06/2013
In diesem Heft
Filmkritik
Ein lesbisches Paar will Mutter werden. Anne Zohra Berracheds Film »Zwei Mütter« zeigt mit fast zu viel Realismus, wie schwer es den Frauen gemacht wird – von Ärzten, Juristen und Samenspendern gleichermaßen
Ein aus dem Gemüsebeet emporgestiegener Wunderknabe erlöst seine Wahleltern von der Sehnsucht nach einem Kind, nur um sie stattdessen mit dem Schwierigkeiten perfekter Erziehung zu konfrontieren. Was ein magisches Märchen sein sollte, verkommt unter der Regie von Peter Hedges zum penetranten Erziehungsratgeber
Mit unaufdringlichem Zeitkolorit erzählt Olivier Assayas von den gesellschaftlichen Umbrüchen seiner Jugend: Ein Lehrstück darüber, wie sich die Vergangenheit im Kino in Gegenwart verwandeln lässt.
Der Belgier Frédéric Fonteyne hat ein Händchen für Dramen in eng definierten Räumen. Sein neuer, charmanter Film spielt in einem Gefängnis, wo die allseits entdeckte Liebe zum Tango verkrustete Strukturen aufbricht
J. J. Abrams inszeniert seine zweite Neuauflage des alten »Star Trek«-Stoffes mit großem Selbstbewusstsein. Schlüssig baut er auf die Charakterentwicklungen seiner neuen Hauptdarsteller in »Star Trek: Into Darkness« auf und führt mit dem von Benedict Cumberbatch gespielten Terroristen einen erfrischend neuen Bösewicht ein
Komödie steht unter diesem Film – aber Papadopoulus und Söhne ist alles andere als knallig, sondern ein besinnlicher Film, der auf seine Art ein Statement zur griechischen Finanzkrise abgibt
Yousri Nasrallahs Spielfilm um einen armen Reiter und eine reiche Werbejournalistin ist glaubwürdig als fiktionales Dokument der – jetzt schon wieder ganz anders aktuellen – erhitzten Situation in Ägypten
Ein Haus, seine Architektur, seine Bewohner: ein Dokumentarfilm, der gleichermaßen von deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert handelt wie von der Frage, wozu Prominenz berechtigt
Vin Diesel und seine Multikulti-Gang jagen eine Bande von Terroristen: »Fast & Furious 6« ist ein temporeicher Actionfilm voller aberwitziger Stunts, souverän inszeniert
Schwungvolles, visuell perfektes, allerdings recht formelhaftes 3D-Animationsmärchenvon Chris Wedge (»Ice Age«) über ein junges Mädchen, das in eine wundersame Miniaturwelt hineingeschrumpft wird.
In zweierlei Hinsicht eine Zeitreise: einmal in die karge Bergidylle der Schweizer Alpen und dann 200 Jahre zurück zu den Ursprüngen einer schon vergessen geglaubten Legende
Über einen Zeitraum von 12 Jahren beleuchtet das temperamentvolle Liebesdrama die Geschichte eines Paares, bei dem sich der Mann entschließt, eine Frau zu werden. Kino der Emotionen, das, zwischen Videoclip und Nouvelle-Vague-Flair die Durchlässigkeit der Geschlechterrollen feiert
Bildmächtige Verfilmung des gleichnamigen Romans von Stephenie Meyer, die das Körperfressermotiv aufgreift und es mit den großen Gefühlen der Teenagerromantik auflädt
Wong Kar-wais langgehegtes Projekt »The Grandmaster« ist eine überaus selbstbewusste Hommage an das Genre des Kung-Fu-Films. Anhand der Biografie des Großmeisters Ip Man entrollt er ein Panorama der chinesischen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Tony Stark ist nach den Attacken des Mandarin und seiner Hintermänner auf sich allein gestellt und wird ziemlich malträtiert. Endlich mal ein gelungener Superheldenfilm mit viel Charme und hervorragenden Schauspielern
Eine musikalische Komödie vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs, das passt eigentlich kaum zusammen. Dennoch geht dieses Konzept in Wayne Blairs Kinodebüt erstaunlich gut auf. Die Soul-Hymnen der Aborigines-Girlgroup »The Sapphires« werden Ausdruck eines rebellischen Lebenswillens
Hinter der in viele Schichten zerlegten mythologischen Handlung steht Alain Resnais, der Meister des Illusionskinos mit einem Endspiel, das sich gewaschen hat. Das Vergnügen liegt zwischen den Zeilen und im Angesicht der bekannten französischen Altstars
