06/2019

In diesem Heft

Tipp

19. bis 23. Juni, Berlin – Zum zehnjährigen Bestehen der Kulturinstitution CinemaChile zeigt das Berliner Babylon Kino aus jedem Jahr einen chilenischen Autorenfilm, unter anderem von Sebastián Lelio, Sebastián Silva, Pablo Larraín. Bekannte Kuratoren wie beispielsweise Paz Lázaro vom Berlinale-Panorama haben die Auswahl getroffen. Begleitet wird die Veranstaltung von Regisseuren und Schauspielern.
28. Juni bis 6. Juli, Karlsbad – Das Karlovy Vary International Film Festival ist das größte Filmfestival Tschechiens. Neben den Wettbewerbsfilmen werden hier unter anderem Filme in den Kategorien »People Next Door«, »Another View«, »Imagina« oder »Midnight Screenings« gezeigt. Bei den etwa 200 internationalen Filmen handelt es sich oftmals um Erstaufführungen in Anwesenheit der Filmemacher.
27. Juni bis 6. Juli, München – Auf einem der größten Sommerfilmfestivals Europas laufen auch dieses Jahr über 200 Filme über die Leinwand. Ob in Retrospektiven, Hommagen oder Reihen – wie »Herzensangelegenheiten« in der Rubrik Neues Deutsches Fernsehen –, hier ist für jeden Zuschauergeschmack gesorgt. Ausgezeichnet werden »herausragende Persönlichkeiten des internationalen Filmschaffens für ihre Verdienste um die Filmkunst« mit dem CineMerit Award und vielen weiteren Preisen. Neben dem regulären Filmprogramm begleiten eine Open-Air-Reihe, das Kinderfilmfest und Partys das Festival.
20. bis 23. Juni, Frankfurt am Main – Erstmalig widmet sich eine Filmreihe den 1941 bis 1959 im Film noir tätigen Regisseurinnen. Das Filmkollektiv Frankfurt e. V. präsentiert eine einzigartige Auswahl an Spielfilmarbeiten der fünf Pionierinnen Muriel Box, Wendy Toye (beide aus Großbritannien), Edith Carlmar (Niederlande), Bodil Ipsen (Dänemark) und Ida Lupino (USA). Aus den verschiedensten internationalen Archiven ausgeliehen, werden die Filme in analogen und teils Unikatkopien vorgeführt.
12. bis 19. Juni, Emden und Norderney – Mit 100 Filmen auf sieben Leinwänden bietet das 30. Internationale Filmfest Emden-Norderney vor allem großes Publikumskino, bei dem die Zuschauer als Jury gefragt sind. In herzlicher, persönlicher Atmosphäre zeigt das Festival vor allem nordwesteuropäische Kinoproduktionen, darunter viele Filme aus Irland und Großbritannien.
4. bis 10. Juni, Hamburg – We love it short! Experimentell, schnell, offen und abstrakt: Der Kurzfilm ist wohl eine der künstlerischsten Filmformen – das 35. Internationale Kurzfilm Festival Hamburg zeigt das immer wieder. Neben dem internationalen und dem deutschen Wettbewerb werden in diesem Jahr Filme zum Thema »Lost in Translation« ausgezeichnet.
2. bis 8. Juni, Gera und Erfurt – Das Deutsche Kinder-Medien-Festival Goldener Spatz feiert in diesem Jahr seine 40. Ausgabe. Große und kleine Gäste erwarten Spaß, Spannung und Unterhaltung in den verschiedensten filmischen Ausführungen. Das Filmprogramm in Gera (2. bis 4. Juni) wird von verschiedenen Workshops begleitet, während das Programm in Erfurt (5. bis 8. Juni) durch Fachveranstaltungen ergänzt wird. Ein Highlight am 8. Juni ist der Familientag im CineStar Erfurt, an dem die von den Kinderjurys ausgezeichneten Filme angesehen werden können.
28. Mai bis 2. Juni, Freiburg – Unter dem Label »Festival of Transcultural Cinema« und mit dem Film »Tanzania Transit« startet das freiburger film forum in die diesjährige internationale Filmwoche. 30 Kurz- und Langfilme aus 22 verschiedenen Ländern wie Indien oder dem Kongo werden hier in Anwesenheit der Regisseure und anderer spannender Gäste präsentiert. Auch interessant: die Students’ Platform mit herausragenden Debüts.
In den Neunzigern machten die »Stadtgeschichten« nach Amistead Maupin mit ihrem queeren Figuren-Ensemble Furore. Auf Netflix startet nun die Fortsetzung mit den Charakteren von damals, um 25 Jahre gealtert
Der polnische Kriegsfilm »Sommer 1943 – Das Ende der Unschuld«
Flucht ohne Ausweg: »Galveston« von Mélanie Laurent
In Staffel 2 verliebt sich Fleabag in einen katholischen Priester
Vahid Jalilvands preisgekröntes Drama zeigt Menschen, die sich in einem Geflecht aus Schuld und falschen Entscheidungen verfangen
am Mi., den 05.06. in Frankfurt am Main – epd Film-Autor Ulrich Sonnenschein spricht mit Katharina Wackernagel und Jonas Grosch über ihren Film »Wenn Fliegen träumen«

