterschrieben. Wie kann eine Urheberrechtsrichtlinie solche Leidenschaft auslösen? Über die besonders heiklen Auflagen der EU-Reform unter besonderer Berücksichtigung der Bildmedien
Meldung
Die 33. Ausgabe des Bolzano Film Festival Bozen fand vom 09.-14.04.2019 statt
Die Preise des Kirchlichen Filmfestivals (20.-24.03.2019)
Filmkritik
Mit zwei Stunden etwas lang erscheinender Dokumentarfilm, der die Proteste rund um den Hambacher Forst aus der Innenperspektive der Demonstranten nachzeichnet: »Die rote Linie«
Auch die jüngste Regiearbeit des Kameramanns und Regisseurs Lars Barthel verknüpft persönliche Beziehungen mit Motiven einer politisch geladenen weltweiten Recherche: »Get Me Some HAIR!«
Eine junge Amerikanerin freundet sich mit einer alternden Französin an – die sich jedoch als Stalkerin entpuppt. »Greta« ist ein hervorragend besetzter, aber einfallsloser, B-Thriller vom einstigen Meisterregisseur Neil Jordan
Der französische Dokumentarfilmer Nicolas Philibert ist spezialisiert auf die Erforschung von Institutionen, die sich vor seiner Kamera zu einem Mikrokosmos entfalten. Nun begleitet er in »Zu jeder Zeit« eine Klasse angehender Krankenschwestern und -pfleger in ihrem ersten Ausbildungsjahr. Die minutiöse Chronik des zu erlernenden Alltags verdichtet sich zur Hommage an einen Beruf
Hatun Aynur Sürücü fiel im Jahr 2005 einem sogenannten Ehrenmord zum Opfer, weil sie sich von der Tradition ihrer streng gläubigen kurdisch-türkischen Familie gelöst hatte. Die Geschichte dieser jungen Frau erzählt die Regisseurin Sherry Hormann in »Nur eine Frau« radikal aus deren Sicht
Am Rande Reykjaviks löst der Streit um einen Baum einen immer weiter eskalierenden Nachbarschaftskrieg aus. Sorgsam konstruiertes, betont unaufgeregt erzähltes Familiendrama mit schwarzhumorigen Anteilen. Die Figuren bleiben seltsam fremd
Drei Geschwister kommen sich in ihrer Sorge um die pflegebedürftige Großmutter wieder näher: »Das Familienfoto« ist eine Ensemblekomödie, in der auf subtile, oft tragikomische Weise die konfliktreichen Beziehungen innerhalb einer Dreigenerationenfamilie ausgelotet werden
Wir sitzen sehr direkt mit im Klassenzimmer und erleben Jugendliche, die sich auf unterschiedliche Weise bemühen, in Deutschland heimisch zu werden: »Klasse Deutsch«
Mit großartigen Landschaftsaufnahmen erzählt der Film von der 83-jährigen Edie, die sich aufmacht, einen der höchsten Berge Schottlands zu erklimmen, bleibt dabei aber allzu sehr auf ausgetretenen Pfaden
Henrika Kull erzählt in ihrem Abschlussfilm die Geschichte einer Liebe über Gefängnismauern hinweg. In seinem dokumentarischen Stil aber bleibt »Jibril« etwas zu ausschnitthaft
Auch wenn der Film nur so tut, als würde er Mäuschen spielen beim Tee-Kränzchen mit Judi Dench, Maggie Smith, Eileen Atkins und Joan Plowright, genießt man in dieser illustren Gesellschaft selbst noch die Pseudo-Spontaneität, in der die Damen hier über ihre Karrieren und Lebenserfahrungen plaudern: »Tea with the Dames«
Nachdem Sven Taddicken schon in »Gleißendes Glück« die zerstörerische Kraft von Gewalt in der Beziehung erforschte, spürt er jetzt ausgehend von einer Vergewaltigung im Urlaub ganz behutsam den Nachwirkungen dieser traumatischen Erfahrung nach: »Das schönste Paar«
Mit einiger Verspieltheit und atmosphärischem Gespür gibt uns Uli Gaulke eine schöne Erweiterung des dokumentarischen Subgenres Altersheim-Porträt: »Sunset Over Hollywood«
Eine Mutter glaubt, dass ihr achtjähriger Sohn von einer dunklen Macht ausgetauscht wurde und sie nun bedroht. Lee Cronins verschenkt die faszinierende Ausgangsidee an oberflächliche Schockeffekte, die seinem Film »The Hole in the Ground« jegliche psychologische Tiefe rauben
Ein einstiger Aktivist hat sich in den Norden des Iran zurückgezogen und eine Fischfarm aufgebaut. Sein Unwillen zur Bestechung beschwört eine Spirale der Gewalt herauf. »A Man of Integrity« ist ein zorniger Film, der sich gegen ein institutionalisiertes System der Korruption richtet, aber auch Ambivalenzen deutlich macht
Eine universelle und doch einzigartige und voller Poesie erzählte Liebesgeschichte aus dem modernen Mumbai, inszeniert von dem in Deutschland lebenden, indischen Regisseur Kanwal Sethi, der hier subtil mit klassischen Bollywood-Elementen spielt: »Once Again – Eine Liebe in Mumbai«
Valerie Pachner spielt eine Unternehmensberaterin, deren Leben und Job aus dem Ruder laufen. Mitunter sehr gefühlvoll inszeniert, wirken manche Szenen in »Der Boden unter den Füßen« aber thesenhaft
