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Gerhard Midding

Es ist sein freier Tag. Viel lieber würde Divisionskommandeur Kotow ihn mit seiner schönen Frau verbringen. Tatsächlich lernen wir ihn als Bonivant und Charmeur kennen, der seinen Schnurrbart erwartungsvoll zwirbelt. Aber es kommt anders. Er muss einem absurden Schauspiel ein Ende setzen: Die eigenen Panzer drohen, die Ernte zu vernichten.

Gerhard Midding

Diesmal haben sich mir besonders die Szenen eingeprägt, die in der Morgendämmerung spielen. Das süße Leben trägt sich nachts zu, sie bilden also den Abschluss fast jeder Episode. Sie handeln vom Erwachen, obwohl die Nächte schlaflos waren. Einmal bricht der Tag ganz plötzlich an: im Trevi-Brunnen. Der Zauber verfliegt, aber magisch ist der Moment trotzdem.

Gerhard Midding

In »Die Ruhelosen«, der in dieser Woche anläuft, geht es darum, wie man mit der Unwägbarkeit lebt. Die manischen Schübe Damiens, die seine Familie erschüttern, bestimmen die Dramaturgie des ersten Teils, im zweiten überwiegen die depressiven Episoden. Warum nennt man diesen Zustand heute bipolar? Der alte Begriff klang noch nach einer Krankheit, der neue nach Geometrie.

Gerhard Midding

Hat er sich inzwischen durchgesetzt, wie Thierry Frémaux im Vorwort dieses großartigen Buches schreibt? Ich bin nicht sicher, ob Claude Sautet dieser Status gefallen hätte. Dazu ging er viel zu streng mit seiner Arbeit ins Gericht: Sein Kino ist ohne Zweifel und Vorbehalt nicht zu haben. Das spürt man in jedem der Gespräche, die Michel Boujut mit ihm geführt hat und die nun in deutscher Übersetzung unter dem Titel "Regisseur der Zwischentöne" vorliegen.

Gerhard Midding

Seit wann sind Banken auf Sponsoren angewiesen? Sie treten in der Regel doch selbst als solche auf. Andererseits ist die Weltbank kein gewöhnliches Geldinstitut. Die Motive ihres Sponsors hingegen scheinen auf den ersten Blick sehr gewöhnlich: Die „Hollywood Foreign Press Association“ erhofft sich Prestige und Publicity. Für den Auslandspresseverband geht es freilich noch um weit mehr.

Gerhard Midding

Heute früh kamen deprimierende Nachrichten aus Hongkong. Genau genommen waren es keine Nachrichten, sondern handelte es sich um ein Stimmungsbild. Im Morgenmagazin lief eine Reportage aus der Stadt, die seit 25 Jahren keine britische Kronkolonie mehr ist. Keine Spur mehr von der Unabhängigkeit, die noch für weitere 25 Jahre garantiert ist; der demokratische Elan scheint erstickt.

Gerhard Midding

Ein französischer Kollege berichtete mir einmal von ihrer Unermüdlichkeit. So etwas wie Jet lag kannte Agnès Varda nicht, sie konnte sich auf jede Zeitzone einstellen und blieb allerorten wach. Die beneidenswerte Gabe, stets in Topform zu sein, deutete er augenblicklich um in eine künstlerische Haltung: ihre unbeirrbare Neugier auf die Gegenwart.

Gerhard Midding

Für Sarah Polley müssen die Dreharbeiten zu »Die Abenteuer des Baron Münchhausen« eine Tortur gewesen sein. Die damals neunjährige Schauspielerin fürchtete um Leib und Leben, kam als Notfall ins Krankenhaus und und war mehrere Tage lang taub. Terry Gilliam ließ seine Hauptdarstellerin über die Klinge springen. Ich bin nicht sicher, ob es ihr mit Naomi Kawase besser ergangen wäre.

Gerhard Midding

Auf einem Filmset hat niemand Zeit. Jeder ist wichtig und steht unter Druck. Die grundlegenden Fragen des Lebens müssen aufgeschoben werden. Tomasz Berg, der als Arzt beim Dreh des Historienfilms engagiert wird, stellt sie sich dennoch. Der Klosterbruder, der als Berater der Produktion fungiert, würde sie ihm gern beantworten.

Gerhard Midding

Die zwei Ereignisse, auf die ich Sie heute hinweisen will, haben auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun. Es liegen Welten zwischen ihnen; sie unterscheiden sich in Graden der Aktualität und auch Tragweite. Aber gut möglich, dass das Publikum des einen sich auch für das andere interessiert.