Kritik zu Planet der Affen: Prevolution
In Rupert Wyatts Fortsetzung des »Affen«-Franchises wird die Vorgeschichte zur Science-Fiction-Serie aus den siebziger Jahren erzählt: Wie es auf der Erde zum Aufstand der Affen gegen die Dominanz der Menschen kam
Der sprichwörtliche »Planet der Affen«, das wissen inzwischen alle Zuschauer, ist in Wirklichkeit ein zynisches Zerrbild unserer Erde. So wird im neuesten, mittlerweile siebenten Eintrag in der Planet-der-Affen-Filmografie auch gleich ganz auf den sonst üblichen Weltraumflug zu einem fernen Planeten verzichtet. Außerdem wird die aus heutiger Sicht überholt wirkende Gesellschaftskritik der alten Filmserie (1968–1973) in Planet der Affen: Prevolution durch das aktuell relevante Problem der Alzheimerkrankheit ersetzt. Hauptprotagonist des neuen Films ist Caesar, ein cleverer Schimpanse, der als Produkt der Pharmaforschung zur Welt kommt. Sein Adoptivvater Will Rodmann (James Franco) arbeitet als Wissenschaftler bei einem Unternehmen namens Gen-Sys, wo er an Primaten einen gutartigen Virus testet, der zerstörtes Hirngewebe regenerieren kann. Dieses potenziell gewinnversprechende Mittel gegen die neue Volkskrankheit Alzheimer wird jedoch auf Eis gelegt, als sich die Versuchsaffen plötzlich auffällig aggressiv verhalten. Die Tiere werden, eben bis auf Caesar, das neugeborene Schimpansenbaby, eingeschläfert. Doch Rodmann nimmt nicht nur Caesar bei sich auf, sondern forscht heimlich weiter und probiert das Medikament an seinem dementen Vater (John Lithgow) aus. Gleichzeitig bereitet ihm die Entwicklung des sich als hochintelligent erweisenden Caesar immer mehr Probleme.
Als eine der großen Attraktionen von Prevolution erscheinen die per Motion-Capture Verfahren animierten Affen. Doch zugleich sind diese vermeintlich lebensechten Digitalkopien auch die Schwäche des Films. Sicher haben die Programmierer von Weta Digital und der Schauspieler Andy Serkis mit seiner Capture-Performance des Caesar bemerkenswerte Arbeit geleistet. Weta und Serkis haben schließlich schon den verliebten Riesengorilla King Kong und den Gnom Gollum in der Herr-der-Ringe-Trilogie zum Leben erweckt. Aber den sympathischen Charme des Unperfekten, den die offensichtlichen Affenmasken auf den Gesichtern der Schauspieler in der alten Planet-der-Affen-Filmserie und auch in Tim Burtons Neuinterpretation aus dem Jahr 2001 versprühten, erreichen diese fotorealistischen, aber dafür etwas »seelenlosen« Digi-Affen nicht.
Planet der Affen: Prevolution kann sowohl als Prequel zu Burtons Remake gesehen werden, funktioniert aber auch als eigenständiger Neuanfang einer Serie, die bei Erfolg des Films beliebig fortgesetzt werden kann. Der hier erzählte Aufstand der Affen hat auf der Leinwand bislang so noch nicht stattgefunden. Dabei ist zu beobachten, wie die Sympathien des Publikums im Verlauf des Films vom menschlichen Protagonisten Will Rodmann auf den Schimpansenführer Caesar überspringen. Wir, die von einem latent schlechten Gewissen geplagten, vermeintlichen Herrscher der Welt, sitzen im Kino und vertreten immer mehr die Position der ausgebeuteten Affen. Auch wenn dies unser sicheres Ende bedeutet. Damit kehrt das moderne Science-Fiction-Kino für einen Moment zur moralisch-pädagogischen Haltung der frühen siebziger Jahre zurück.
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