Kritik zu Olympus Has Fallen
Das Weiße Haus in der Hand nordkoreanischer Extremisten! So absurd diese Prämisse auch ist, Antoine Fuqua wedelt in seinem Actioner kräftig mit den Stars and Stripes und liefert Wehrertüchtigung für Einfachgestrickte
Der Regisseur lässt keine Missverständnisse aufkommen: »Der Film vereint das Publikum mit einem kollektiven Gefühl des Patriotismus. Er ist aber auch als Warnung zu verstehen. Wenn wir unsere Deckung sinken lassen, kann alles passieren.« Die Kaltschnäuzigkeit, mit der Olympus Has Fallen diese Botschaft durchexerziert, ist erstaunlich. Wie eine Zeitkapsel aus den winterlichsten Tagen des Kalten Krieges kommt er daher, als Hymne an Heldenmut und Opferbereitschaft der wahren Amerikaner, martialisch, laut, brutal – und gänzlich ungetrübt von Ironie. Was einst die Russen waren, sind nun die Nordkoreaner. Sie nehmen das Weiße Haus ein und den Präsidenten als Geisel – und eine Riege von Stars tritt gegen die Invasoren an, darunter Melissa Leo, Angela Bassett, Aaron Eckhart als Präsident und Morgan Freeman als dessen Sprecher.
Die Hauptlast der Verteidigung ruht allerdings auf den breiten Schultern von Gerard Butler. Als Secret-Service-Agent Mike Banning ist er in Ungnade gefallen, weil er bei einem schweren Autounfall die Gattin des Präsidenten (Ashley Judd) nicht retten konnte. Ein gebrochener Held, der sich beweisen muss – im ideologischen Kontext des Films steht er für die ganzen USA: ein zerrissenes, von Selbstzweifeln geplagtes Land, das erst im Kampf gegen eine äußere Macht seine Einheit und Stärke wiederfindet. Bannings große Stunde schlägt, als in einer konzertierten Aktion wilde Horden von Nordkoreanern zuerst ein Massaker unter den Einwohnern Washingtons anrichten und dann im Handstreich das Weiße Haus (Codename: Olympus) einnehmen. Scheinbar harmlose asiatische Touristengruppen tauschen da plötzlich Fotoapparate gegen Kalaschnikows, Mülllaster werden als Panzerfahrzeuge missbraucht, und auch der Sicherheitschef des gerade zu einem Besuch eingetroffenen südkoreanischen Premiers entpuppt sich als nordkoreanischer Agent mit ausgeprägtem Hass auf den American Way of Life.
In Die Hard-Manier schießt, schlägt und würgt sich nun Manning durch die Geheimgänge des Weißen Hauses auf seiner Ein-Mann-Mission zur Rettung des Präsidenten, des Vaterlands – und letztlich der gesamten Welt, denn die fiesen Schlitzaugen bringen auch noch die US-Atomraketen in ihre Hand und wollen damit ein Inferno entfesseln. Zimperlichkeit ist da nicht angesagt. Der Held exekutiert und foltert genauso kaltblütig wie die Invasoren.
In seinen zahlreichen Actionsequenzen ist Olympus Has Fallen trotz einiger mauer visueller Effekte durchaus mitreißend. Fuqua beherrscht sein Handwerk, und auch Gerard Butler besitzt zumindest die physische Präsenz, um den Film zu tragen. Was Olympus dennoch zu Trash macht, ist seine grenzenlose Einfalt. Die Fülle an Klischees, Parolen und platter Symbolik von Flaggen und Lincoln-Büsten reizen bisweilen zum Lachen. Und obwohl das kürzliche Säbelrasseln von Kim Jong-un im Nachhinein fast wie eine irre Werbekampagne für diesen Film wirkt, ist doch der gesamte Plot so unglaubwürdig, die restaurative Arbeit am imperialen Selbstbild der USA so durchsichtig, dass er beinahe als Parodie durchgeht. Ein Ärgernis ist er dennoch.
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