Die Regisseurin Julie Bertucelli versenkt diesmal ihren Blick in die französische Provinz und versucht sich auf dem Terrain des Starkinos, mit gemischter Bilanz: Catherine Deneuve glänzt routiniert als Mutter, die sich vom Leben verabschieden will, während Chiara Mastroianni als ihre entfremdete Tochter unterbeschäftigt ist: »Der Flohmarkt von Madame Claire«
Ein Kriegsveteran gerät auf einer Karibikinsel in den Bann einer Femme Fatale. Was wie Neo-Noir beginnt, entwickelt sich zu einem Experiment jenseits aller Hollywood-Konventionen, das aber nicht ganz aufgeht: »Im Netz der Versuchung«
Ein Film zum wichtigen Komplex rechtsextremer Erziehungstraditionen, der leider an einer zu sehr auf Effekt setzenden Dramaturgie und bildpolitischen Fehlentscheidungen scheitert: »Kleine Germanen«
Lola Randl zieht mit Kind und Kegel von Berlin aufs Land und kauft dort eine alte Gärtnerei. In ihrem autofiktionalen Dokumentarfilm »Von Bienen und Blumen« nimmt die Regisseurin den Zeitgeist aufs Korn
Spannender Politthriller, in dem die Arbeitsprinzipien des deutschen Geheimdienstwesens anhand einer komplexen Fallgeschichte aus der Innensicht veranschaulicht werden. Mit guter Besetzung und routinierter Spannungsdramaturgie ist »Das Ende der Wahrheit«, mit wenigen Abstrichen, ein Beispiel für gelungenes Genre-Kino Made in Germany
Zwölf Jahre nach »Klassenleben«, seinem Porträt über eine Inklusionsklasse, trifft Dokumentarfilmer Hubertus Siegert in »Die Kinder der Utopie« die Protagonisten von damals wieder. Herausgekommen sind sechs Coming-of-Age-Geschichten und ein sympathisches Statement für inklusive Pädagogik
Melancholisches, wunderbar gefühlvolles Biopic über die späten Jahre von Stan Laurel und Oliver Hardy, grandios verkörpert von Steve Coogan und John C. Reilly. Um die erlahmte Karriere in Gang zu bringen, touren die beiden Anfang der 50er-Jahre durch England
Drei Geschwister am Wendepunkt: Das in Episoden erzählte Drama »All My Loving« über Lebenskrisen und Rollenverteilung ist glänzend gespielt und mit gutem Blick für das Komische im Tragischen inszeniert, hält aber streckenweise allzu sehr auf Distanz
Unter dem Surren der Nadel erzählen in einem Jerusalemer Tattoo-Studio Kunden jeder Couleur von sich. So entsteht im diesem Dokumentarfilm ein vielstimmiges Porträt der Stadt jenseits der eindimensionalen Nachrichtenbilder vom »Nahostkonflikt«: »Ink of Yam«
Richard Billingham macht aus der Not eine Tugend, indem er die erbärmlichen Umstände, die sein und seines Bruders Aufwachsen bestimmten, künstlerisch fruchtbar werden lässt. Zunächst in Gestalt seiner mittlerweile berühmt gewordenen Fotografien, nun in Form dieses Debütfilms. Die titelgebenden Protagonisten Ray & Liz sind zwar Billinghams Eltern, sein emotionales Zentrum aber ist die Einsamkeit des vernachlässigten kleinen Bruders Jason
Weder das Pathos, noch die penetrante Musik, noch der Sympathieträger Elias M'Barek können überspielen, dass Marco Kreuzpaintners Verfilmung eines bundesdeutschen Justizskandals, nach der Romanvorlage von Bestsellerautor Ferdinand von Schirach, überkonstruiert wirkt: »Der Fall Collini«
Ein lustig-schwungvoller Abenteuerfilm, in dem Kinder zu Tafelrittern werden und die schöne Tugend der Ritterlichkeit und Erwachsene die politische Metapher entdecken können: Das chaosumtoste Herausstolpern des Vereinigten Königreiches aus der EU ist allgegenwärtig, während Alex und seine Getreuen mit der bösen Fee Morgana um die Zukunft der Insel kämpfen: »Wenn du König wärst«
Der freundlich gesinnte Dämon Hellboy bekommt es mit der zerstückelten aber dennoch fidelen Blutkönigin Nimue zu tun, der der Sinn nach Weltuntergang steht. »Call of Darkness« ist ein seelenloses, überladenes Spezial-Effekt-Feuerwerk, das der auf Mythen und Volkssagen beruhenden Comicvorlage nicht gerecht wird
Kevin Kölsch und Dennis Widmyer haben all ihre Horrorfilm-Erfahrungen eingebracht und aus dem alten einen mäßig aufpolierten neuen Film gemacht
Komplexe dokumentarische Reflexion über das Bild im Zeitalter seiner digitalen Reproduzierbarkeit
Endlich mal kein Kampf um Weltherrschaft: Mit einer vor allem um Teenager kreisenden Geschichte gelingt der DC-Comic-Welt eine so bescheidene wie erfrischende Version eines Superheldenfilms
In Tim Burtons stark veränderten Remake des Disney-Klassikers »Dumbo« wird der Hauptfokus auf die Konflikte erwachsener Darsteller gelegt, wobei das allerliebst fotorealistisch animierte, fliegende Elefantenbaby auf den Status eines Maskottchens reduziert wird