Thema

Die Firma mit dem warmen Familienfeeling wächst und wächst. Nach Lucasfilm, Pixar und Marvel hat sie nun das Traditionsstudio Century Fox gekauft. Über Machtkämpfe in Hollywood – und wohin sie führen könnten
Unsere "steile These" des Monats Juni
Als kämpferischer, aber immer netter Pizzabote gewann Steven Yeun in »The Walking Dead« viele Fans. Aber ist das jetzt gelungene Diversitätspolitik oder Klischee? Sein neuer Film »Burning« führt den koreanisch-amerikanischen Schauspieler zurück nach Seoul. Hier kann er andere Facetten entfalten
Sie hat alles erreicht, ist einer der größten französischen Stars. Aber Juliette Binoche hat sich eine innere Freiheit bewahrt – und probiert gern etwas Neues. In diesem Monat ist sie mit »Zwischen den Zeilen« und »High Life« im Kino
Der japanische Animeregisseur Mamoru Hosoda räumt mit »Mirai« gerade überall Festivalpreise ab. Höchste Zeit, sich in sein Werk einzuarbeiten

Meldung

Und es wird doch gebraucht. Das Frauenfilmfestival Dortmund/Köln überzeugte unter neuer Leitung mit einem kämpferischen und ästhetisch überzeugenden Programm
Das goEast-Festival des mittel- und osteuropäischen Films stellt Anforderungen an den ­Zuschauer. Und es lohnt sich: In diesem Jahr zeigte es, was das Kino der Serie voraus hat – poetische Verdichtung
Das ­Festival war ein überzeu­gendes ­Plädoyer fürs ­Hinschauen
Der Deutsche Filmpreis ist der mit drei Millionen Euro Preisgeld höchstdotierte deutsche Kulturpreis. In diesem Jahr triumphierte »Gundermann« von Andreas Dresen
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen sind Deutschlands wichtigstes Festival dieser Art. In ihrer 65. Ausgabe stellten sie neben den diversen ­Wettbewerben das Frühwerk Aleksandr Sokurovs vor

