Kritik zu Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

© Wild Bunch

Nach Julia Roberts in »Eat Pray Love« geht nun Simon Pegg in der Verfilmung des Romans von François Lelord auf einen Selbstfindungstrip um die Welt

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Wie der Romanautor François Lelord ist auch seine Figur Hector ein Londoner Psychiater. Hector (Simon Pegg) hat sich auf niedrigem Glücksniveau in einem äußerlich perfekten Leben eingerichtet – mit einer durchgestylten Wohnung, einer schönen Freundin (Rosamund Pike), die Namen für Medikamente entwirft, und vielen unglücklichen Patienten, deren Klagen sich jeden Tag in gleichmäßigem Strom über ihn ergießen. Im Grunde ist es eine Form der Midlife Crisis, die ihn erfasst, und aus dem Wunsch heraus, seinen Patienten helfen zu können, analysiert er auch seine eigenen Lebenszweifel.

Ähnlich wie sich in Peter Chelsoms Film »Funny Bones« der von Oliver Platt gespielte Tommy Fawkes in England auf die Suche nach den besten Komikern begab, sucht jetzt Hector auf der ganzen Welt nach Glücksrezepten. Tatsächlich markiert der Film auch eine Rückkehr des britischen Regisseurs zu seinen skurrileren Anfängen, nachdem er zuletzt recht glatten amerikanischen Mainstream bediente, etwa mit dem Richard-Gere-Tanzfilm Darf ich bitten? oder Hannah Montana: Der Film.

Gespielt wird Hector von dem britischen Komiker Simon Pegg, der in Filmen wie »Shaun of the Dead« und »Paul – Ein Alien auf der Flucht« jede Menge Kindmänner gespielt hat, die Schwierigkeiten mit dem Erwachsenwerden haben. Im Unterschied dazu wirkt er jetzt in Hemd, Krawatte und Strickjacke ungewohnt ernst und gediegen, sieht die Welt aber auch immer wieder mit den verzagten Augen des kleinen Jungen, der er einmal war, und vielleicht geht es auch darum, den kleinen Jungen und den großen Mann miteinander zu versöhnen.

Jedenfalls packt Hector seinen Koffer und begibt sich auf eine episodische Abenteuerreise von China über Afrika bis nach Los Angeles, in deren Verlauf er vielen verschiedenen Menschen begegnet, darunter Jean Reno als kolumbianischer Drogendealer und Stellan Skarsgård als dänischer Investmentbanker, und eine Fülle von Erkenntnissen sammelt, die den Film mit Zwischentiteln versehen. So vielfältig wie die Menschen, die er trifft, sind auch ihre Ansätze ans Glück. Die Begegnung mit einer jungen chinesischen Prostituierten weckt die Lust, mit zwei Frauen zu leben. Der Zusammenstoß mit afrikanischen Warlords legt nahe, dass existenzielle Ängste dem Glück im Wege stehen. Manchmal reicht fürs Glück schon ein Süßkartoffeleintopf, den man mit den ärmsten Kindern Afrikas isst. Und das Wiedersehen mit seiner ersten großen Liebe (Toni Collette) lehrt ihn, dass das Glück gewiss nicht in der Vergangenheit liegt. So vielfältig wie die Glücksrezepte sind auch die filmischen Mittel, mit denen Chelsom sie voller Witz und Ironie, zwischen tiefgründigem Ernst und beschwingter Oberflächlichkeit, umkreist. Weit davon entfernt, ein salbungsvoller Ratgeber zu sein, eröffnet der Film stattdessen viele kleine Schritte auf dem Weg zum Glück.

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