09/2011

In diesem Heft

Filmkritik

Eine unorthodoxe Mischung aus Polizeifilm und Provinzporträt. Brendan Gleeson und Don Cheadle sind im irischen Hinterland Drogenschmugglern auf der Spur. »The Guard« zeigt weniger Interesse an Genrekonventionen als am kauzigen lokalen Menschenschlag
Nach fünf Jahren Pause kehrt Aki Kaurismäki ins Kino zurück – mit einem wundervollen Retromärchen über herzensgute Melancholiker und clandestine Lebenswege
Mit einem brillanten Schauspieleraufgebot und sehr viel Herz und Gefühl lotet diese veritable romantische Komödie die Verrücktheiten aus, zu denen die Liebe Menschen in jedem Alter treibt
Eine Amerikanerin um die fünfzig verliebt sich während eines Kairo-Urlaubs in einen jüngeren Ägypter. Der Film der arabischstämmigen Kanadierin Ruba Nadda spielt mit der Möglichkeit eines anderen Lebens, ohne zum schwül-romantischen Märchen zu werden
Die Figuren in Giuseppe Piccionis Filmen treibt stets ein Gefühl des Ungenügens um. Auch diesmal verleiht er ihm mit melodramatischem Elan und elegischer Glätte Ausdruck: Die Begegnung zwischen einem Schriftsteller und einer Schwimmlehrerin mit dunkler Vergangenheit erzählt vom Glück und Verhängnis des Zögerns
Mit großen Schauspielern wie Renate Krößner, Hermann Beyer und Dieter Mann erzählt der Film von Demenz und den Auswirkungen auf die pflegende Familie, bringt sich aber durch die Zersplitterung der Erzählzeit um seine dramatische Tiefe
Dokumentarfilm über die Arbeit der Avantgarde- Köche des Restaurants »el bulli«, der sich ganz auf die (Forschungs-)Arbeit der Köche konzentriert. Ein spröder und faszinierender Einblick in die moderne Haute Cuisine
Materialreiche Agit-Prop-Doku, in der Valentin Thurn engagiert und praxisorientiert der massiven Lebensmittelvergeudung auf dem Planeten nachspürt
Es sieht so aus, als hätte unbedingt eine Trilogie (ein Produzententraum) vervollständigt und ein Drehbuch (Roger Willemsen) verfilmt werden müssen. Aber der Film bringt schonungslos die Textschwächen an den Tag – und sich durch völlig unmotivierte Bildeinfälle zusätzlich in die Bredouille
In seinem halbdokumentarischen Roadmovie spielt Regisseur Mathieu Amalric den Impresario einer amerikanischen New-Burlesque-Truppe, die durch Frankreich tourt. Eine Hommage an »starke« Künstlerinnen, die vielleicht ein neues Körperbewusstsein ausdrücken
Kann Freundschaft ohne Liebe aber mit Sex ein tragfähiges Beziehungsmodell sein? Wer auf diese Frage eine Antwort sucht, findet sie hier auf unterhaltsame Weise dargeboten – mit schnellen, prägnanten Dialogen und zwei herzhaft aufspielenden Hauptdarstellern – Mila Kunis und Justin Timberlake –, die auf ihre Weise gut zueinander passen
Versuch eines deutschen Endzeitfilms, der attraktiv als physisches Kino mit eindrucksvollen Bildern beginnt, jedoch schnell durch mangelhafte Figurenzeichnung enttäuscht
Aus Farbklecksen wird Kunst. Oder auch nicht. Corinna Belz’ beeindruckender Dokumentarfilm über den Maler Gerhard Richter zeigt, dass der Maler für das Scheitern offen sein muss
Der Angriff von Monstern aus dem All offenbart die Verletzlichkeit und das Heldentum von Londoner Ghettokids. Ein Mix aus Horror, Fun und Gesellschaftskritik aus der »Shaun-of-the-Dead«-Produzentenschmiede
Ein Wirtschaftsstudent taucht in die Stockholmer Unterwelt ein und versinkt im Sumpf des Verbrechens. »Easy Money« ist dynamischer Thriller und komplexes Sittenbild über die Mechanismen von Gier, Lügen und Gewalt; hard-boiled, doch mit vielen Zwischentönen