Interessant ist in diesem Film weniger die Entwicklung der Hauptfigur als das Umfeld,in dem diese sich bewegt. Äußerst präzise und klischeereduziert tastet der Film die sich wandelnden Lebensbedingungen und Interessenskonflikte in der krisengeschüttelten ländlichen Provinz ab
In einem irrwitzigen Flow der Bilder schildert Terrence Malick die Liebe einer Pariserin zu einem grüblerischen Mann aus Oklahoma als Spiegel ethischer Zeitfragen. Ein forderndes, nicht immer schlüssiges Filmgedicht
Melancholisches Popstarvehikel mit Pete Doherty als angemessen verzweifeltem Liebesscheiterer, den nicht einmal Charlotte Gainsbourg von der Melancholie heilen kann
Derek Cianfrance erzählt in einer Art Triptychon von Vätern und Söhnen, Schicksal und Schuld. Ein großer Wurf ist es leider nicht geworden. Trotz mancher Qualitäten wirkt »The Place Beyond the Pines« seltsam blutleer
Bei ihrer dritten Begegnung verbringen Julie Delpy und Ethan Hawke einen Urlaub in Griechenland. Die Romantiker von einst sind in »Before Midnight« im Ehealltag angekommen und verhandeln auf charmante Weise Liebes- und Lebensdinge
Propaganda wie aus dem Kalten Krieg: Fiese Nordkoreaner besetzen das Weiße Haus. Doch haben die Rechnung ohne Gerard Butler gemacht! Antoine Fuqua liefert heftige Action und derart dumpfe Ideologie, dass der Film fast schon als Parodie durchgeht
Die niederländische Filmemacherin Nanouk Leopold erzählt mit gekonnter Zurückhaltung eine späte Coming-of-Age-Geschichte: der Bauernsohn Helmer (Jeroen Willems) emanzipiert sich von seinem sterbenden Vater
Die Österreicherin Barbara Albert meldet sich nach einer Regiepause zurück mit einem autobiografisch inspirierten Stoff, der in die NS-Vergangenheit führt. Genau und formbewusst inszeniert, aber mit deutlich konzilianteren Tönen
Im Dialog zwischen schriftlichen Selbstzeugnissen und dem malerischen Werk setzt sich zwischen Politischem und Privatem das Lebenspuzzle eines großen deutschen Malers zusammen
Um seinem Sohn eine zehnjährige Haftstrafe zu ersparen, lässt sich ein Transportunternehmer in eine Drogengang einschleusen. Regisseur Ric Roman Waugh nutzt die Action-Story mit Dwayne Johnson für einen bitterbösen Kommentar auf die Auswüchse des amerikanischen »War on Drugs«
Im Jahr 1976 wird ein britischer Toningenieur in Italien für die Arbeit an einem »Giallo« verpflichtet. Diese erweist sich mehr und mehr als ein Alptraum, der kafkaeske Züge annimmt und den ahnungslosen Briten in die Abgründe der Leinwand hineinzieht: »Berberian Sound Studio«
Alles da: Kunstszene und Fälschung, ein rachsüchtiger Kurator und ein cleverer Vergeltungsplan – trotzdem kommt »Gambit« nicht in die Gänge. Das mag daran liegen, dass Cameron Diaz und Colin Firth auf der Leinwand wie Feuer und Wasser daherkommen
Das Phänomen der Marienerscheinung führt den in Frankreich lebenden Filmemacher zurück nach Ägypten, wo er die Widersprüche im religiösen Leben seiner Landsleute aus erster Hand erfährt. Eine mitunter beißend komische Fake-Doku
Luhrmanns Adaption verschreckt die Literaturkenner mit 3D und übersetzt das »Roar« der »Roaring Twenties« mit erlesener, rauschhafter Popmusik von heute. Mehr Musikvideo als Drama, dafür mit der Wehmut des »Letzten seiner Art« aufgeladen. Und Leonardo DiCaprio spielt, als habe er Gatsby erfunden
Ein jüdischer Basketball-Trainer in den sechziger Jahren in der Bundesrepublik: trotz guter Darsteller eine etwas unausgegorene Mischung aus Holocaust- und Migrantenfilm
Die Patchworkfamilien-Hochzeitskomödie blendet durch sein A-Liga-Ensemble, mit dessen Ressourcen Regisseur Justin Zackham jedoch kaum etwas anzufangen weiß. Eine Art "American Pie" für die Ü40-Generation