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Enrique Sánchez Lansch
Enrique Sánchez Lansch 61, Regisseur und Produzent, wuchs in Gijón, Spanien, und Köln auf, lebt seit 2002 in Berlin. Er dreht vor allem Dokumentarfilme, meist mit musikalischem Bezug – darunter der vielfach preisgekrönte »Rhythm Is It!«, »Sing um Dein Leben«, »The Promise of Music und Das Reichsorchester«. Sein neuer Film »Pol Pot Dancing« startet am 5.12
Der erste Film, den Sie im Kino gesehen haben?
»In 80 Tagen um die Welt« mit David Niven und Cantinflas. Damals war ich fünf Jahre alt und habe den Film mit meinen Eltern in einem riesigen alten Kino auf der Gran Vía in Madrid gesehen. Das war ein Riesenerlebnis, auch die Stimmung im Kinosaal und zu spüren, dass so viele Menschen da sind, mit denen wir gemeinsam schauen.
Welchen Film schauen Sie immer wieder?
Meinen jeweils letzten … »Pol Pot Dancing« habe ich jetzt bei Festivals mit dem unterschiedlichen Publikum schon neunmal komplett im Kino geschaut in den letzten Monaten. »8 Frauen« von François Ozon habe ich schon oft gesehen. Ich mag seine Filme sehr. Im Dokumentarfilm bin ich ein ganz großer Fan des amerikanischen Altmeisters Frederick Wiseman; ich habe besonders »La Danse« oder »National Gallery« oft geschaut und immer wieder neue Details entdeckt.
Welche Serie verfolgen Sie gerade?
Nach Serien, die ich sehr gern geschaut habe wie »Breaking Bad, »House of Cards«, »Fargo«, »Borgen«,» Follow the Money« oder auch britischen Miniserien wie »It’s a Sin« und »Years and Years« bin ich schon länger auf der Suche nach etwas Ähnlichem und freue mich über Tipps!
Welcher Film hat Sie zuletzt beeindruckt?
Der Dokumentarfilm »Tardes de Soledad/Afternoons of Solitude« von Albert Serra, ein Dokumentarfilm über Stierkampf, Gewinner beim Filmfestival von San Sebastián: Die Strenge des rein beobachtenden, erzählerischen Konzepts und der oft statischen Kamera führt zu einer großen Intensität des Erlebens. Ich muss zugeben, dass ich bei allem, was man gegen Stierkampf sagen kann und muss, diesem fast archetypischen Schauspiel auch eine gewisse Magie abgewinnen kann, gerade im Zusammenspiel mit der Reaktion des Publikums. Ich war nicht oft in meinem Leben beim Stierkampf und das letzte Mal ist schon sehr lange her, aber das erste prägende Erlebnis war, als ich sechs Jahre alt war. – Der letzte Spielfilm, der mich beeindruckt hat, war »Emilia Pérez« von Jacques Audiard, von dem ich schon viele hervorragend erzählte Filme gesehen habe.
Ein Film, auf den Sie sich freuen …
In dieser Herbstsaison ist das zum einen »Motel Destino« von Karim Aïnouz, dessen Filme ich fast alle gesehen habe, der einen starken visuellen Zugang hat und auch immer wieder sehr emotional erzählt. Und auf den neuen Almodóvar-Film freue ich mich, »The Room Next Door«, sein erster englisch-sprachiger Film mit den fantastischen Schauspielerinnen Julianne Moore und Tilda Swinton.
Ihr/e Lieblingsschauspieler/schauspielerin?
Moore und Swinton zählen auf jeden Fall zu meinen Top Five. Aber ganz oben sind Meryl Streep und Isabelle Huppert.
Wer oder was ist unterschätzt?
Der künstlerische Dokumentarfilm. Vielen ist nicht bewusst, dass ein guter Dokumentarfilm genauso starke Kinoerlebnisse bescheren kann wie ein guter Spielfilm.
Ein Lieblingsfilm, der ein bisschen peinlich ist?
»The Queen of Versailles«, ein Dokumentarfilm über Aufstieg und Niedergang eines amerikanischen Unternehmers und seiner Familie. Es ist kein wirklicher Lieblingsfilm, aber ein Film, den ich gern geschaut habe. Eigentlich ist er viel zu voyeuristisch für meinen Geschmack, aber dabei doch sehr entlarvend.
Was sammeln Sie?
Nicht viel: Kunstpostkarten, Bücher … Über die Jahre bin ich jedoch dazu gekommen, mir bei Büchern eine Grenze zu setzen. Es kommen also nicht nur neue Bücher hinzu, sondern ich lerne auch, mich von Büchern irgendwann wieder zu trennen … Am liebsten, indem ich sie jemand schenke, bei dem/der ich weiß, dass sie auch gelesen werden.
Ihr Lebensmotto? Oder Lieblingszitat?
Carpe diem – nutze den Tag!
Der beste Platz im Kino?
Direkt am Gang, eher im hinteren Drittel. Das Gefühl, dass ich ohne zu stören früher gehen könnte, ist beruhigend – auch wenn ich selten davon Gebrauch mache.
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