»Mein bester Feind« ist eine von Wolfgang Murnberger präzise inszenierte turbulente und temporeiche Verstellungskomödie um zwei Freunde, die auf gegensätzliche Seiten des österreichischen NS-Regimes geraten
Veit Helmer lässt Hightech (Weltraumbahnhof) und ursprüngliches Leben (Steppe) aufeinanderprallen, aber er schlägt keine Funken aus diesen Gegensätzen, sondern erzählt letztlich eine sehr biedere und nur leidlich unterhaltende Fabel vom Erwachsenwerden
Ein Film über eine junge, schöne Frau, die auf der Suche nach Rache zur Profikillerin wird: Eigentlich nichts Neues – wären da nicht Regisseur Olivier Megaton und seine Hauptdarstellerin Zoe Saldana, die diesen klassischen Genrestoff in ein schmerzlich schönes Kinogedicht verwandeln
Ulrike Ottinger verzaubert mit einem »Schneefilm« aus der japanischen Provinz, bringt durch ihre eingeschleusten Erzählebenen jedoch einige Verwirrung in ihren Film, der nach gewohnter Manier den Blick der Ethnographin mit dem der Künstlerin verschmelzen will
Cédric Klapisch, der sich in früheren Filmen als ein Utopist des sozialen Miteinanders zeigte, erzählt diesmal mit kämpferischer Inbrunst von der Unvereinbarkeit der Klassen. Zu klischeehaft
Simon Verhoeven knüpft nahtlos an seinen Erfolgshit von 2009 an und liefert eine deutsche Komödie der besonderen Art: keine Herrenwitze, keinen Analhumor, stattdessen Anrührendes, Lakonisches und Alltägliches
Nach dem Tod ihres Mannes muss eine junge Frau erkennen, dass er ein Doppelleben geführt hat. Regisseur Jan Schomburg gelang mit einer fantastischen Sandra Hüller ein faszinierender Debütfilm: das Porträt einer Frau in einer Ausnahmesituation
Geradliniger, konventioneller Politthriller um die Entführung eines ehemaligen KZ-Arztes in Ostberlin durch ein dreiköpfiges Kommando des israelischen Geheimdienstes. Grundsolides Unterhaltungskino
Kinderarbeit, Schweinedoping, Menschenhandel: Ein verhaltener Thriller über das Arbeitsmigrantenmilieu in Kuala Lumpur vom malaiischen Regisseur Woo Ming Jin mit einer fesselnden chinesischen Hauptdarstellerin
John Cusack als smarter, sympathischer Verlierer in einer uninspirierten »Casablanca«-Hommage, die in der historischen Kulisse von Shanghai am Vorabend des japanischen Überfalls auf Pearl Harbour angesiedelt ist
Zwei Männer allein im ewigen Eis. Der russische Regisseur Aleksei Popogrebsky reichert seine lakonische Studie über Einsamkeit und Lagerkoller mit subtilem Humor an
Auch nach unzähligen Verfilmungen hat Alexandre Dumas’ Roman noch nichts von seinem Reiz für das Kino verloren. Das stellt Paul W. S. Andersons spielerisch-comichafte, dabei aber auch zutiefst berührende Adaption eindrucksvoll unter Beweis, und das in 3-D-Bildern, die der Technik alle Ehre machen
Mit dem Ziel festzuhalten, was Beate Klarsfeld bewegte, als sie Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger ohrfeigte, hat Hanna Laura Klar ihren Dokumentarfilm gedreht. Darüber hinaus stellt sie eine ungeheuer sympathische Person vor
Der durch Genmanipulation mit einem Selbstbewusstsein gesegnete Schimpanse Caesar führt eine Revolution der Affen an. Mit diesem »Prequel« kehrt das moderne Science-Fiction-Kino zur moralisch-pädagogischen Haltung der frühen siebziger Jahre zurück

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