Filmkritik

Jencquels Reise ins darniederliegende venezolanische Gesundheitswesen liefert straff geführte Illustration bekannter Missstände statt offener dokumentarischer Erkundung
Magisch buntes Kinodebüt von Xaver Böhm, das den Schauplatz Berlin im Angesicht des Todes als neoromantische Bilderwelt vorführt, dabei aber etwas zu wenig auf seine Geschichte achtet
Sehr unterhaltsame und gelungene Komödie mit Charlize Theron als US-Politikerin auf höchster Ebene und Seth Rogen als arbeitsloser Journalist, der als ihr Redenschreiber engagiert wird. Beide spielen ein »odd couple«, das sich näherkommt, wobei die traditionellen Geschlechterrollen vertauscht sind. Mit vielen Spitzen gegen die US-Politik und Mediengesellschaft sowie Hollywoods Stereotypen garniert, erfreut der Film auch in seinem Umgang mit Stil- und Statusgefälle des Paars
Jim Jarmuschs launige Zombie-Komödie macht kein Hehl daraus, dass sie als Metapher auf die katastrophale Weltlage verstanden werden möchte. Besetzt mit einem unschlagbaren Ensemble der üblichen Verdächtigen plus ein paar Neuzugängen, gibt es genug trockenen Witz, um über die holprige Pädogik hinwegzutrösten
Die Filmbio über die Jugend von »Herr der Ringe«-Autor J.R.R. Tolkien versucht, die Schlüsselmomente seiner Inspiration aufzuzeigen, was aufgrund der schwerfälligen Inszenierung und des blassen Hauptdarstellers Nicholas Hoult nur eingeschränkt gelingt
Ein Forscher im viktorianischen England entdeckt das »Missing Link«, ein Wesen zwischen Affe und Mensch. Visuell ansprechender Animationsfilm, der auf originelle Charaktere und gemessenes Tempo setzt
Eine Regisseurin inszeniert in Bukarest ein Stück über die Verstrickung Rumäniens in den Holocaust. Radu Jude (»Aferim!«) gelang ein vielschichtiger Film über Schuld und Verdrängung
Die schwedische Tragikomödie »Britt-Marie war hier« über eine Hausfrau, die sich mit über 60 neu erfindet, überzeugt vor allem durch Hauptdarstellerin Pernilla August, die diesem Frauenporträt stille Exzentrik verleiht
»Victoria«-Regisseur Sebastian Schipper schickt einen geflüchteten Kongolesen und einen Engländer durch Europa: ein holprig geratenes Roadmovie mit einer arg pädagogischen Flüchtlingsgeschichte, das als Buddymovie dennoch gut funktioniert
Der Film erinnert an die Blütezeit des jamaikanischen Reggae und lässt maßgebliche Vertreter dieser Stilrichtung musizieren und zu Wort kommen
Fredrik Gerttens Dokumentarfilm »PUSH« zur globalen Wohnkrise ergänzt die aktuellen Debatten, bleibt in der konkreten Analyse aber zu oft auf halber Strecke stecken
Im Dialog mit dem philippinischen Bilderstürmer Khavn de la Cruz erfindet Alexander Kluge sich auf seine unverwechselbare Art neu
Weil er die Scheidungsformel »talaq« auf die Mailbox seiner Frau brüllt, muss der gläubige Muslim Oray drei Monate getrennt von ihr leben. Mit seinem starken Debüt gelingt Akif Büyükatalays ein sozialrealistisches Kino der Zwischentöne, fernab vom Culture-Clash- oder Problemfilm-Duktus
Die bewegend erzählte Geschichte eines Teenager-Paares, das an einer seltenen und todbringenden Krankheit leidet, ist leider nicht ganz kitschfrei: »Five Feet Apart«
Eine weitere Folge der Serie aus dem Sonderdezernat Q für ungelöste Fälle. Carl Mørck und sein Assistent Assad lösen routiniert und ohne Überraschungen einen alten Mordfall. Der allerdings hat brennende gesellschaftliche Relevanz
Elton Johns Leben als musikalische Revue, für die er selbst den passenden Soundtrack geschrieben hat: Dexter Fletchers sympathischer Film bleibt allzu sehr den ausgetretenen Pfaden des Musiker-Biopics verhaftet
Eine Charakterstudie, die sich zu einem Thriller entwickelt, oder ein Thriller, der von sozialen Verhältnissen erzählt? Wahrscheinlich beides zugleich und noch mehr; »Burning« ist das Wunderwerk eines chamäleongleich in vielen Facetten schillernden Films, der selbst mehrfaches Sehen dankt
