Kritik zu Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1

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Ein Mainstream-Franchise, das sein junges Publikum ernst nimmt: Im dritten Teil der Filmserie nach den Romanen von Suzanne Collins wird die Rebellion gegen das Kapitol weiter vorbereitet

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»Wenn wir brennen, brennen Sie mit!«, schleudert Katniss (Jennifer Lawrence) dem Herrscher im Kapitol entgegen, und damit hat sie endgültig die Wandlung von der Heldin wider Willen hin zur Revolutionsführerin vollzogen. Dabei wollte sie am Anfang eigentlich nur ihre jüngere Schwester, später in der Arena ihren Partner Peeta und natürlich auch die eigene Haut retten. Aber solche persönlichen Motive und individualistischen Strategien reichen nicht mehr aus in dieser Welt, in der die Diktatur zu immer brutaleren Mitteln greift und sich der Widerstand gegen das totalitäre System formiert.

»Die Tribute von Panem - Mockingjay: Teil 1« (2014)

Im dritten Teil von Die Tribute von Panem – dem Kinofranchise nach der Romantrilogie von Suzanne Collins – geht es nicht mehr um das zynische Medienereignis der »Hungerspiele«, sondern um die Revolution und ihren Preis. Aber auch die Revolution braucht – wie jedes Mode- oder Kosmetik-Label – ein Gesicht. Und dieses Gesicht kann nach der Meinung des PR-Mannes Plutarch Heavensbee (Philip Seymour Hoffman in seiner letzten Rolle) nur Katniss sein. Aber ihre Versuche, auf der Studiobühne die Unterdrückten für den Aufstand gegen das Kapitol zu gewinnen, enden in einem hohlen Agit-Prop-Desaster. Erst als sie mit einer Dokumentarfilm-Crew auf das Schlachtfeld geht, wo gerade ein Krankenhaus bombardiert wird, kommt jenes revolutionäre Feuer auf, nach dem die Präsidentin der Rebellenbewegung (Julianne Moore) gesucht hat. Auch die Produzenten von Die Tribute von Panem konnten der profitablen Versuchung nicht widerstehen und haben den letzten Teil der Romanvorlage nach dem Harry-Potter-Twilight-Modell in zwei Kinofilme aufgeteilt. Diesem dritten Teil merkt man deutlich an, dass der erzählerische Bogen des Romans gewaltsam unterbrochen wurde. Der ganze Film hat eine lauernde Grundspannung, die innerhalb der zwei Kinostunden nicht wirklich aufgelöst wird. Aber gerade das macht dieses Vorspiel zum letzten Akt auch interessant.

»Die Tribute von Panem - Mockingjay: Teil 1« (2014)

Abgesehen von einer Handvoll kurzen Kampfsequenzen an der Erdoberfläche ist der Film im geheimen Distrikt 13 angesiedelt, wo die Rebellen in endlosen Katakomben einen unterirdischen Militärstaat aufgebaut haben. In dieser düsteren Welt geht es um die Grundfrage einer jeden Revolution, nämlich ob der höhere Zweck alle Mittel heiligt. In diesem Spannungsfeld muss sich Katniss als traumatisierte Heldin emotional und moralisch neu ausrichten. Und man kann es der Autorin Suzanne Collins nicht hoch genug anrechnen, dass sie den Zweifel und das Reflexionsvermögen tief in ihre weibliche Hauptfigur eingeschrieben hat. Denn auch wenn diese Katniss eine echte Kämpfernatur ist, hört sie als Kind der Diktatur nie auf, autoritäre Strukturen zu hinterfragen und das große Ganze mit dem Persönlichen abzugleichen. Erneut beweist sich Panem als ein Mainstream-Franchise, das sein (junges) Publikum ernst nimmt und ihm in diesem dritten Teil vor der finalen Schlacht noch einmal den Raum zur Reflexion gibt.

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