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Gerhard Midding

Mittlerweile löst die Veröffentlichung eines neuen Films von Arnaud Desplechin offenbar unwiderstehliche Reflexe aus. Die angloamerikanische Presse winkt irritiert ab, die französische Kritik feiert ihn als als Meisterwerk, und die deutsche Cannes- Berichterstattung nimmt keine Notiz von ihm.

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Igor leidet an einer zerebralen Lähmung. Die Nabelschnur schlang sich um seinen Hals, seither fällt es ihm schwer, die Bewegungen seiner Gliedmaßen zu koordinieren. Das schränkt ihn in fast allen Lebenssituationen ein. Auf dem Lastenfahrrad jedoch, mit dem er frohgemut Biogemüse ausfährt, bewegt er sich wie ein Fisch im Wasser.

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Es gibt Irrtümer, die schleppt man jahrzehntelang mit sich herum. Dabei ließen sich einige unter ihnen mühelos ausräumen, wenn man nur genau zuhören oder -schauen würde. So stand ich bis vor einigen Tagen beispielsweise in dem Glauben, Josef von Sternbergs hitzige Japan-Eskapade trage den Titel „Die Sage von Anathan“.

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Ein Studienkollege von mir hatte bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Zbigniew Cybulski. Das lag daran, dass sie von entsprechender Statur waren und ihre Stirn und Mundwinkel eine gewisse Verwandtschaft aufwiesen. Entscheidender für diesen Eindruck war jedoch, dass beide eine große, getönte Brille trugen.

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Bevor der Weizen im Kino ein Nahrungsmittel sein kann, liefert er Konfliktstoff; sozialen allemal. Er ist ein kostbares Gut, um das gestritten wird. Seine Aussaat und Ernte sind mannigfach bedroht, von den Naturgewalten wie der menschlichen Gier. Er hört nie auf, doppeldeutig zu sein, zugleich Handarbeit und Metapher.

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In Cannes präsentieren sich derzeit stolz Kunst und Branche. Das Kino braucht diese festliche, glanzvolle Aufmerksamkeit vielleicht gerade mehr denn je. Aber wäre es möglich, dass Filmfestivals gar nicht dessen ureigene Idee sind? Stammt der auslösende Impuls nicht viel eher von den Tourismusbüros der Austragungsorte, oder gar von den dort ansässigen Hoteliers, die unbedingt die Saison verlängern wollen, im Falle von Cannes nach vor hin?

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Eine zum Glück nicht allzu verbreitete These zu Joe Hisaishis Filmmusiken lautet, sie kämen aus dem Synthesizer. Auch einige Kollegen hängen diesem Irrtum an. Man kann verstehen, weshalb. Sie klingen wie aus einem Guss.

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Heute beginnt das 75. Filmfestival von Cannes. Jurypräsident Vincent Lindon ist gespannt auf den Austausch mit seinen KollegInnen und hofft, im Wettbewerb Filme zu sehen, die etwas über den Zustand der Welt aussagen. Er hat sich vorgenommen, keine Interviews zu geben. Das sagt er zumindest im Interview, das er vor einigen Tagen „Le Monde“ gab.

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Es fiel verdammt schwer, Fred Ward nicht zu mögen. Er war immer zuverlässig zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Einen besseren Freund, Bruder, Vater oder Widersacher konnte man den Figuren, an deren Seite er auftrat, nicht wünschen. Seine Charaktere ruhten in sich, selbstbewusst, ohne überschüssige Komplexe oder Neurosen. Sie lebten ungezwungen ihr Leben und nahmen die Dinge ernst, wenn es nötig war.

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Die „Blaue Marilyn“ von Andy Warhol, die in dieser Woche für eine Rekordsumme bei Christie`s versteigert wurde, ist eine Überlebende. 1964 betrat eine Aktionskünstlerin namens Dorothy Podber Warhols Factory. Sie war mit einer kleinen Pistole bewaffnet und schoss auf einen Stapel von vier Marilyn-Porträts. Die Kugel blieb in einer der oberen drei stecken. Der vollständige Titel des Siebdrucks „Shot Sage Blue Marilyn“ erzählt von dieser sehr amerikanischen Spielart der Kunstkritik.