Kritik zu Eat Pray Love
TV-Spezialist Ryan Murphy adaptiert Elizabeth Gilberts Bestseller über eine Selbstfindungsreise durch Italien, Indien und Indonesien für die Leinwand und errichtet damit ein Merchandising-Empire der Extraklasse
Elizabeth Gilberts autobiografisches Buch »Eat Pray Love«, die flott und intelligent geschriebene Geschichte einer Frau »auf der Suche nach allem quer durch Italien, Indien und Indonesien« (so der Untertitel auch der deutschen Ausgabe), schien mit durchaus selbstironischen Passagen bei der überwiegend weiblichen Leserschaft einen Nerv zu treffen – über 150 Wochen stand es auf der Bestsellerliste der »New York Times«.
Die Gelegenheit, auf den Bucherfolg auch einen Hit an den Kinokassen folgen zu lassen, wollte man sich in Hollywood natürlich nicht entgehen lassen. Unter Sonys Patenschaft produzierte Brad Pitts Produktionsfirma Plan B den Film; Ryan Murphy, derzeit als Autor, Producer und Regisseur der TV-Serie »Glee« erfolgreich, führte Regie und schrieb zusammen mit seiner »Nip/Tuck«-Autorenkollegin Jennifer Salt das Drehbuch des mit Julia Roberts und Javier Bardem prominent besetzten Films. Ob der Plan, den Film mit großangelegten Marketingkampagnen, unter anderem einem drei Tage langen »EPL«-Einkaufsmarathon auf einem Home-Shopping-Kanal, dem weiblichen Publikum schmackhaft zu machen, aufgeht, wird sich zeigen. Weil die Sinnsuche Liz Gilbert durch malerische Länder führte, lässt sich vieles mit dem Film in Verbindung bringen, aus dem Kapital geschlagen werden kann: von Pastatöpfen, italienischen Kochbüchern und Olivenöl über indische Gebetsarmbändchen und Saris bis zu balinesischen Daybed-Liegen und brasilianischer Sambamusik. »Eat Pray Love« ist ein Glückfall für die Merchandiser: pseudospiritueller Selbstentdeckungsschmus mit kalkulierbarer Kaufrauschkonsequenz!
Der Film selbst ist dann eine nicht ganz unerwartete Enttäuschung: weder flott (zwei Stunden und 13 Minuten), noch besonders intelligent. Von der Gilbert'schen Selbstironie ist leider weder beim Regisseur noch bei seiner Hauptdarstellerin viel zu spüren. Es dauert gute 40 Minuten, bis Liz endlich in Italien landet. Dort, wie später in Indien, werden Stereotype in Stellung gebracht, und es wird sich mit puritanischer Vorsicht in Sachen Lebenslust geübt. Das sieht dann so aus: Zur Arie der Königin der Nacht aus Mozarts »Zauberflöte« isst Julia Roberts mit Mona-Lisa-Lächeln einen Teller Spaghetti; danach liest sie in einer italienischen Zeitung einen Artikel über Fettleibigkeit.
Das Vergnügen am Leben, das in Italien gelernt werden wollte, hat für den Indienaufenthalt im Ashram keine Konsequenz. Dort wird halbherzig meditiert, gerührt geweint (wie schon in Italien) und ein aus unerfindlichen Gründen am Seelenheil der Heldin interessierter Texaner namens Richard (Richard Jenkins) zuerst einmal abgewehrt. Wenn der am meisten anrührende Moment in einem Film über eine Frau, die sich selbst zu finden sucht, eine Szene ist, in der eine Nebenfigur, eben jener Richard aus Texas, ihre Geschichte erzählt, sollte spätestens das wohl ein Zeichen dafür sein, dass in »Eat Pray Love« etwas grundlegend verkehrt ist.
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