Kritik zu Die Tribute von Panem – Catching Fire
Hoffnung keimt auf im Staate Panem: In der Verfilmung des zweiten Teils von Suzanne Collins' »Hunger Games«-Trilogie muss Katniss zurück in die Arena
Die Machtverhältnisse im post-apokalyptischen Staate Panem sind sehr klar verteilt: Von der dekadenten Hauptstadt Kapitol aus beherrscht ein totalitäres Regime die zwölf weitgehend verarmten Distrikte mit eiserner Hand. Karge Städte, düstere Winterlandschaften und Soldaten in weißen Plastikuniformen, die ein wenig an die Sturmtruppen der Star Wars-Filme erinnern, dominieren die Szenerie. Wie im ersten Teil Die Tribute von Panem in ganzer Grausamkeit vorgeführt, zwingt die Regierung die Distrikte jedes Jahr jeweils einen Jungen und ein Mädchen als »Tribute« zu einem perversen Spiel auf Leben und Tod in eine künstlich geschaffene TV-Kampfarena zu schicken. Als strahlende Sieger traten im ersten Teil dabei bekanntlich Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) und Peeta Mellark (Josh Hutcherson) hervor. Dass ihr Triumph nicht ganz im Sinne der Herrschenden war, deutete sich aber bereits an.
In Catching Fire wird deshalb eine weitere Tradition vorgestellt: Alle 25 Jahre finden die »Hunger Games« nämlich in einer Variante statt, die gebührend an die Niederschlagung einer Rebellion vor 75 Jahren erinnern soll. Und mithilfe einer neuen Regel plant Präsident Snow (Donald Sutherland) den in den Distrikten brodelnden Aufständen den Wind aus den Segeln zu nehmen: Die Champions vergangener Jahrgänge aus allen Distrikten müssen in die Arena zurückkehren, um nochmal gegeneinander ums Überleben zu kämpfen. Die Botschaft ans Volk scheint deutlich: Nicht einmal die Stärksten unter euch können dem Kapitol das Wasser reichen, sondern werden gezwungen, sich vor den live-übertragenden Fernsehkameras gegenseitig zu töten. So finden sich auch die beiden Vorjahressieger Katniss und Peeta in der Arena wieder, um ihr nacktes Leben zu verteidigen.
Katniss bekommt mithin die Konsequenzen ihres furiosen Auftretens in der »Hunger Games«-Arena zu spüren: Durch ihr impulsives und aufsässiges Handeln ist sie zur Symbolfigur einer neuen Rebellion herangewachsen und deshalb längst als das eigentliche Opfer im aktuellen mörderischen Spiel vorgesehen. Jennifer Lawrence spielt die Protagonistin einmal mehr als ein einfaches, natürliches Mädchen, das immer ein wenig verloren anmutet und sich seiner Strahlkraft als Anführerin bis zuletzt nie bewusst scheint.
Die dystopische Vision des Films arbeitet sich in fast irritierender Mischung von Oberflächlichkeit und Sozialkritik an der modernen Medienlandschaft genauso ab, wie man sie als Fanal vor repressiver Politik und Überwachungsstaat lesen kann. Im Licht aktueller Themen wie NSA-Abhörmethoden oder der Unterdrückung sozialer Bewegungen in vielen Teilen der Welt erhält der Film eine überraschend aktuelle Brisanz: Die Szenen von martialischen Polizeiaufmärschen und der brutalen Niederschlagung aufkeimender Protesten erinnern dabei teilweise erschreckend an die Bilder, die uns zuletzt von den Protestbewegungen aus der Türkei oder Brasilien erreichten.
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