Eine junge Frau bewirbt sich im Budapest des Sommers 1913 auf eine Anstellung als Hutmacherin und gerät in undurchsichtige Machenschaften. Dank radikalem Stil wird das undurchsichtige Mysterydrama mit großen Hüten zur hypnotischen Reise in die Endzeit der K.-u.-k.-Herrlichkeit
Mit einer nuancierten Inszenierung und guten Darstellern werden in dem Musikdrama »Der Klavierspieler vom Gare du Nord« über ein Wunderkind aus der Banlieue, das an einem Klavierwettbewerb teilnehmen soll, zumeist erfolgreich Klischees überspielt
Eine gelungene Hommage an das legendäre Nudelsuppengericht, in der vor der gastronomischen Kulisse Singapurs familiäre Erinnerungsarbeit betrieben wird: »Ramen Shop«
Statt die Biografie chronologisch abzuarbeiten, überträgt Jean-Michel Vecchiet die überbordende Lebens- und Schaffensenergie des Modefotografen Peter Lindbergh ganz direkt in seine Filmbilder
Es geht um Beziehungen, Affären, Fiktion, Wahrheit und die Digitalisierung in Olivier Assayas' wortreicher, durchaus abgründiger Komödie »Zwischen den Zeilen« über die Pariser Literaturszene. Auch wenn die (gut gespielten) Figuren und ihr Narzissmus bisweilen nerven, ist das Ergebnis so unterhaltsam wie vielschichtig
Ein Arzt fühlt sich für den Tod eines kleinen Jungen verantwortlich – aber ist er es auch? Vahid Jalilvands konzentriert inszeniertes und meisterhaft gespieltes Drama »Eine moralische Entscheidung« verhandelt Gewissensfragen und ist am Ende vor allem ein bewegendes Plädoyer für Humanismus
An Bord eines Raumschiffes werden übergriffige Experimente durchgeführt, die die Überlebenden vor komplizierte Fragen stellen und dem Publikum schwer zu denken geben. Claire Denis erobert mit ihrem ungewöhnlichen Vertreter eines traditionsreichen Genres reizvolles Neuland: »High Life«
Klassische Märchengeschichte – Prinzessin verliebt sich in Bürgerlichen, Schwierigkeiten folgen auf dem Fuße, ein magisches Wesen muss helfen – trifft auf humorvollen Regisseur mit einem Händchen fürs Spektakel. Das Resultat ist eine unbekümmert farbenfroh exaltierte Fabel, die den Zauber zurück ins Morgenland bringt und das Publikum zum Schwelgen
Der Film porträtiert den Influencer Max Herzberg und seinen Kreis, der in Social-Media-Kanälen mit Gewalt und Exzess verherrlichenden Videos mit rechten Tendenzen erfolgreich ist. »Lord of the Toys« wird mangelnde Distanz vorgeworfen, aber er erweist sich als kluge und vielschichtige Doku über die dunklen Seiten der Generation Internet
Als eine Mischung aus »Hangover«, Louis-de-Funès und schrillem YouTube-Tutorial inszeniert der türkische Regisseur Emir Khalilzadeh diese Geschichte um ein junges Paar. Wohin sie läuft und was sie soll, versinkt in Albernheiten
Im dritten Teil der Filmserie um den von Keanu Reeves gespielten Profikiller verwandelt sich John Wicks Welt in eine kafkaeske Version unserer globalisierten Wirklichkeit. Eine spannende Entwicklung, die aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die routiniert inszenierten Actionszenen nicht an die Kampfchoreographien der früheren Filme heranreichen
Entfernt erinnert Bertrand Mandicos Spielfilmdebüt an William Goldings »Herr der Fliegen. Aber Mandicos grandiose visuelle Kompositionen sprengen von Anfang an jeglichen erzählerischen wie gesellschaftlichen Rahmen und beleben so die von Kenneth Anger und Jack Smith geprägten Avantgardefilmtraditionen der 60er Jahre neu
Der Anime »Mirai« von Mamoru Hosoda verwebt Themen wie Geschwisterrivalität, Geschlechterrollen und Generationenfolge, aber auch japanische Traditionen zu einer wunderbaren Filmerzählung über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Bedingungsgefüge
Nach 21 Vorläufer-Filmen ist das »Marvel Cinematic Universe« eine erstaunlich gut eingelebte Welt, in der sympathische Helden das tun, was sie am besten können: sich gegenseitig necken und die Welt retten

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